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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 12.1903

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Puaux, René: L'Art Nouveau Bing - Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.6693#0010

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haben oder sehen wollten und ihr Urteil ein für allemal darauf fest-
gelegt haben. — Gibt es denn aber auch eine Kunst, einen Stil, der
nicht den Eindruck des Gesuchten und Tastenden hervorruft, der ohne
Fehltritt auf der geraden Strasse vorging und seit der ersten Stunde
wuchs und wuchs bis zu seiner vollen Entfaltung? Es ist in der That
überflüssig, über solche Thatsachen und Prinzipien zu diskutieren, denn sie
stehen längst ausser Frage. Nur soviel muss man den Gegnern zugeben,
dass das Wort »L'Art Nouveau« vielen lächerlichen Produkten als Deck-
Mantel gedient hat, Schöpfungen, die ebenso krampfhaft als widerwärtig
erschienen, und deren Urheber der gegenwärtigen Renaissance - Bewegung
erheblich geschadet haben. ■—■ Um die Ideen und Absichten Bing's präziser
darlegen zu können, glaubten wir, ihn am besten selbst darüber befragen zu
sollen. So sei ihm denn nun das Wort überlassen! — Er sagt uns: »L'Art
Nouveau war zur Zeit seines Entstehens weit davon entfernt, für einen
Gattungs-Begriff zu gelten. Es war einfach und bescheiden die Firma
eines Hauses, das denjenigen jungen Männern einen Sammelpunkt bot,
welche ihre Versuche auf dem Gebiete des modernen Künstler-Gewerbes
ausstellen wollten. Dieses Gebiet war aber kein unbeschränktes. Es gibt
gewisse Regionen in der Kunst, welche durchaus keine Notwendigkeit
zu einer Erneuerung empfinden, so die Malerei, welche mit der Zeit in
die Bahnen einer geregelten und gesunden Entwickelung eingelenkt ist.
Das Bedürfnis nach einer Verjüngung Hess sich vielmehr nur bei den
dekorativen Künsten, bei der Kirnst der Wohnungs-Gestaltung und
-Ausschmückung feststellen. Diese Kunst, in der That die wesent-
lichste, in dem sie an unser tägliches Leben rührt, war um
100 Jahre zurückgeblieben. Dieses Bereich menschlichen Schaffens
schien nachgerade alles Leben verloren zu haben: es glich der
 
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