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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 23.1905

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Finkbeiner, ...: Aus der Pfarreigeschichte von Wurzach, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18110#0182

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174

stenan »teil und zunächst bei der
StadtWnrzach gelegenen Gottes-
berg" sin rnonte Oci ab im memo-
rinli tempore sic 6icto et proxime
oppiäo Wur^nclr sito) eine Kapelle des
heiligen Grabes unseres Herrn Jesu Christi
und eine Einsiedelei zu erbauen ssucellum
s. Zepnlckri O. X. ssssu Xti unucrim
sucru sciiolu (Xovixiuk?) et Lremi-
torio). Daraus erhellt, daß nicht erst
die Erbauung der Kapelle den Anlaß zum
Namen „Gottesberg" gegeben hat; sehr
wahrscheinlich stand schon vordem ans
diesem Berge ein Kreuz oder ein Bild-
stvckchen, zu dem aus der Umgegend
sleißig gcwallfahrtet wurde. Aus dem
Bauernkrieg ist bekannt, daß Truchseß
Georg III. (genannt Banernjöra) im Jahre
1525 18 Kanonen ans dem die Gegend
beherrschende» GotteSberg gegen die auf-
rührerischen Bauern auspflanzen ließ.
Gestiftet und erbaut wurde die genannte
Kapelle von dem damals regierenden
Truchseß Graf Ernst Jakob (1700—1734)
und dessen Gemahlin M. Anna Lntvvika,
geb. Gräfin von Wolfegg. Bereits im
Jahre 1704 stiftete die Gräfin M. Anna
Ludovika ein Kapital von 1500 sl. für
einen Geistlichen auf dem Gottesberg
su6 benetrcirim murmule ucl montem
Dei oder znm heiligen Grab), und znm
gleichen Zweck stiftete ihr Gemahl alsbald
ein Kapital von 1000 fl. Demnach be-
stand schon zu Anfang des 18. Jahr-
hunderts die Absicht, auf dem Gottesberg
ein Heiligtum zu erbauen. Zur Erbauung
selbst schritt man erst in, Frühjahr 1709.
Im Volks munde hieß es damals, die
Gräfin lasse die Kapelle eibauen infolge
der „großen Unruhe im Schlosse wegen
eines Geistes", der dort sein Unwesen
treibe. Zu einer derartigen Vermutung
war mau in früheren Zeiten überaus ge-
neigt.
2. Grundsteinlegung, Erbauung und Kon-
sekration der Kapelle bezw. Kirche.
a) Ursprüngliche Kapelle.
Der Grundstein zur ursp r ü »glichen,
nur kleinen Kapelle wurde gelegt am
4. Mai 1709 in Gegenwart der gräf-
lichen Herrschaft. Bei dieser Gelegenheit
legte den ersten Stein und einen Denk-
pfenningin denselben der damals 4 V« Jahre

alte Sohn der Stifter, Graf Franz Ernst.
Der Denkpfenning trug, wie wir einem in
Augsburg 1710 erschienenen Wallfahrts-
büchlein entnehmen, nachstehende In-
schriften in deutscher Sprache, und zwar
auf der einen Seite:
„JESU Christo dem Obsiger deß Todts hat
„dieses Heil. Grab nach Abbildung deß Grabs
„zu Jerusalem aufgericht der Hochgebohrns
„Herr Ernst Jakob, des H. Nöm. Reichs Erb-
„truckscß, Grass zu Zeyl-Wurzach und die Hoch-
„gebohrue Frau Anna Ludovika, Gebohrne
„Reichs-Erbtr. Gräffin von Woljegg dero Frau
„Geinahliu und Walfahrt allvahin mit Vor-
stellung der 7 Stationen eingesetzt mit Consens
„deß Hochwürdigsten Fürsten und Herrn Johann
„Frantz, Bischvffen zu Costanz und gebohrne»
„Freyherrn Schenk von Stnufsenberg zur Zeit
„der Regierung Cleinentis XI. und deß glor-
„würdigen Kaisers Joseph! 1. Don ersten
„Stein und disen Pfenning hat gelegt mit ei-
gener Hand der Hochgebohrne Herr Frantz
„Ernst, Grass zu Zeyl-Wurzach rc., Obbeuannter
„Hochgr. Persohnen Erstgebohrncr Herr Sohn
„im 4P» Jahr seines Alters, Anno 1709 den
„4. May."
Auf der andern Seite des Dcnk-Pfennings ist
das Heil. Grab gestochen mit der Beischrift: „Und
dessen Grab wird glorwürdig sein."
Wie vorstehende Inschrift besagt, wurden zu-
gleich mit der Heil. Grnbeskapelle 1709 auf dem
Weg zum Gottesüerg 7 Stationen aus-
gestellt, welche nach dem bereits genannten Wall-
fahrtSbüchlein folgende Scenen aus dem Leiden
Jesu vergegenwärtigten:
1. Station: Jesus am Oelberg schwitzt Blut
lind betet zu seinem Vater.
2. Station: Jesus wird zu Annas geführt.
3. Station: Annas schickt Jesus zu Kaiphas.
4. Station: JesuS wird gegeißelt.
5. Station: Jesus wird mit Dornen gekrönt.
6. Station: Jesus, unmenschlich zugerichtet,
wird dem Volke gezeigt und zum Tode verurteilt.
7. Station: Jesus trägt sein Kreuz.
Beim Abbeten dieses Stntiouenwcgs hatte man
den „Auhgang zu nehmen von unsrer lieben
Frauen- und St. Verenen-Pfarrkirchen" bczw.
vom Hochaltar, wo das „Heil. Abendmahl" auf-
bewahrt wird und in der Gottesbergkapelle be-
suchte inan den göttl. Heiland im Grabe (daher
Heiliggrabsknpelle genannt).
In der Kapelle selbst war eine sog.-
nannte heilige Stiege (Zculu Zuncku);
H Der Titel lautet: „Christliche Willfahrt
Aus; Unser Lieben Frauen und St. Vörsnu
Psarr-Kirchen zu Wurzach, Von dem Altar deß
H. Abendmahls sle8u Llrriklli, mit seinen Jüngern
bis zu deiii H. Grab aufs dein Gotts-Berg-alda.
Das ist: Andächtige Gebetter, Aon denen Ge-
heimnussen, der alldahin aus dein Weeg vorge-
stellten Stationen, und der Heil. Stiegen. Mit
schönen Kupferstichen geziehrl und von neuem
verlegt Grün ipsrinis^u LripSriorum. Augspurg
Gedruckt bey Joseph Gruber 1710".
 
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