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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0413

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Drutsche Kunst-Zeitung.

NcrllllLgegrbrn und redigirt

Vereine

O.

vi. Max Schasler,

Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.

Abonnementsbedingungc».

„Die Diosturcn" erscheinen wöchentlich (Sonntags) in r—Bogen 4to , 1. Für Deutschland sämmtliche popangall-n, Buch- und linnslhandlungen

znm AbonncmentSpreisc von rz Thlr. pränumerando pro Quartal. — Preis ; 2. Für ©rofibritniiicn, Amerika und Australien 0. Bender's Bnch-

einer einzelnen Nummer 4 Sgr. ohne Kunstbeilage. — Bestellungen nehmen Handlung und General-Zeitnngs-Agentur in London, s, Little Newport-street
außer der „Eapedilion der Diosliureu" an: j r,ei068t0i-8tj.

Redactionsbureau Yictoriastrasse Nro. 30 a.

Inhalt:

Abhandclndcr Artikel: Raphael's „Schule von Athen". (Schl.)
Korrespondenzen: TWien, den 14. November. (Oestcrreichi-
sche Kunstvereinsausstellung). —

Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichtcn ans Berlin, Potsdam,
Köln, Nürnberg, Dresden, Prag, London.

Kunst-Kritik: l. Akadem. Kunst-Ausstellung. II. Malerei. (Forts.)

2. Transparent-Gemäldeausstellung in der Akademie.
Kunstinstitntc und Kunstvereine: Verbindung für historische
Kunst. — Rheinischer Kunstverein.

Briefkasten. — An die Leser der „Diosknren".

Raphael's „Schule von Athen".

(Schluß.)

Im elften Jahrhundert nun brachten Berengar von Tours
(f 1088) nndLanfranc (f 1089), Abt des Klosters Bec, im
Streit über dicAbendmahlslehre die aristotclischePhilosophie
auf dem Gebiet der Theologie zur Anwendung, weshalb diese
beiden Theologen als Vorläufer der Scholastik angesehen
werden. Lanfranc blieb Sieger und wurde mit dem Erzbis-
thum von Canterbury belohnt. Er hatte seinen frommen
und gelehrten Schüler Anselinus (1033—1109) zum Nach-
folger, zuerst in der Abtei Bec, später auf dem erzbisch-
höflichen Stuhle von Canterbury. Ansclmus wurde da-
durch, daß er in seinen Schriften die Grundsätze seiner
Religionsphilosophic in bestimmter dialektischer Form ent-
wickelte, der eigentliche Begründer der scholastischen Philo-
sophie. Abälard (1079—1142) war der ausgezeichnetste
Dialctiker seiner Zeit, aber nicht frei von leichtfertigem
Uebermuth, als Scholastiker anfangs Realist, später No-
minalist. Die unglückliche Heloise theilte seine gelehrte
Bildung und seine Schicksale. Auf dem Gemälde hält

Lanfranc dem Anselmus die Hand vor die Brust, als wollte
er ihn bewegen, nicht seine Lehre und sein Kloster zu ver-
lassen und sich nicht den Grundsätzen von Männern wie
Abälard znzuwendcn; dieser aber steht — namentlich auf
den Abbildungen von Thomassino und Areil — tiefsinnig
da, den Kopf vorwärts gebeugt, während seine Freundin
Heloise mit zuversichtlicher Beredsamkeit ihre Meinung ver-
ficht.^) Der gelehrteste Scholastiker war Albertus Mag- *)

*) Wir haben es hier rathsam gefunden, von der Lithogra-
phie des Mantuano abzusehen und dem.Thomassino zu folgen.
Die Sache verhält sich nämlich so: Der Person, welche mit
der Hand agirt, ist ans allen Darstellungen durch die weibliche
Physiognomie und das hcrabwallcnde Haar, bei Volpato und
auf dem Gemälde im Raphaelsaale auch noch durch das lange,
blaue Gewand ihre Weiblichkeit gesichert; nur auf dem 48. Stahl-
stich des Gemäldes von Italien ist sie männlich und sogar mit
einem Barte gezeichnet. Die andere Person dagegen, lvelche zur
Rechten dicht »eben jener den Kopf vorbengt, erscheint bei Thv-
 
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