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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0422

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dort lebenden, 17 35 gestorbene» Geschichtsschreiber Ulrich
Petersen „Slesevig in Süder Juthland im Königreicks
Dänemark" genannt. Bon einer uralten Kultur des Nor-
dens zeugt endlich die Runenschrift. Unter den Königen
des oldenburgischen Hauses, seit 1448, treten als Beför-
derer der Architektur Friedrich II., der Erbauer Kro-
nenburgs bei Helfingör und Christian IV., der Erbauer
Friedrichsburgs, der kopenhagener Börse und des Schlosses
Rosenburg hervor. Christian IV. war selbst Architekt
und gewissermaßen Bildhauer (in Elfenbein), und der von
ihm gleichsam erfundene Baustil kann aus Originalität,
Schönheit und Großartigkeit Anspruch machen. Die ko-
penhagener Börse ist vielleicht das dem Schönheits-Ideal
am nächsten kommende Gebäude im ganzen Norden, ein
Werk, in Ausführung und Dimensionen seiner Idee völlig
entsprechend. Auch die Malerknnst fand ihre Repräsen-
tanten unter Christian IV., es waren jedoch lauter Fremde,
meist Holländer, von dem kunstsinnigen Könige in's Land
gerufen, darunter Karl von Mandern.

Die Anfänge der in Thorwaldsen gipfelnden neue-
ren Kunst, die noch in schöner Blüthe steht, finden wir
unter Christian V. Zur Zeit dieses Königs unterstützten
zwei kunstsinninge Edelleute, die Grafen von Gyldcnlöwe,
zwei eingeborne Genies, deren einer, Magnus Berg, ein
armer Bauernjunge aus Hedemarken in Norwegen war
(1688), der andere ein Malerlehrling aus Husum, der
Geburtsstadt des ausgezeichneten Bildschnitzers H. Brüg ge-
rn au n, im Herzogthum Schleswig, Namens H. Krogh.
Beide kamen nach Kopenhagen, erweckten Aufmerksamkeit
durch ihre Talente, wurden mit königlichen Stipendien
nach Italien und Paris geschickt und bildete» nach ihrer
Rükkehr den Kern, um den sich eine Künstlergesellschaft,
die allmälich zur Akademie der schönen Künste führte,
sammelte. Die Werkstätte Henrik Krogh's sah die An-
fänge dieser Akademie. Dieselbe befand sich in einem Pa-
lais, welches Friedrich IV. seiner Geliebten, Anna Sophie
Reventlow, Fürstin zu Schleswig und nachher Königin
zu Dänemark, geschenkt hatte. Die freie Liebe, welche
selbst der Duldung bedurfte und Berdammniß fand bei der
Prosa und dem Spießbürgerthum, erkaufte sich Verzeihung
vor dem Richterstuhl der Geschichte durch die Liebe zu dcu
Musen und die Beschützung der Künste. Wenn Henrik
Krogh organisirend in die dänische Kunstwelt, ihre Ele-
mente vereinigend, eingriff, so gab Magnus Berg durch
seine Arbeiten der Nation die ersten Kunstwerke von blei-
bendem Werthe. Die Nationalmuseen besitzen gegen 30
größere und kleinere in Elfenbein geschnitzte Arbeiten von
ihm, welches seltene Kunstwerke sind. Wie Thorwald-
sen später sein Vaterland zum Erben seiner Werke eiu-
setzte, so machte es auch Berg mit einem Theile, indem
er hohe, ihm vom Kaiser und der Kaiserin in Wien ge-
machte Anerbietungen ausschlug, aber doch Einiges zu
theuren Preisen ihnen überließ. Henrik Krogh erhielt
kurz vor seinem Tode eine königliche Bewilligung, daß seine
Werkstatt im Palast zur Benutzung der Kunstschule ver-
bleiben sollte und dieselbe obendrein sich einer jährlichen
Unterstützung von 500 Thalern zu erfreuen haben würde.
Im Jahre 1738 tritt die Schule zuerst unter dem Namen
„Maler- und Bildhauer-Akademie" hervor, und der Un-

terricht daselbst wurde durchaus gratis ertheilt.

Als Schüler des in Kopenhagen lebenden italienischen
Historienmalers Miani hören wir nun zuerst den Namen
Johannes Wiedewelt. Derselbe war erst Maler, wurde
aber dann Bildhauer und schenkte seinem Vaterlande Werke,
welche selbst durch die T h o r w a l d s e n's nicht verdunkelt sind,
und welche die Bewunderung kundiger Reisenden, z. B.
Bioritz Hartmanns, (in „Bilder und Büsten") erweckten.
Wiedewelt's Vater war gleich Thorwaldsen's Vater
Bildschnitzer auf den königlichen Schiffswerften. Unter
den Künstlern, welche durch die danialigen Verhältnisse
theils angezogen, theils direkt gerufen nach Kopenhagen
kamen, nennen wir den Schweden Karl Gustav Pilo, ge-
boren 1712 und den Deutschen Markus Tu sch er aus
Nürnberg, geboren 1705. Tu sch er'S Name hat insofern
eine große Bedeutung in der Geschichte der dänischen
Kunst, als in seinem Kopfe die großartige Idee zuerst
entstand, welche zur Gestaltung der jetzt blühenden Akade-
mie führte. Er war ein Findelkind, eine Art Kaspar
Hauser der damaligen Zeit, und erhielt deshalb den Na-
men „Deutscher," der allmählich zu Tuscher gleichsam
abschloß. Tu sch er ging mit Unterstützung der Stadt
Nürnberg nach Italien und zeichnete sich dort aus. In
Florenz wurde er mit einem Dänen, Kapitän Norden
bekannt, durch dessen Einfluß er nach Kopenhagen kam
und sogleich zum Hofmaler und Hofbaumeister ernannt
wurde. Der König wies ihm und zwei Genossen, dem Stem-
pelschneidcr Natter und dem Kunstdrechsler SP r c n gl e r
Zimmer auf dem Schlosse an, „damit er sich an ihrem
Umgang und dem Fortschritt ihrer Arbeiten erfreuen könne."
Friedrich V. Thronbesteigung und das Jubiläum der
300jährigen Regierung des oldenburgischen Stammes in
Dänemark-Norwegen, 1748, riefen große Pläne hervor.
Markus Tu sch er trat mit dem Vorschläge eines neuen
Stadttheiles, der jetzigen Friedrichsstadt, hervor. Der
Vorschlag wurde angenommen, Kern des Stadttheiles
wurde eine herrliche Kirche, zu der der Däne Eigtved,
Sohn armer Bauersleute und Anfangs Gärtner, und der
Franzose Jardin die Vorarbeiten besorgten, der letztere
aber die eigentliche Zeichnung lieferte. Zwei Kolonnaden
korinthischer Säulen sollten die 132 Ellen hohe Kuppel
tragen, jede Ecke der Kirche sollte ein etwas niedrigerer
Thurm schmücken. Das Gebäude sollte 122 Ellen lang und
breit sein. Nachdem das Gebäude fast eine Million ge-
kostet, ließ Struensee die Arbeiten daran einstellcn, und
dieser herrliche Torso wartet noch seiner Vollendung, welche
bei ernstem Willen und fortgesetztem Frieden für Dänemark
nicht schwer würde, wenn man bedenkt, daß Dänemark in
der ersten Hälfte des Jahrhunderts das Schloß Christians-
burg, die Frauenkirche unv Thorwaldsen's Museum
und in zwei Jahren durch freiwillige Beiträge das riesige
Schloß Friedrichsburg gebaut hat, welches bekanntlich ab-
branute. Als zweiten Hauptpunkt bezeichnete Tusch er
einen achteckigen Platz mit vier Palästen, den jetzigen Ama-
licuplatz mit der Amalienburg. In der Mitte des Platzes
sollte ein hoher Fels stehen, so durchbrochen, daß man die
vier auf diesen Platz laufenden Straßen sehe» konnte,
deren zwei den Anblick auf das Meer gestatten, und eine
die Friedrichskirche als Endpunkt habe» sollte; auf jeder
 
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