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Vom Kinder-Zimmer.
derselben im vorigen Hefte) und endlich an
das Preis-Ausschreiben, welches die so ver-
dienstvolle Direktion des Bayer. Gewerbe-
Museums zu Nürnberg kürzlich erliess, um
der dortigen Welt-Industrie für Spiel-Waren
künstlerische Ideen zugänglich zu machen,
um zu ermessen, welche Fülle von künstle-
rischer Thätigkeit der Kinder - Seele in
neuester Zeit zugewendet worden ist. An
diese schloss sich das Preis-Ausschreiben der
»Innen-Dekoration« seiner Tendenz nach an
und auch die Leser der »Deutschen Kunst
und Dekoration« werden mit ungewöhnlicher
Teilnahme von den schönen Ergebnissen
dieser Konkurrenz Kenntnis nehmen.
Vor allem ist hier Wert zu legen auf
die einfachen Lösungen. »Denn es ist falsch,
anzunehmen, dass eines Kindes Schönheits-
Empfindung von irgend welcher Auserlesen-
heit oder besonderen Feinheit in den Gegen-
ständen, die sich ihm darbieten, abhinge. —
In jungen Jahren sehen wir in einem ge-
wissen Grade inwendig.« — Diese überaus
treffenden Worte finden wir bei keinem
Geringeren, als Walter Pater, dem grössten
englischen Aest-
hetiker und Pro-
saisten der neue-
ren Zeit, und
zwar in dem
wundervollen
kleinen Essay
■»Das Kind im
Hause«, welcher
vor einiger Zeit
auch in einer
deutschen Über-
tragung von
Felix Hübel und
in vornehmer
Druck-Ausführ-
ung im Insel-
Verlag zu Leip-
zig erschienen
ist (Preis: i Mk.).
Der ungeheuere
Einfluss der Ein-
drücke, welche
wir in der Kind-
heit empfangen,
J. SATTLER-BERLIN:
Titel-Vignette. Aus »Nibelungen^
auf das ganze Menschen-Leben ist niemals
schöner und ergreifender geschildert worden
als hier, es sei denn in Goethe's »Wahrheit und
Dichtung«. Bei Beiden aber tritt mit beson-
derer Schärfe hervor, wie eminent maßgebend
die äussere Umgebung, Haus, Stube, Möbel,
Bilder, Garten auf die seelische Entwickelung
der Jugend sind. Walter Pater spricht direkt
von einem » Gesetze«, demzufolge die unsere
Kinder umgebenden materiellen Gegenstände
»ein so wichtiges Element in ihrem Leben
bilden«. — Daher darf also das Preis-Aus-
schreiben der »Innen-Dekoration« auch in
weiteren Kreisen ein besonderes Interesse
in Anspruch nehmen, und wenn auch nicht
Jeder von Allem befriedigt sein kann, was
er in den Ergebnissen desselben findet, so
bieten diese doch sicher in den Einzelheiten
Anregungen genug, welche Vater und Mutter
zur Förderung des künstlerischen Empfindens
ihrer Kleinen freudig begrüssen werden.
Was nicht alles in den Büchern steht! Was
ist nicht alles geredet und »gemeint« worden
über die künstlerische Beeinflussung der
Kinder-Seele quasi vom ersten Tage an!
Und doch hatte
man gerade das
Nächste und mit
das Wichtigste,
die Stube, in
welcher das
Kind heran-
wächst, verhält-
nismässig am
meisten ver-
nachlässigt. Un-
seren führenden
Künstlern muss
man zwar zu-
geben, dass sie
sich, wo ihnen
Gelegenheit ge-
boten wurde,
stets mit Vor-
liebe für eine
schöne Gestalt-
ung der Kinder-
Räume bemüht
haben. Aberwie
8. Gesang. ^^^m^^ selten wurde
Vom Kinder-Zimmer.
derselben im vorigen Hefte) und endlich an
das Preis-Ausschreiben, welches die so ver-
dienstvolle Direktion des Bayer. Gewerbe-
Museums zu Nürnberg kürzlich erliess, um
der dortigen Welt-Industrie für Spiel-Waren
künstlerische Ideen zugänglich zu machen,
um zu ermessen, welche Fülle von künstle-
rischer Thätigkeit der Kinder - Seele in
neuester Zeit zugewendet worden ist. An
diese schloss sich das Preis-Ausschreiben der
»Innen-Dekoration« seiner Tendenz nach an
und auch die Leser der »Deutschen Kunst
und Dekoration« werden mit ungewöhnlicher
Teilnahme von den schönen Ergebnissen
dieser Konkurrenz Kenntnis nehmen.
Vor allem ist hier Wert zu legen auf
die einfachen Lösungen. »Denn es ist falsch,
anzunehmen, dass eines Kindes Schönheits-
Empfindung von irgend welcher Auserlesen-
heit oder besonderen Feinheit in den Gegen-
ständen, die sich ihm darbieten, abhinge. —
In jungen Jahren sehen wir in einem ge-
wissen Grade inwendig.« — Diese überaus
treffenden Worte finden wir bei keinem
Geringeren, als Walter Pater, dem grössten
englischen Aest-
hetiker und Pro-
saisten der neue-
ren Zeit, und
zwar in dem
wundervollen
kleinen Essay
■»Das Kind im
Hause«, welcher
vor einiger Zeit
auch in einer
deutschen Über-
tragung von
Felix Hübel und
in vornehmer
Druck-Ausführ-
ung im Insel-
Verlag zu Leip-
zig erschienen
ist (Preis: i Mk.).
Der ungeheuere
Einfluss der Ein-
drücke, welche
wir in der Kind-
heit empfangen,
J. SATTLER-BERLIN:
Titel-Vignette. Aus »Nibelungen^
auf das ganze Menschen-Leben ist niemals
schöner und ergreifender geschildert worden
als hier, es sei denn in Goethe's »Wahrheit und
Dichtung«. Bei Beiden aber tritt mit beson-
derer Schärfe hervor, wie eminent maßgebend
die äussere Umgebung, Haus, Stube, Möbel,
Bilder, Garten auf die seelische Entwickelung
der Jugend sind. Walter Pater spricht direkt
von einem » Gesetze«, demzufolge die unsere
Kinder umgebenden materiellen Gegenstände
»ein so wichtiges Element in ihrem Leben
bilden«. — Daher darf also das Preis-Aus-
schreiben der »Innen-Dekoration« auch in
weiteren Kreisen ein besonderes Interesse
in Anspruch nehmen, und wenn auch nicht
Jeder von Allem befriedigt sein kann, was
er in den Ergebnissen desselben findet, so
bieten diese doch sicher in den Einzelheiten
Anregungen genug, welche Vater und Mutter
zur Förderung des künstlerischen Empfindens
ihrer Kleinen freudig begrüssen werden.
Was nicht alles in den Büchern steht! Was
ist nicht alles geredet und »gemeint« worden
über die künstlerische Beeinflussung der
Kinder-Seele quasi vom ersten Tage an!
Und doch hatte
man gerade das
Nächste und mit
das Wichtigste,
die Stube, in
welcher das
Kind heran-
wächst, verhält-
nismässig am
meisten ver-
nachlässigt. Un-
seren führenden
Künstlern muss
man zwar zu-
geben, dass sie
sich, wo ihnen
Gelegenheit ge-
boten wurde,
stets mit Vor-
liebe für eine
schöne Gestalt-
ung der Kinder-
Räume bemüht
haben. Aberwie
8. Gesang. ^^^m^^ selten wurde