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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 12.1903

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Puaux, René: George de Feure
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https://doi.org/10.11588/diglit.6693#0013

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GEORGE DE FEURE—PARIS.

Möbel-Füllung in Kupfer-Relief.

GEORGE DE FEURE.

Man hat, ich weiss nicht warum, Ver-
gleiche gezogen zwischen G.deFeure
und Orcagna, Hieronymus Bosch,
dem Vlämen Breughel, Quentin Masys, man
hat im Hinblick auf seine Schöpfungen die
verfehmten Dichter: Baudelaire, Thomas de
Quincey, Edgar Poe nachgeprüft und man
scheint dabei zu dem Ergebnisse gelangt zu
sein, dass es nötig sei, sein satanisches, mit
Opium und kranken Blumen parfümiertes
Werk mit einem Schleier zu bedecken. Das
litterarische Thema, welches sich hier uns
darbietet, ist in der That verlockend, denn
•n unserer von Geziertheit und Mode ver-
derbten Zeit scheint die Etiquette eines närri-
schen oder halluzinierenden Menschen schon
zu genügen nur Beifall und Bewunderung
hervorzurufen. George de Feure braucht
jedoch eine derartige Reklame nicht. Sein
Werk ist das eines Mannes, welcher sich
seines Könnens bewusst und durchaus ver-
nünftig ist, und der Satan hat damit höchstens
™ Sinne jenes Verses von Victor Hugo

1*08. VII. 2.

etwas zu thun, welcher besagt: »Dieu s'est
fait homme, soit; le diable s'est fait femme.«
Ja, es ist die Frau, deren Reiz und Schönheit
zu besingen der Künstler sich zur Aufgabe
setzte. Für sie hat er tausend und aber-
tausend schmückende Einzelheiten ersonnen,
welche den zierlichen Rahmen zu ihrer gra-
ziösen, duftigen Intimität bilden sollen. Er
hat um die schlanke, feine Amphora weib-
licher Hüften alle die köstlichen Stoffe drapiert,
welche seine Phantasie nach und nach hervor-
gebracht. Er hat dabei jedoch vorzugsweise
auf die dekorative Schönheit des weiblichen
Körpers geachtet, weniger auf die sinnliche,
bezaubernde, entartete Seite, die so oft das
Kunst-Werk seines hohen, reinen Wertes
beraubt. Nachdem er zunächst sein Bild
nach dem Akte festgestellt hat — und man
bemerkt dies zuweilen etwas zu deutlich —
sucht er nach ornamentalen Motiven, mit
denen er diese Puppe schmücken könnte.
Er gibt dem zarten Knöchel die tragende
Schwelle einer breiten Schleppe, er gleicht
 
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