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eine Wellendeckung von Zinkblech über einem mit Stucka-
turleisten gezierten Plafond. Das ganze Gebäude ist
unterkellert und in den Haupttheilen dreistöckig. Das
rez de chaussee hat in jeder Flügelfronte fünf rundbogige
Fenster, die andern beiden Stockwerke Je zehn große Fen-
ster mit Zwischenstellungen; den fünf Vertikalreihen der
Fenster entsprechend, befindet sich über jeder derselben
zwischen zwei schmalen Fenstereinschnitten die runde Oeff-
nung für ein Portraitinedaillon und erst 12 von diesen
Öeffnungen sind ausgefüllt (die übrigen werden Vorbehal-
ten). Der Mittelbau zeigt an der Vorderfronte über dem
Portal das größte dreigegliederte Fenster der Aula, an
der Hinterfroute in weniger bedeutenden Formen ein vier-
gegliedertes von entsprechender Größe, das den Treppen-
raum erhellt; neben beiden und an den Seiten des Risa-
lits sieht man rundbogige Fenster, an der Hinterfront
allerdings auch drei oder vier mißgeformte Nothfenster.
Der Eindruck, den der Beschauer gewinnt, wenn er
die Vorderfronte im Ganzen betrachtet, ist bereits in
Nr. 42 des vorigen Jahrgangs geschildert, worauf wir
hier verweisen; an der Hinterfronte des Gebäudes ist al-
lein die geschmackvolle Gliederung des großen Fensters
anziehend.
Betritt man vom Portikus aus das Innere, so nehmen
die großartigen Maaße, die schöne Erfindung und gedie-
gene Pracht den Blick gefangen, in denen Vestibül und
Treppenraum angelegt, und mit denen sie ausgeführt sind.
Eine Balustrade von belgischem Marmor umzieht die
Stufen die man zunächst hinaufsteigt. Sechs einfache und
vier gekuppelte Säulen von schlesischem Marmor tragen
das Gewölbe. An den Wänden ziehen sich Paneele von
Sandstein hin. Beide Korridors führen rechts und links
in die Seitenflügel und theilen die Räume derselben in
Vorder- und Hinterzimmer. Eine Doppeltreppe von schle-
sischem Marmor und 12 Fuß Breite führt nach dem ersten
Stock des Mittelbaues und auf eine imposante Thür,
welche die Aufschrift: Auditorium maximum trägt. Dieser
Saal ist nun der prächtigste, den Königsberg besitzt und
vielleicht je besessen hat. Er ist 30 Fuß tief, 60 Fuß
lang und 28 Fuß hoch. Die Decke bildet ein Steruge-
wölbe. Die Wände sind bestimmt mit Fresken geziert
zu werden; längs derselben ziehen sich Paneele von polir-
tem Eichenholz hin, das wie die Thüren, die Katheder,
die Professoreustühle mit Schnitzwerk geziert ist. Der Fuß-
boden ist geschmackvoll parquettirt. Die Rippen des Ge-
wölbes und die Kapitäle der Marmorsäulen am Haupt-
eingange sind reich vergoldet. Diese Säulen tragen über
dem Gebälk auch einen Trompeterstuhl, der oberwärts
durch eine reich versierte Lünette abgeschlossen wird. Mau
gelangt dahin unmittelbar aus dem Korridor des zweiten
Stockwerks. Hier bestehen die Säulen aus braunem west-
phälischem Mormor, ruhen auf Basen von weißem Mar-
mor und sind mit Kapitalen von Bisquit-Porzellan gekrönt,
die ausnehmend zierliche Formen zeigen. Die schönsten
Räume nächst der Aula sind das Senatszimmer, das Fa-
kültätszimmer und der größte, 140 Zuhörer fassende Hör-
saal. Es ist aber unter den in Summa 42 Auditorien,
Zimmern und Sälen kein einziger, der nicht stattlich und
bequem eingerichtet wäre. So ist für alle Zwecke des Uni-
versitätsuuterrichts in der umfassendsten Weise gesorgt wor-
den, desgleichen für Wohnungen und Dienst^pkale der Ver-
waltungsbeamten.
Es fehlt an diesem Bau, den wir Königsberger der
Munifieenz unserer Monarchen zu danken haben und innig
danken, also in Nichts. Auch Wahrzeichen der großen
Vergangenheit unserer Albertina fehlen nicht und eine
roße Zukunft verheißt der freudige Spruch, mit dem Lo-
eck seine Jubelrede von 1844 schloß: Ars longa, vita
aeterna. Man lieft ihn mit goldenen Zügen über der
Thür in der Aula. Wir wüßten für das Portal zu den
neuen Hallen der aima mater keinen schönern, als den:
„Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei!"
LH Düsseldorf, den 5. August. (Permanente Aus-
stellung.) Die „Permanente Ausstellung" läßt uns
heute, da die Ausstellung des Kuustvereins ihrem Schluß
entgegen geht, wieder über einige bedeutende Erscheinungen
unserer Malerei berichten. Herr Schulte hat seit einigen
Wochen seinen Salon meistens mit eigenen, seinen s. g.
Stammbildern ausfüllen müssen; jetzt vor der großen
Herbstebbe, wenn alles von den bedeutenderen Leistungen
des Jahres ausruht, erblicken wir hin und wieder noch die
letzten Kraftanstrengungen unserer Künstlerwelt, welche,
wenn sie zu der großen Ausstellung zu spät gekommen,
auf der permanenten Ausstellung bis auf einige Zeit Ab-
schied vom Publikum nimmt. Es ist uns angenehm, heute
einige der besten Düsseldorfer Bilder anführen zu können.
Wir erwähnen vor allen eines „Architekturbildes" von
A. Seel, das nicht nur mit großer Liebe und eben so
großem Fleiße, sondern auch mit einer Bravour im Detail
ausgeführt ist, wie wir hier noch kein ähnliches Bild die-
ser Richtung gesehen haben. Er führt uns in das Innere
einer byzantinischen Kirche. Aus der Sakristei treten der
Küster und zwei Chorknaben in schwarzen Chorröcken in
einen Seitengang. Wir bewundern in dem Bilde die ar-
chitektonische Kenntniß, wir staunen über die Leichtigkeit
und die Eleganz der Malerei, welche mit so wenig Mit-
teln, mit so feinem Sinne ein durchweg vollendetes Bild
hervorgebracht hat. Wie wir hören, ist das Bild für die
akademische Ausstellung in Berlin bestimmt. — A. K ind -
ler's Genrebild „der Jagdfrevel" erhebt sich ebenfalls über
die große Masse unserer alltäglichen Genrebilder in bemer-
kenswerther Weise. Ein alter Feld- oder Jagdhüter führt
einen Schwarzwalder Knaben, der sich unerlaubter Weise
ein Häschen angeeignet zu haben scheint, vor einen Dorf-
schulzen. Bei dem würdigen Richter und dessen Umgebung
ruft das Ereigniß den verschiedenartigsten Eindruck hervor.
Die Charaktere sind mit der größten Feinheit geschildert,
die Farbe ist durchweg trefflich und schön, nur könnte die
Totalwirkung etwas ruhiger sein. Gesunder Humor und
kräftige Anschauungsweise verleihen der Komposition eine
große Frische, so daß das Bild unter der Masse unseres
sentimentalen Genres einen wohlthueuden Anblick gewährt.
Und darum wollen wir mit dem Künstler auch nicht über
den Charakter deö Jagdwildes rechten. Wenn hier kein
besonders abnormer Fall vorliegt, so möchten wir zweifeln,
ob lepus timidus so gutwillig und unbefangen — voraus-
gesetzt, daß er nicht vorher dazu abgerichtet ist — an der
Schnur des kleinen Jagdfrevlers in das Zimmer hinein-
spaziereu würde. — Noch höheren Anspruch au Feinheit
und gesunde Charakteristik macht B. Vautier's „Genre-
bild." Wenngleich nicht so reich an Motiven wie frühere
Bilder des Künstlers, so ist es doch immerhin wieder ein
dieses vortrefflichen Genremalers vollkommen würdiges
Bild. Es stellt zwei Knaben dar; der eine, offenbar der
an Geburt und irdischen Gütern weniger bevorzugte, lauert
mit stiller Schadenfreude hinter einer Blauer seinem besser
bestellten Kameraden auf, der, ein Liedchen pfeifend, die
Schulbücher unter dem Arme, seinem nicht schwer zu er-
ratheuden Geschicke eutgegengeht.
Diese drei genannten Bilder sind Werke unserer jün-
geren Generation; es thut uns deshalb um so mehr leid,
wenn wir dem Bilde eines älteren renommirten Genre-
malers, dem „Segen auf der Reise" von C. Hübner,
nicht denselben Rang der Bortrefflichkeit einräumen können.
Hessische Bauern nehmen auf dem Kirchhofe ihres Dorfes
von der Heimath Abschied, begleitet von den Segenswün-
schen ihres alten Geistlichen. Das Bild ist mit einer gro-
ßen Fertigkeit gemalt, und das Motiv, wenn auch nicht
mehr neu, doch interessant; und so zweifeln wir nicht, daß
der Beschauer immer Ersatz genug finden wird, wenn er
von jenen einfachen Naturschilderuugen vor dieses tragisch
verwickelte Motiv tritt.
Zum Schluß erwähnen wir^noch einige bessere Land-
schaften. Das Bild von A. Chavanneö „Puchy am
eine Wellendeckung von Zinkblech über einem mit Stucka-
turleisten gezierten Plafond. Das ganze Gebäude ist
unterkellert und in den Haupttheilen dreistöckig. Das
rez de chaussee hat in jeder Flügelfronte fünf rundbogige
Fenster, die andern beiden Stockwerke Je zehn große Fen-
ster mit Zwischenstellungen; den fünf Vertikalreihen der
Fenster entsprechend, befindet sich über jeder derselben
zwischen zwei schmalen Fenstereinschnitten die runde Oeff-
nung für ein Portraitinedaillon und erst 12 von diesen
Öeffnungen sind ausgefüllt (die übrigen werden Vorbehal-
ten). Der Mittelbau zeigt an der Vorderfronte über dem
Portal das größte dreigegliederte Fenster der Aula, an
der Hinterfroute in weniger bedeutenden Formen ein vier-
gegliedertes von entsprechender Größe, das den Treppen-
raum erhellt; neben beiden und an den Seiten des Risa-
lits sieht man rundbogige Fenster, an der Hinterfront
allerdings auch drei oder vier mißgeformte Nothfenster.
Der Eindruck, den der Beschauer gewinnt, wenn er
die Vorderfronte im Ganzen betrachtet, ist bereits in
Nr. 42 des vorigen Jahrgangs geschildert, worauf wir
hier verweisen; an der Hinterfronte des Gebäudes ist al-
lein die geschmackvolle Gliederung des großen Fensters
anziehend.
Betritt man vom Portikus aus das Innere, so nehmen
die großartigen Maaße, die schöne Erfindung und gedie-
gene Pracht den Blick gefangen, in denen Vestibül und
Treppenraum angelegt, und mit denen sie ausgeführt sind.
Eine Balustrade von belgischem Marmor umzieht die
Stufen die man zunächst hinaufsteigt. Sechs einfache und
vier gekuppelte Säulen von schlesischem Marmor tragen
das Gewölbe. An den Wänden ziehen sich Paneele von
Sandstein hin. Beide Korridors führen rechts und links
in die Seitenflügel und theilen die Räume derselben in
Vorder- und Hinterzimmer. Eine Doppeltreppe von schle-
sischem Marmor und 12 Fuß Breite führt nach dem ersten
Stock des Mittelbaues und auf eine imposante Thür,
welche die Aufschrift: Auditorium maximum trägt. Dieser
Saal ist nun der prächtigste, den Königsberg besitzt und
vielleicht je besessen hat. Er ist 30 Fuß tief, 60 Fuß
lang und 28 Fuß hoch. Die Decke bildet ein Steruge-
wölbe. Die Wände sind bestimmt mit Fresken geziert
zu werden; längs derselben ziehen sich Paneele von polir-
tem Eichenholz hin, das wie die Thüren, die Katheder,
die Professoreustühle mit Schnitzwerk geziert ist. Der Fuß-
boden ist geschmackvoll parquettirt. Die Rippen des Ge-
wölbes und die Kapitäle der Marmorsäulen am Haupt-
eingange sind reich vergoldet. Diese Säulen tragen über
dem Gebälk auch einen Trompeterstuhl, der oberwärts
durch eine reich versierte Lünette abgeschlossen wird. Mau
gelangt dahin unmittelbar aus dem Korridor des zweiten
Stockwerks. Hier bestehen die Säulen aus braunem west-
phälischem Mormor, ruhen auf Basen von weißem Mar-
mor und sind mit Kapitalen von Bisquit-Porzellan gekrönt,
die ausnehmend zierliche Formen zeigen. Die schönsten
Räume nächst der Aula sind das Senatszimmer, das Fa-
kültätszimmer und der größte, 140 Zuhörer fassende Hör-
saal. Es ist aber unter den in Summa 42 Auditorien,
Zimmern und Sälen kein einziger, der nicht stattlich und
bequem eingerichtet wäre. So ist für alle Zwecke des Uni-
versitätsuuterrichts in der umfassendsten Weise gesorgt wor-
den, desgleichen für Wohnungen und Dienst^pkale der Ver-
waltungsbeamten.
Es fehlt an diesem Bau, den wir Königsberger der
Munifieenz unserer Monarchen zu danken haben und innig
danken, also in Nichts. Auch Wahrzeichen der großen
Vergangenheit unserer Albertina fehlen nicht und eine
roße Zukunft verheißt der freudige Spruch, mit dem Lo-
eck seine Jubelrede von 1844 schloß: Ars longa, vita
aeterna. Man lieft ihn mit goldenen Zügen über der
Thür in der Aula. Wir wüßten für das Portal zu den
neuen Hallen der aima mater keinen schönern, als den:
„Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei!"
LH Düsseldorf, den 5. August. (Permanente Aus-
stellung.) Die „Permanente Ausstellung" läßt uns
heute, da die Ausstellung des Kuustvereins ihrem Schluß
entgegen geht, wieder über einige bedeutende Erscheinungen
unserer Malerei berichten. Herr Schulte hat seit einigen
Wochen seinen Salon meistens mit eigenen, seinen s. g.
Stammbildern ausfüllen müssen; jetzt vor der großen
Herbstebbe, wenn alles von den bedeutenderen Leistungen
des Jahres ausruht, erblicken wir hin und wieder noch die
letzten Kraftanstrengungen unserer Künstlerwelt, welche,
wenn sie zu der großen Ausstellung zu spät gekommen,
auf der permanenten Ausstellung bis auf einige Zeit Ab-
schied vom Publikum nimmt. Es ist uns angenehm, heute
einige der besten Düsseldorfer Bilder anführen zu können.
Wir erwähnen vor allen eines „Architekturbildes" von
A. Seel, das nicht nur mit großer Liebe und eben so
großem Fleiße, sondern auch mit einer Bravour im Detail
ausgeführt ist, wie wir hier noch kein ähnliches Bild die-
ser Richtung gesehen haben. Er führt uns in das Innere
einer byzantinischen Kirche. Aus der Sakristei treten der
Küster und zwei Chorknaben in schwarzen Chorröcken in
einen Seitengang. Wir bewundern in dem Bilde die ar-
chitektonische Kenntniß, wir staunen über die Leichtigkeit
und die Eleganz der Malerei, welche mit so wenig Mit-
teln, mit so feinem Sinne ein durchweg vollendetes Bild
hervorgebracht hat. Wie wir hören, ist das Bild für die
akademische Ausstellung in Berlin bestimmt. — A. K ind -
ler's Genrebild „der Jagdfrevel" erhebt sich ebenfalls über
die große Masse unserer alltäglichen Genrebilder in bemer-
kenswerther Weise. Ein alter Feld- oder Jagdhüter führt
einen Schwarzwalder Knaben, der sich unerlaubter Weise
ein Häschen angeeignet zu haben scheint, vor einen Dorf-
schulzen. Bei dem würdigen Richter und dessen Umgebung
ruft das Ereigniß den verschiedenartigsten Eindruck hervor.
Die Charaktere sind mit der größten Feinheit geschildert,
die Farbe ist durchweg trefflich und schön, nur könnte die
Totalwirkung etwas ruhiger sein. Gesunder Humor und
kräftige Anschauungsweise verleihen der Komposition eine
große Frische, so daß das Bild unter der Masse unseres
sentimentalen Genres einen wohlthueuden Anblick gewährt.
Und darum wollen wir mit dem Künstler auch nicht über
den Charakter deö Jagdwildes rechten. Wenn hier kein
besonders abnormer Fall vorliegt, so möchten wir zweifeln,
ob lepus timidus so gutwillig und unbefangen — voraus-
gesetzt, daß er nicht vorher dazu abgerichtet ist — an der
Schnur des kleinen Jagdfrevlers in das Zimmer hinein-
spaziereu würde. — Noch höheren Anspruch au Feinheit
und gesunde Charakteristik macht B. Vautier's „Genre-
bild." Wenngleich nicht so reich an Motiven wie frühere
Bilder des Künstlers, so ist es doch immerhin wieder ein
dieses vortrefflichen Genremalers vollkommen würdiges
Bild. Es stellt zwei Knaben dar; der eine, offenbar der
an Geburt und irdischen Gütern weniger bevorzugte, lauert
mit stiller Schadenfreude hinter einer Blauer seinem besser
bestellten Kameraden auf, der, ein Liedchen pfeifend, die
Schulbücher unter dem Arme, seinem nicht schwer zu er-
ratheuden Geschicke eutgegengeht.
Diese drei genannten Bilder sind Werke unserer jün-
geren Generation; es thut uns deshalb um so mehr leid,
wenn wir dem Bilde eines älteren renommirten Genre-
malers, dem „Segen auf der Reise" von C. Hübner,
nicht denselben Rang der Bortrefflichkeit einräumen können.
Hessische Bauern nehmen auf dem Kirchhofe ihres Dorfes
von der Heimath Abschied, begleitet von den Segenswün-
schen ihres alten Geistlichen. Das Bild ist mit einer gro-
ßen Fertigkeit gemalt, und das Motiv, wenn auch nicht
mehr neu, doch interessant; und so zweifeln wir nicht, daß
der Beschauer immer Ersatz genug finden wird, wenn er
von jenen einfachen Naturschilderuugen vor dieses tragisch
verwickelte Motiv tritt.
Zum Schluß erwähnen wir^noch einige bessere Land-
schaften. Das Bild von A. Chavanneö „Puchy am