Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

DOI Artikel:
Bruderschaften und Bündnisse im Landkapitel (Wurzach-)Waldsee, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0085

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Eberhardzell.
Wohl schon seit langer Zeit besteht hier
die Rosenkranzbruderschaft. In
einer Beschreibung vom Jahr 1826 wird
bemerkt, daß das StiftnngSjahr unbekannt
sei. Bruderschaftsbüchlei» waren früher
nicht im Gebrauch. An den Marienfesten
und Monatssonntagen wurden Prozessionen
abgehalten, von denen sich die Gemeinde
nur schwer trenne» konnte. Daher bat sie
1838 um die Erlaubnis, dieselben beibe-
halten zu dürfen. An den Samstagen
nach vier Marienfesten wurden Bruder-
schaftSjahrtage gehalten. Die Mittel hiezu
wie auch andere Ausgaben (10 sl.) wurden
bestritten ans dem an Festtagen und Mo-
natssonntagen abgegebenen und vom Hei-
ligenpfleger verrechneten Opfer, weil kein
eigener Fonds vorhanden War. Uebrigens
wollte man nach Einführung der neuen
Gottesdienstordnung kein Opfer mehr ob-
legen, und wenn es 1840 wieder geschah, so
hörte es später (1844) wieder ans. Auch
wurde daun außer dem Bruderschaflsfest
(Mariä Lichtmeß) das ganze Jahr hin-
durch an keinem Sonntag mehr eine be-
sondere Andacht gehalten — so noch vor
der Mitte des vorigen Jahrhunderts.
In einem Bericht ans dem Jahr 1818
werden noch „einige fromme Bünd-
nisse" zu Eberhardzell erwähnt, aber
nicht näher bezeichnet. Es waren Bünd-
nisse zu Gunsten der verstorbenen Mit-
glieder, für welche die Hinterbliebenen be-
stimmte heilige Messen lesen ließen (ähn-
lich den Bündnissen in anderen Pfarreien).
Früher beteiligten sich die Pfarrange-
hvrigen auch an auswärtigen Bruder-
schaften, besonders zu Mühlhausen und
Unter es send orf; 1818/44 nur noch
wenige. Umgekehrt hatte auch die Bruder-
schaft zu Ebcrhardzell Mitglieder in de»
umliegenden Ortschaften.
Eggmannsried.
In der früher vom Kloster Schussen-
ried besetzte» Pfarrei EggmannSried be-
steht die „Bruderschaft vom hoch-
heiligen Namen Jesu", lieber den
Ursprung und Zweck dieser besonders vom
Dominikanerorden verbreiteten Bruderschaft
enthält ein jetzt noch im Gebrauch stehen-
der Brnderschastszettel folgendes:

„Die Bruderschaft vom heiligen Namen
Jesu zählt ihren Ursprung — nach der
Geschichte davon — aus dem Prediger-
orden des hl. Dominikus in Frankreich
vom 13. Jahrhundert her. Um diese Zeit
nämlich wurden mit Gntheißen des Papstes
Gregor X. in allen Kirchen des Prediger-
ordenö unter Anrufung des heiligen Na-
mens Jesu Bruderschaften aufgericktet;
und so wurde diese Bruderschaft im' 16.
Jahrhundert und späterhin, auch in an-
deren Ländern und Ortschaften, in der
Absicht verbreitet, damit dadurch die dem
heiligen Namen Jesu gebührende Ehre
vermehret, die schändliche Gewohnheit aber
zu Lästern, Fluchen und Schwören aus
aller Menschen Munde und Herzen immer
mehr vertilget würde/")
Die Bruderschaft wurde von mehreren
Päpsten mit Ablässen begnadigt. In Egg-
mannsried selbst wurde sie eingeführt im
Jahr 1757 vom Dominikanerpater Mat-
thias Nidler. Die Mitglieder wurden in
ein Buch eingetragen; daö Verzeichnis,
welches bis 1757 zuiückreicht, weist als
die ersten Mitglieder auf: Gräfin Klara
v. Königsegg, regierende Fürstin zu Wald-
see, Gräfin Violanda v. Fugger zu Zinne-
berg, Fräulein Nosalie Freiin zu Schns-
senried.
Die Mitglieder sollen „jede Entehrung
und eitlen Mißbrauch Gottes und Jesu
Namens bestmöglich verhindern". Das
Jahresfest wurde am Neujahrstag gehalten;
jeden zweiten Sonntag des Monats fand
Prozession statt, wobei Schilde aus Holz
oder Blech mitgetragen wurden; jetzt noch
sind solche alte Schilde vorhanden. Bruder-
schaftszettel waren schon früher im Ge-
brauch; nach dem Tod eines Mitglieds
mußte der Zettel an den Einschreibeort
zurückgesandt werde».
In der brnderschaftöfeindlichen Zeit des
19. Jahrhunderts wurde die Brnderschafts-
feier eingeschränkt; 1829 wurde nur noch
am Titularfest Prozession abgehalten. Die
Bruderschaft selbst blieb jedoch bestehen.
Das Hauptfest war seit Einführung der
') Vgl. auch Beringer, Ablässe S. 581 ff.;
im Selbstverlag des Dominikanerkonvents zu
Wien erschien ein Büchlein über die Bruderschaft
vom heiligen Namen Jesu. — Obiges meist nach
güt. Mitteilungen des hochiv. Herrn Pfarrers
Ihle zu E.
 
Annotationen