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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

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Reiter, Joseph: Aus der Welt der Heiligen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0118

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gartach, OA. Heilbronn, Oberholzheim,
Obersteinach, OA. Gerabronn, Oehringen,
Stiftskirche, 1020, Peterzell, OA. Obern-
dorf, Rorgensteig, OA. Geislingen, abg.,
Unterböhringen, OA. Geislingen.
Nene Petmskirche (1902) in Gablen-
berg-Stnttgart.
Hohenzoller» : Benzingen, OA. Gammer-
tingen, Gauselfingen, OA. Hechingen,
Sigmaringendorf, Steinhofen, OA. Hech-
ingen, Weildorf, OA. Haigerloch.
Die Verehrung der heiligen Apostel-
fürsten Petrus nnd PaulnS fand schon
im ersten nnd zweiten Jahrhundert Ver-
breitung und ist in Deutschland seit dem
dritten nnd vierten Jahrhundert an ehe-
mals römischen Ansiedelungen beglaubigt.
Für die Wahl des hl. Petrus znm Kirchen-
patron ist in frühester Zeit der Umstand
von Einstich gewesen, daß die Glaubens-
boten, deren Mission von Nom ausging,
die »euerbauten Kirchen mit Vorliebe dem
hl. Petrus weihten (schon BonifatinS):
so mochten manche Peterskirchen Dom-
kirchen werden, und diese Domkirchm
dürften dann auch ihrerseits wieder die
Verehrung des Apostelfürsten befördert
habe». Auch der Einfluß der Kreuzzüge
läßt sich bei den PeterSkirchen öfters Nach-
weisen, da viele in jener Zeit erbauten
Krenzkirchen unter Anrufung des hl. Petrus
geweiht wurden, der selbst das Martyrium
des Kreuzes erduldet hat. Erschien es
nach Kampschulte im christlichen Mittel-
alter überflüssig, dem Npostelfürsten,
welcher nach der herrschenden Vorstellung
der ganzen Kirche angehörte, noch be-
sonders christliche Heiligtümer zu empfehlen,
so war es ganz natürlich, daß nach der
sogenannten Reformation, welche die Ver-
bindung der Christenheit mit dem Stuhle
Petri teilweise gelöst hatte, bei den Katho-
liken die Verehrung des hl. Petrus einen
neuen Aufschwung »ahm und auch in der
Wahl desselben zum Kirchenpatron öfters
zum Ausdruck kam. Endlich möchten wir
noch betonen, daß die alte» Benediktiner-
klöster, welche teilweise aus den schon an-
geg benen Gründen ihre Kirchen dem
hl. Petrus weihten, für die ihnen benach-
barten und teilweise auch unterstellten
Kirchen manchmal den hl. Petrus als
Kirchenpatron mögen vorgeschlagen haben.
Damit kommen wir zu den PeterSkirchen

110 —
nnserer Diözese. Wenn die Kirche von
Calw den beiden Apostelfürsten geweiht
wurde, so will unwillkürlich hier der Ge-
danke auftauchen, daß das Kloster Hirsau,
dessen Peterskirche in der Nähe stand,
seinen Einfluß werde geltend gemacht
haben. Und wie es hier der Fall sein
mochte, so konnte es auch bei manchen
anderen Kirchen gewesen sein, und eö
wäre gewiß eine hübsche Aufgabe, die
Spuren solchen Einflusses zu verfolgen.
— Petrus und Paulus waren die Kloster-
heiligen des Klosters Weißenburg im
Elsaß, und auch dieses Kloster führte bei
seinen ausgedehnten Besitzungen mancher
Kirche seine Patrone zu: wir denken da
an die Kirchen von Waldsee, Rente,
Laupheim, Oberholzheim, Heimerdingen,
Großglattbach, Neckargartach, Bietigheim,
Dürrmenz u. s. w.
In Städten, die eine Peterskirche nnd
eine Paulskirche haben, ist deren Lage wohl
zu beachten. Die Peterskirche beherrscht
die Mitte der Stadt, die Kirche des
hl. Paulus dagegen ist mehr außerhalb
derselben, so z. B. in Trier. Damit kann
die Idee ausgesprochen sein: Petrus ist
der Fels, der an seiner Stelle in ruhiger
Majestät thront und für die weiteste Ferne
als Wegweiser dient, Pauli Lehrwort aber
ist dem Strome zu vergleichen, der von
der Höhe dieses Felsens entspringt und
seine SegenSwogen in die Ferne' trägt.
Vielleicht hat hier auch die Lage der den
Apostelfürsten geweihten Kirchen in Nom
einen bestimmenden Einfluß ansgeübt.
Die bildlichen Darstellungen von Petrus
und Paulus sind überaus mannigfacher
Art. Wir erwähnen besonders jene Dar-
stellung, nach welcher diese Apostel die oberen
Enden des Schweißtuches der heiligen
Veronika mit dem Antlitze Christi halten.
Die Verbindung des Schweißtuches Christi
mit den beiden Apostelfürsten bezieht sich:
entweder 1. auf die päpstlichen Ablässe
für die Andächtigen zum Veronikabild
(seit dem 13. Jahrhundert); oder 2. auf
den Aufbewahrungsort des genannten
Bildes in der S. Peters- und S. PaulS-
kirche in Nom; oder 3. darauf, daß an
dem Eingänge in die Veichtkapellen die
Bildnisse des hl. Petrus (Gewalt, Sündeu
zu vergeben) und des hl. Paulus (als
Lehrer über die Buße) und des blutigen
 
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