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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0155

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nicht mehr angehören und nur durch die Bemühungen des Vereins
herangezogeu sind. Auch werden wir das bekannte Bild von Pro-
fessor Thumann, „Trauung Luther's" bald zu sehen bekommen.

Leipzig. Die Kunst-Ausstellung Del Vecchio's ist augen-
blicklich sehr reich ausgestattet. Wir erwähne» eine Aquarelle Karl
Weruer's „Straßenscene auf dem Bazar in Damaskus". Das
bunte und cigenthümliche Bazarlebeu des Orients ist durch vierzig
charakteristische Figuren veranschaulicht, ebenso die Thierwelt von
der Taube und. dem Sperling bis zu dem herrenlosen Hunde, der
Straßenplage des Orients. — Von den ausgestellten Landschaften
ist Karl Heyn's „Monte Cristallo im Apezzanerthale" schnell ver-
kauft worden und befindet sich nicht mehr in der Ausstellung.
Horst Hacker in München schickte einen „Gosausee", eine höchst
anziehende Alpeulaudschaft in vortrefflicher Ausführung. Gemllth-
liche Stoffe behandelte Rüstige (Stuttgart) in den Bildern:
„Bauernkoncert" und „Es brennt". „Theure Hotelrechnung", von
Karl Bolter in Düsseldorf, stellt mit sprechender Treue die Ver-
legenheit dar, in die ein biederer Landmann mit seiner Familie ge-
räth, als ihm der Kellner die Rechnung überreicht. Ein kleines
Bild: „Mutterschaf mit Lämmern", von Verboeckhoveu in

Brüssel, ist im besten Styl dieses Altmeisters gemalt.

* Posen. Die polnischen Blätter veröffentlichen einen vom
Grafen Wladislav Plater in Zürich ihnen eingesandteu Aufruf zur
Veranstaltung einer allgemeinen polnischen Industrie- und Kunst-
Ausstellung in Rapperswyl in der Schweiz, wo, wie bekannt, das
im Jahre 1868 errichtete Denkmal zur Erinnerung an die im Auf-
stande 1863—64 gefallenen polnischen Insurgenten und ein Museum
polnischer Alterthümer sich befindet.

Kassel. Hier hat sich ein Comito gebildet, welches einen Auf-
ruf für die Errichtung eines Spohr-Denkmals in der genannten
Stadt erläßt. Ludwig Spohr hat bekanntlich dort eine Reihe von
Jahren gewirkt. Beiträge nimmt der Bankier Karl Pfeiffer in
Kassel entgegen.

*** Köln. In unferm städtischen Museum sind die Pläne
ausgestellt, welche in Folge einer vom Domkapitel angeordneten
Preisbewerbung von vier sehr tüchtigen Meistern des gothischen
Baustyls entworfen sind. Alle vier sind sehr bedeutende schöne Ar-
beiten. Die konknrrirenden Künstler sind die Herren Aug. Rincklake
in Düsseldorf, Hugo Schmidt in Aachen, Franz Schmitz und Bincenz
Stütz in Köln.

*** München. Professor Karl von Piloty malt gegen-
wärtig ein großes Bild, welches die „Verstoßung der Anna Boleyn
durch Heinrich VII." darstellt. Die Figuren des beinahe fertigen
Gemäldes sind lebensgroß.

*** — Kaulbach's Atelier ist so wie der Meister es verlassen,
von Hanfstaengl photographirt worden. Im Vordergründe die
Staffelei mit der Zeichnung des Deutschen Michel als Erzengel
Michael, daneben ein Theil der Farbenskizze der Kreuzfahrer, die
Kaulbach sorgsam durchgebildet; im Hintergründe die Wand mit
dem Original der Kohlenumrisse des heiligen Arbues als Ketzer-
richter, rechts und links Studien zur Sündfluth und Bildnisse, der
Abguß des rossebändigenden Kolosses neben kleineren Antiken

*** Prag. Die Stelle eines Direktors der Akademie bilden-
der Künste in Prag, welche seit Trenkwald's Berufung nach Wien
unbesetzt war, ist jetzt dem Maler van Swerts in Antwerpen über-
tragen worden.

** Florenz. Das vierhundertjährige Jubiläum der Geburt
Dcichel Angelo's wird erst im Mai 1875 gefeiert werden, da die
Resnltate neuer Forschungen als das Geburtsjahr das Jahr 1875
mit großer Wahrscheinlichkeit festgestellt haben. Der Tag ist noch
nicht bestimmt.

^ *'* Mailand. Die Absicht der Mailänder, ein Denkmal

Napoleons IN. zu errichten, wird demnächst zur Ausführung kom-
men. Die dafür gewählte Kommission hat dem Bildhauer Bar-
zag hi beauftragt, Entwürfe dafür zu machen. Das Denkmal wird
in einer bronzenen Reiterstatue auf einem Piedestal von Granit be-
stehen, die Reiterstalne soll 3,50 M. und das Piedstal 4,50 M.
hoch werden.

* * Hier trägt man sich mit dem verdienstvollen

Gedanken, das Antiquitäten-Museum durch einen Anbau zu ver-
größern, in dem sämmtliche in ganz Europa zerstreute Skulpturen
in Gypsnachbildungeu aufgestellt würden. Dieses Projekt wäre,
wenn es zur Ausführung käme, gewiß von der größten Bedeutung
für die Kunst.

Ncnns. Auf dem vor den hiesigen Thoren belegenen „Schatz-
felde" ist ein werthvoller Fund gemacht worden. Man entdeckte 100
Vasen, welche alle aus der Zeit der Cäsaren stammen; diejenigen,
welche von Glas sind, zeichnen sich besonders durch die feine Art
ihrer Ausführung aus. Die Bronze-Armbänder, welche anfgefunden
wurden, sind ebenfalls sehr geschmackvoll gearbeitet. Eine Masse
Silber- und Kupfergeldes mit den Bildnissen der verschiedenen Cä-
saren, Busennadeln und Haarnadeln in Bronze, Schildkröt und
Elfenbein, Ringe mit wcrthvollen Steinen, Stilette, goldene Spiel-
marken, Todtenurnen und steinerne Särge wurden an demselben Orte
gefunden. 2 M. tiefer stieß man auf den Sarg einer Vestalin, worin
sich vier Gefäße und in einem derselben Wcihrauchköruer befanden.
Die Griffe der Gefäße hatten Schlangenform. Auch silberne Löffel-
chen wurden aufgefunden, die unzweifelhaft zum Gebrauche des Weih-
rauchs dienten. Am Halse hatte die Leiche ein Halsband, welches
aus zehn Silbermünzen bestand, die mit den Bildnissen der Kaiser
Gallius, Probus, Claudius und Valerianus geschmückt sind. Ferner
lagen noch kostbare Armbänder im Sarge. Sämmtliche Gegenstände
wurden in das hiesige städtische Museum verbracht.

*** London. Der berühmte englische Architekt Oven Jones
ist am 19. v. Mts. im 65. Lebensjahre Hierselbst gestorben. Zu
seinen hervorragendsten Werken gehören die Dekoration der großen
londoner Ausstellnng im Jahre 1851, sowie der Alhambra im
Krystallpalast zu Sydenham.

*** — In Edinburgh und Glasgow sind die öffentlichen
Sammlungen zu einem Livingstone-Denkmal in jeder der beiden
Städte in erfreulichem Fortgänge.

*** Philadelphia. Unsere Stadt läßt sich ungemein viel
daran gelegen sein, daß der Plan, das hundertjährige Jubiläum
der Unabhängigkeit Nord - Amerikä's durch eine Weltausstellung in
der Hauptstadt Pennsylvaniens zu feiern, nicht an dem Widerstand
der andern Städte scheitere. Ein Massenmeeting wurde zu diesem
Zwecke am 25. März abgehalten. Zu den drei Millionen Dollars,
die schon früher für das Unternehmen gesichert worden waren, wurden
eine weitere Million von der städtischen Regierung und eine fünfte
von Privatleuten versprochen. Man erwartet nunmehr, daß der
Kongreß ebenfalls eine beträchtliche Summe bewilligen werde.
 
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