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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: "Der Schwäbische Bauer auf der Bühne", [3]: ein Beitrag zur Kunde des schwäbischen, bezw. Ulmer Dialektes und Schuldramas
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0177

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169

nicht viel daraus und unternahmen einen frischen
fröhlichen Krieg gegen den Syrierkönig Ben-
hadad; wir erblicken hier n. n. — im vierten
Alle 11. Auftritt — eine Werbescene: ein Wer-
ber lägt die Trvinmel rühren und ruft: „Her-
zu! herzu! wer frisch Geld haben null", worauf
auch ein siebenjähriger Knabe mit den Worten
hergelaufen lviniuk: Ha! ha! wirbt man hier?
Seid ihr der Werber? ich null wich gerne unter-
halten lassen. Der Werber meint: Wer du?
du Fliegenbantscherle, kleines Bnzenniändle,
inan schilpt keine Psändlein iin Krieg, inan
schicsn nicht mit Küchlein, werde zuvor hinter
den Ohren trocken, du Gaunselmändlcin. Was
wühlest du können eine Muskete regieren? man
lädt dich für Pulver darein. Nimm du nur
dafür einen Stecken in die Hand und lern znvvr
gehen.
Knabe: Nur nicht so viel böse Worte; inan
muß mich zuvor doch exerzieren. Ob ich schon
jung und klein bin, frag ich doch nichts nach
einem großen
Werber: Nun weil du es begehrst dich
exerzieren zu lassen. Wohlan, so laß einmal
sehen. (Folgt das Exerzieren.)
Werber: Nun das hält' ich hinter dir nickt
gesucht: du passierst, wohlan; schulier dein Ge-
wehr und marschier mir nach! (Ab.)
Eine andere nicht minder possierliche Erschei-
nung ist ein Bote, welcher von einem argen
Hauskreuz geplagt ist und seinem gepreßlen
Herzen in folgender Weise Luft macht: „. . . Ich
laß mich noch richtig von ihr scheiden, oder ich
ziehe gar in Krieg: ich will lieber rillerlich im
Krieg sterben, als unter meines Weibes Joch
verderben. Ich habe gemeint, ich wolle mir eine
Ruh schaffen, und bin deswegen ein Bot worden,
aber jetzt iß's leider Gott erbarm'S ärger als
znvvr. Denn sie ängstet und quält mich für
Umfallen. Sie gicbt mir kaum halb genug zu
essen. Sie frißt das Fleisch und ich armer Lust-
schlncker muß mit der Wassersuppen vorlieb neh-
men. Ich hatte sie schon längst gern langer gesehen
und wollt' ihr den Himmel gern gönnen. Aber
ich sehe wohl, unser Herrgott mag sie noch nicht;
isr sie doch ans Eiden nichts nutz, was wird sie
aber im Himmel nutz sein? Sie ist wohl ein
Unhold und ein Zankeisen. Wie oft hat sie mir
die Ofenschanfel über den Kopf geschlagen, daß
ich habe müssen vier bis fünf Wochen zum Bar-
bierer geheii? Sie sanft sich alle Tage dreimal
voll, wie es eben die Weiber machen, die sv
eine durstige Leber haben Wenn ich von mei-
nem König meinen jährlichen Besoldnugswein
bekomme, so ist sie gleich das erste in dem
Keller, läßt ganze Häfen voll rnnslnnfen und
saust sich oft schon an der Stiege so voll, daß
ich sie muß heranstrageu. Die alle Wetter-
macheri» geht noch extra und setzt mir Hörner
ans. Sie ist Herr und ich der Narr in, Hause
und darf ich kaum das Maul gegen ihr anf-
ihnn. Wenn ich elivas sage, entweder sie solle
spinnen oder sonst etwas thnn, so hebt sie mich
an zii schänden und zu schmähen und will mich
mit der Oscnschnnfel zum Hause hiunusjagen.
Ich will gerne denen Pfaffen zu Ekron Geld
spendieren, so viel sie wollen, wenn ich nur ein-

mal meines bösen Weibes los käme." Die
Rache des Himmels ließ nicht lange auf sich
warte»: Ahab fiel im Kampfe und dis Hiinde
leckten, wie Elias prophetisch vorhergcsagt, sein
Blut, wie sie das des nnschnldigen Nabvth ge-
leckt hatten: sein Sohn Ahasins, längere Zeit
an einer tödlichen Krankheit darniederliegeud,
folgte ihm bald nach; das Ende der Jesabel,
welche von Hunden an der Master von Jezra-
Hel gefressen wurde, erleben wir aber in diesen,
Stücke nicht inehr. Nachdem so der Gerechtig-
keit Genüge geleistet, nachdem Elias noch vielen
Verfolgungen entgangen und noch viele Wunder
gewirkt, fährt er, dcS Erdenwalleus müde, in
feurigen, Wagen gen Himmel. Sein treuer
Jünger Elisäns sang ihn, mit den Propheteu-
kindern folgendes Triumph- und Baletlied nach:
Fahre von den ei!lei, Zeiten /
Du Elia himmelan /
Der du liebst die Ewigkeiten /
Und verkäst die Jainmcrbahi,
Ja der Jesabella Spott
Fohre hin zu deinem Gott.
Ob wir dich schon ängstig suchten
In den, Grünen / in den, Feld /
Könnt es doch gar wenig fruchten
Weil du wärest ans der Welt /
Ganz entronnen aller Schand /
In das rechte Vaterland.
Es wird dein Ruhm ewig bleiben
In der frohen Menschen Mund:
Man wird rühmen und beschreiben
Deine Thatcn / die uns kund /
Und was du erlitten hast /
Nun genieße deiner Rast.
Habe Dank für deine Lehren /
Du vvii Gott gesandter Mann/
Und daß du nnS wollen wehren/
Wann wir schreiten ab der Bahn
Gott ersetze solches dir/
In dem Himinel für und für.
Null, so lebe in dem Leben
Da man nichts von Sterben weiß
Mit erwünschter R„h umgeben
Sei und bleib dein Leib und Geist;
Lebt wohl in Freudeu-Saal
Bis wir folgen allzumal.
Das Stück schließt mit einem Epiloge an die
„hvchwohlgeborcnen,hochwvhlcdelgebvrenen,wohl-
edlen, gestrengen, wvhlehrwürdigen, edlen, festen,
ivvhlehrenfeste», großachlbaren, hoch- und wohl-
weisen, ehrenfesten, hoch- und wohlgelehrten, ehr-
samen, besonders respektive liochgebietenden pa-
rroni, mächtigen Beförderer, hochgeehrten Herrn
und Frei,nde," sowie an die „hochwohlgeborenen,
hochivohledelgeborenen, wvhledlen, edlen, hoch-
und vielehrenreichen, lugcndbegabte, ehrengeneigte
Frauen und Jungfrauen, allerseits geehrleste,
hochivertesie Anwesende," welch' letzteren, als Ge-
schlechtsgeiiosseu der Königin Jesabel, besonders
die Moral von der Geschichte zu Gemiite geführt
wird. —
An in erklingen.
') einar — hinein.
2) losa — horchen.
ch Verwendung — vielleicht — Wickel-
 
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