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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0170

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gehüllten Berggipfel des 'Hintergrundes einen sehr wirk-
samen Kontrast. — Von ähnlicher Wirksamkeit ist I. G-
Steffens' (München) größere „Gebirgslandschaft", auf
welcher indessen das im Vorgrunde zwischen Gesteinblöcken
und Gcrölle dahin brausende Wasser sich schöne Geltung
zu verschaffen weiß. — Unter den übrigen Landschaften
vom flachen Lande sind auch gar manche, welche einer ein-
gehenderen Betrachtung vollkommen würdig sind. So das
größere Werk von H. Vosberg in Karlsruhe, das sehr
ansprechend ist. Der Vorgrund wird von einer Partie
alter Bäume im Schatten gehalten, der Mittelgrund ist
das vom hellen Sonnenschein beleuchtete Feld und im
Hintergründe ist die Kirche mit dem belaubten Friedhofe,
zu welcher die Andächtigen am Sönntagmorgen wallen.
Eine wohlthätige Wärme ist über das Ganze ausgegossen. —
Die ostpreußische Landschaft von Karl Scherres in Dan-
zig spricht den Moment sehr glücklich ans, wo das eben
aufgehörte Rcgenwetter die Natur erquickt, der Boden die
Labung noch nicht ganz eingesogen und sich daher noch
ein feuchter Dunst ans der Oberfläche erhebt. — Die reiche
Waldlandschaft mit Jägerhaus von H. Pohle in Düssel-
dorf ist ein sehenswerthes Werk mit schöner Beleuchtung
und von warmer Empfindung; sie erweckt bei längerer Be-
trachtung das lebhafteste Interesse des Beschauers. — Nicht
minder aber der „Kastanienwald mit der Heidelberger
Schloßruine" von C. L- Fahrbach in Karlsruhe, der
den malerischen Vorwurf gelungen zur Anschauung gebracht.
— Die „norddeutsche Landschaft" bei stürmischem Wetter
von H. Herrmann hieselbst ist in glücklicher Stimmung
aufgefaßt und wiedergegebcn. — M. ten Kate in Am-
sterdam hat seine „Schnitter ans dem Felde" bei auf-
steigendem Sturme, gegen den sie unter einigen alten Weiden
Schutz suchen, recht hübsch und natürlich wiedergegebcn. —
Die große „Dorflandschaft an der Trave" von Heinrich
Stuhlmann hieselbst weiß durch ihre freundliche, ange-
nehme Stimmung den Blick des Beschauers schon zu fes-
seln. — Die „Rheinlandschast" von H. D. Krusemann
van Elten in Brüssel hat einen wohlgelungenen Aus-
druck, denn die Morgenfrühe bei noch tief am Horizonte
stehender Sonne spricht sich sehr war darin auS. — Eine
größere Landschaft von W. Porttmann in Düsseldorf,
die sich uns gleich nach vorübergezogenem Gewitter zeigt,
erweckt reges Interesse, denn sie weiß den erwählten Mo-
ment glücklich zur Anschauung zu bringen. Das Wetter
muß sehr schwer gewesen sein, denn tiefschwarz liegt cs
noch im Hintergründe; auch muß der Blitzschlag ein ge-
waltiger gewesen sein, denn zwei sehr alte Bäume sind
durch ihn zerschmettert und zerspalten worden. — Au
Winterlandschaften hat sich bis jetzt nicht viel gezeigt;
einige Stücke sind aber nicht übel und zeugen von wohl-
gelungener Auffassung des winterlichen Moments, so der
„Wintermorgen" von A. Michelis in Düsseldorf. Die
„holländische Winterlandschaft" von Karl Hilgers in
Düsseldorf ist ein überaus figurenreiches Gemälde; ja die
treffliche Staffage ist fast zu reich für die Wirkung der
winterlichen Scene.

Bei jeder wöchentlichen, theilweisen Umhängung kommen
allmählig immer mehr Landschaften zum Vorschein, von denen
gar manche durch glückliche Auffassung gradioser Momente
aus den unerschöpflichen Schönheiten der Natur, andere
durch gemüthvolle Wiedergabe specieller Oertlichkeiten sich
Hervorthun und sehr glücklich die Stimmung getroffen
haben, die diese» letzteren eigenthümlich ist. Bevor wir. in
unserem Neferate weiter gehen, bei welchem uns, der großen
Zahl zur Anschauung gebrachter Werke halber, keine be-
stimmte Reihenfolge inne zu halten möglich ist, wollen
wir hier einiger Werke gedenken, die wir dem unbestritte-
nen Talente einiger unserer tüchtigsten vaterstädtischen
Künstler verdanken. Herrmann Kauffmann hat da
einmal wieder ein Stück geliefert, zu dem ihm die reine
Natur Modell gesessen: „eine Heuerdte." Der Wagen mit
seinem ehrlichen Doppelgespann steht auf dem Felde, auf

demselben zwei Weiber, welche die Bündel entgegen neh-
men und Niederdrücken, die ihnen zwei kernige Männer
auf der Gabel hinreichen. Im Vorgrunde hat sich ein
von der Wärme ermüdeter Alter gelagert, dem ein Weib
einen kleinen festen Balg zur Begrüßung zuführt, während
rechts ein kleiner kläffender Fixköter die Scene belebt; im
Hintergründe ist die übrige Mannschaft mit dem Zusam-
menharken des Heues beschäftigt. Das ist die ganz ein-
fach natürliche Scene, die sich an einem warmen Junitage
zuträgt und wahrlich keines langen erklärenden Textes im
Kataloge bedarf, uin allgemein verständlich zu sein. —
Von G. Haeselich ist die „Partie bei Berchtesgaden"
ein sinniges angenehmes Bild. Der talentvolle Künstler
ist schon sehr frühzeitig am Morgen mit seiner Mappe
unter dem Arme auf der Wanderung gewesen, um das
schöne Motiv nicht allein in seinen Konturen aufzuzeichnen,
sondern auch um die Morgenstimmung in sich aufzunehmen
und treu festzuhalten. Daö saftige, baumreich umschlossene
Thal liegt noch im scheidenden Zwielichte, während man,
über die Wipfel der Bäume hinweg blickend, schon die
Bergcsspitzen von den Strahlen der ausgehenden Sonne
erhellt sieht. — Auch von Louis Spangenberg in
Berlin sieht man nebeneinander zwei kleine Landschaften,
die uns durch glückliche Auffassung und sehr angenehme
kräftige Wiedergabe der Natur erfreut haben. Die eine, ein
malerisches heimisches Motiv ani Ukleysee in Hollstein,
macht dem anderen, einem burgundischen Dorfe, den Rang
streitig. Auf dem letzteren ist die Luft und deren Wieder-
spiegel im Teiche wohl gelungen. — Schweift nun der
Blick wieder hinüber zu den großartigen Gebirgsscencn,
so wird er gleich gefesselt durch den erhabenen Moment
einer Alpe am Lago maggiore, den der treffliche Fr. Hengs-
bach in Düsseldorf in abendlicher Stimmung so glücklich
auf die Leinwand gebracht. Wahrlich, das heißt, eine im-
posante alpine Scencrie so in sich aufzunehmen, daß sie
in wunderbarer Harmonie der Farbentöne zur gelungensten
Anschauung kommt. — Der „Abend in den Berner Alpen"
von Will). Klein in Düsseldorf ist auch ein köstliches
Werk, das sich durch die Abstufungen des Lichtes beson-
ders geltend macht, denn während die Sonne noch die
die Schneegipfel im weiten Hintergründe beleuchtet, tritt
in den Schluchten des Mittelgrundes schon tiefer Schatten
ein, der sich Vordergründe noch im ernsten Zwielichte hält.
— Das „Lauterbrunner Thal in der Schweiz" von Karl
Jungheim in Düsseldorf findet bei Freunden so groß-
artiger Naturmomente den lebhaftesten Anklang, und mit
Recht, denn diese Bergesriesen die in malerischen Linien
rings daö Thal umgeben, machen einen fast unaussprech-
lichen Effekt. — Hugo Knorr in Königsberg hat seine
sich nach dem Gewitter zeigende „Harzlandschaft" in groß-
artigem Maaßstabe angelegt und durchgeführt. Das in-
teressante Werk gewinnt sehr durch die hübsche Fernsicht. —
A. Metzencr's (München) „Ansicht des Wiesbachhornes
im Pinzgau" vergegenwärtigt uns wieder eine Sccnerie,
die durch ihre Wildheit imponirt, indem der Blick vom
Thal im Vordergründe ausgehend über tiefe Schluchten
im Mittelgründe bis zu deu lichten Schneegipfcln des Hin-
tergrundes emporschweift. — Der „norwegische Wasserfall"
von A. Leu iu Düsseldorf, verschasft sich bei wiederholter,
längerer Betrachtung immer mehr Geltung, denn die groß-
artige Scene ist bei sehr wirksamer Beleuchtung ungemein
lebendig. — Mit Wohlgefallen ruht der Blick ans der
sinnigen Landschaft von W. Bilders in Rotterdam, die
in ihrer frischen und höchst angenehmen Beleuchtung einen
nicht leicht zu verwischenden Eindruck auf den Beschauer
macht. — Die „hölländische Landschaft" von Krusemann
van Elten in Düsseldorf weiß sich durch ihr niedliches,
in angenehiner Frische gegebenes Sujet schon geltend zu
machen. — Die baumreiche Landschaft von C. de Haas
in Brüssel hat eine recht hübsche, warme Beleuchtung. —
Unter den Sccstücken kam uns ein sehr sinniges, angeneh-
mes Werk von Th. Gudin in Paris zu Gesicht, das wir
 
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