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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

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Bruderschaften und Bündnisse im Landkapitel (Wurzach-)Waldsee, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0077

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69

ten.H — Das im Gebrauch stehende Siegel
trägt ebenfalls die Figur des hl. Sebastian.
Das älteste vorhandene Mitglieder-
verzeichnis, angelegt vom Benefiziaten
(Bruderschaftskaplan) Fr. Ant. Michael
Bleyle (1781—1794) weist Namen in
alphabetischer Reihenfolge ans vom Jahre
1730 an; das entsprechende wichtigere
Tagebuch der Bruderschaft ist spurlos ver-
schwunden (vor ca. 15 Jahren). Die
fürstlich Wolfeggsche Familie hat seit 1754
durch eine Reihe von Mitgliedern der
Bruderschaft angehört, wie auch der gegen-
wärtige Fürst von Waldburg-Wolfegg samt
seiner hohen Gemahlin derselben ange-
hören. Wie schon oben bemerkt wurde,
hat Truchseß Georg gemeinsam mit Propst
Heinrich die Stiftuugsurkunde der Bruder-
schaft besiegelt.
Nach der noch vor-
handenen Brudei-
schaftörechuungvom
Jahre 1746/47 be-
trug das Kapital
der Bruderschafts-
pslege 13 014 sl.
36 kr. Damals stif-
tete Franz Valento
zur Pflege einen
Jahrtag mit 200 fl.
Für Spendbrot an
St.Sebastians-und
Johannestag wurde
ausgegeben: 36 kr.
Im Jahre 1754 stellte die Bruder-
schaft in der alten Sakristei einen eigenen
Altar auf. Auch besitzt sie eine authen-
tische Reliquie des hl. Sebastian
(Knochensplitter), welche jährlich am Se-
bastiansfest zum Küssen gereicht wird.
Wie auf dem Titelblatt des alten
Bruderschaftsbuches bemerkt ist, wurde
diese alle Vereinigung am 15. September
1784 von Kaiser Joseph II. gleich den
übrigen Bruderschaften zu Waldsee aufge-
hoben. Aus verkauften Bruderschafls-
0 Vgl. den Artikel „Brudcrschaftsmedaillen
aus Waldsee" von Ad. Horchler, Algäuer
Geschichtsfreund VI (1893), S. 57 f., 'vor-
auf die Redaktion den Verfasser aufmerksam
machte. Dort sind auch auf der Beilage zu Nr. 3
unter Ziff. 13 und 14 die Bruderschaftszeichen
von 1730 und 1777 in Lichtdruck abgebildet.
Weiter wird dort verwiesen auf Kuncze, Weihe-
münzen S. 375 und 428.


Fig. Sa (Avers). Wg. Sb (Revers).
Medaille von 1809.
(Rach Photographien von Lehrer A. Hagenineyer.)

geräten wurden 219 fl. 12 kr. gelöst. Die
Rechnungen der aufgehobenen Bruder-
schaften wurden weiter geführt. Der Ertrag
ihres Vermögens sollte zum Teil a» den k. k.
österreichischen Religions- und Studien-
fonds eingesendet werden. Doch hat Kaiser-
Leopold II. der Stadt dieses Vermögen ge-
lassen mit der Bestimmung, daß die Ein-
künfte für die Schulen und Armen ver-
wendet werde». Daher hatte auch die
Sebastiauspflege noch später zum Schul-
und Armenfonds beizutrageu. Am 11. März
1798 wurden ans ihr 349 sl. 19 kr. in
die Normalschnlkasse bezahlt. Durch Dekret
der K. Oberregieruug vom 12./17. Nov.
1810 wurde verordnet, daß die sämtlichen
Stiftungen der Stadt Waldsee miteinander
zu vereinigen seien unter dem Namen
Armenverwaltung. Darunter waren auch
die Bruderschafts-
Pflegen. Das Aktiv-
kapital der Seba-
stiansbruderschaft
betrug 1810/11
24 955 fl.
Die Bruderschaft
selbst war anno
1794 wieder gestat-
tet worden und lebte
wieder aufs neue
auf. Vorstand war
wieder der Seba-
stians- oder Stadt-
kaplan , dessen
Pfründe von allen ehemaligen sechs
Kaplaneipfründen in Waldsee allein für
sich fortbestand. Seine Belohnung war
bis 1801 50 fl., von da an 150 fl.
Später wurde ein Präzcptorat mit dieser
Kaplanei verbunden. Nur wenige der
früheren Brnderschaftskapläne sind be-
kannt. Wir lassen die Namen der uns
bekannten folgen.
Kaspar Nie ger (Reger), ca. 1500.
Georg Spörlin, 1576, noch zu An-
fang des 17. Jahrhunderts.
Jakob Veser, Konventual aus dem
Kloster Ochsenhauseu, 1642 Inhaber-
sämtlicher Kaplaneipfründen in Wald-
see.
Petrus Bachmayer, ch 18. Septcmber
1719.
Franz Johann Gessler, ch 15. März
1737.
 
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