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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 18.1906

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Trenkwaltd, Hermann von: Internationale Buchbindekunst-Ausstellung in Frankfurt a. M. - März bis Mai 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.8554#0180

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Frankfurt a. M., März—Mai 1906.

fein wirkendes Buch ausgestellt, dessen
Schmuck nur mittels eines einzigen kleinen
Blattstempels erzielt war. Von München
kamen einige gute moderne Versuche von
Fräulein Martha von Kranz und Laura
Lange. Das Kaufhaus Oberpollinger hatte
nach Entwürfen von Paul Bürck, Rudolf
Bosselt, Cissarz und Olbrich arbeiten lassen,
doch war nur Weniges davon wirklich ge-
glückt, — einiges war sogar recht schlimm.
Auch die nach Behrens ausgeführten Einbände
von Ludwig Rauch—Hamburg konnten nicht
voll befriedigen. Aus Krefeld kamen Ein-
bände, bei deren Dekor ein modernes ver-
schlungenes Linienwerk bevorzugt war, doch
fühlte man angesichts dieser Arbeiten wie
vor gar manchen anderen deutschen sehr
lebhaft den Wunsch nach besserem Material
und feinerer Farbenwahl. Die Elberfelder
Handwerker- und Kunstge-
werbe-Schule brachte interes-
sante Versuche in Batik-Ver-
fahren, zeigte jedoch an an-
deren Einbänden recht klein-
liche Dekorationsmittel ver-
wendet. — Der Lederschnitt
war durch die Firmen Georg
Hulbe—Hamburg und Hein-
rich Pfannstiel—Weimar ver-
treten. Erstere hatte neben
den heute denn doch schon
überwundenen Arbeiten im
Stil der Gotik und Renaissance
mit dem künstlich erweckten
Schein der Altertümlichkeit
neuere Einbände mit bild-
mäßigen Darstellungen in
flachem Relief und in farbigen
Beizungen ausgestellt. Auch
Pfannstiel bevorzugt erfreu-
licher Weise das flache Re-
lief in ausgezeichneter Tech-
nik. Einiges war nach Ent-
würfen van de Veldes ange-
fertigt. — Ein höchst eigen-
artiges Bild, ja das originellste
der Ausstellung, boten die Ar-
beiten der Wiener Werkstätte,
welche unter der Leitung von

Kolo Moser und Josef Hoffmann steht.
Hier herrschten individueller Geschmack
und gute Technik. Ein Band wie der
hier wiedergegebene zu Nietzsches »Also
sprach Zarathustra« nach Entwurf von
Adolf Boehm, aus dunkelgrauem Kalbleder
mit Handvergoldung, deren Zeichnung den
Inhalt des Buches symbolisch anklingen lässt,
mit einem feurig roten, golden gemusterten
Vorsatz, zeigte kühne, aber durchaus künst-
lerische Effekte. Sehr apart wirkte bei
anderen Bänden die Verwendung von
Eidechsenleder, zu dessen grauen Farben-
Tönen ein Vorsatz und Schnitt in Silberton
in feiner Harmonie standen. Überhaupt war
das Streben nach Individualisierung des Buch-
einbandes und nach einheitlicher moderner
Ausgestaltung aller Details seines Schmuckes
bis hinab zum Zeichenbändchen nirgends so

est.

mm.

„, „»UMSTADT AUSF.: A. OSTERR1ETH—FRANKFURT A. M.
ENTW.: J.V. CISSARZ—DARMSIADl.

Lil.derb.nd, braunes Mareen mit schwarzer Uderau«UEe und Handver£0ld„„e.

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