Ernst Liebermann—München.
der muß angeboren sein als Urzug ger-
manischen Genies.
Es gibt auch einen Illustrator Ernst
liebermann. Und vor fünf, sechs Jahren
konnte man noch hören: Ernst Liebermanns
Gemälde verleugnen nicht das illustrative
Element. Es mag ein wenig Wahrheit darin
gelegen haben; ruhiger betrachtet, dürfte die
Sache so liegen: der Illustrator war ein
jüngerer Liebermann, eine einzelne Wesens-
linie, die, schon der Notdurft des Lebens
wegen, besonders stark gepflegt wurde. Ihr
Gutes hatte und ihr Böses. Das Nach-
teilige des Illustrierens ist wohl das ewige
Komponieren, das gedankliche Arbeiten; es
hat die stete Gefahr, in Einzelheiten hängen
zu bleiben, gleichsam im Geometrischen.
Der Illustrator liegt im steten Kampfe mit
dem Künstler; er muß sich aufs Naheliegende,
Augenfälligere richten, der Künstler aufs
Wesentliche. Die Illustration ist die gefähr-
liche Ecke, an der viele Maler zu Grunde
gehen und noch mehr Künstler. Siehe ver-
schiedene Zeichner des »Simplizissimus«. Das
Gute einer großen Illustrations-Tätigkeit ist
der Fleiß. Ohne Fleiß kommt auch das
Genie nicht aus dem Dilettantismus. Die
Maler, die Farbenflecken neben Farben-
flecken setzen und im Schlafe das Richtige
zu finden glauben, sind eigensinnige, ein-
seitige Talente. Die aber von der Picke auf
dienen, haben den Marschallstab im Tor-
nister. Der eklatanteste Beweis für die er-
zieherische Kraft und jungerhaltende Frucht-
barkeit illustrativer Schulung sind die Künstler
der »Jugend«, die Scholle, die frischeste
nicht nur, sondern wohl die beste Kunst
heuer im Glaspalast. Nachdem die Erler,
Münzer, Püttner, Putz die Gefahr der
Illustration: sich auszugeben, zu verkrümmein,
überwunden hatten, floß ihnen der Segen
erhöhter, umfassenderer Kraft zu. Auf dieser
Linie steht in seiner Art auch Ernst Lieber-
mann. Weil er, wie ich höre, immer noch
der muß angeboren sein als Urzug ger-
manischen Genies.
Es gibt auch einen Illustrator Ernst
liebermann. Und vor fünf, sechs Jahren
konnte man noch hören: Ernst Liebermanns
Gemälde verleugnen nicht das illustrative
Element. Es mag ein wenig Wahrheit darin
gelegen haben; ruhiger betrachtet, dürfte die
Sache so liegen: der Illustrator war ein
jüngerer Liebermann, eine einzelne Wesens-
linie, die, schon der Notdurft des Lebens
wegen, besonders stark gepflegt wurde. Ihr
Gutes hatte und ihr Böses. Das Nach-
teilige des Illustrierens ist wohl das ewige
Komponieren, das gedankliche Arbeiten; es
hat die stete Gefahr, in Einzelheiten hängen
zu bleiben, gleichsam im Geometrischen.
Der Illustrator liegt im steten Kampfe mit
dem Künstler; er muß sich aufs Naheliegende,
Augenfälligere richten, der Künstler aufs
Wesentliche. Die Illustration ist die gefähr-
liche Ecke, an der viele Maler zu Grunde
gehen und noch mehr Künstler. Siehe ver-
schiedene Zeichner des »Simplizissimus«. Das
Gute einer großen Illustrations-Tätigkeit ist
der Fleiß. Ohne Fleiß kommt auch das
Genie nicht aus dem Dilettantismus. Die
Maler, die Farbenflecken neben Farben-
flecken setzen und im Schlafe das Richtige
zu finden glauben, sind eigensinnige, ein-
seitige Talente. Die aber von der Picke auf
dienen, haben den Marschallstab im Tor-
nister. Der eklatanteste Beweis für die er-
zieherische Kraft und jungerhaltende Frucht-
barkeit illustrativer Schulung sind die Künstler
der »Jugend«, die Scholle, die frischeste
nicht nur, sondern wohl die beste Kunst
heuer im Glaspalast. Nachdem die Erler,
Münzer, Püttner, Putz die Gefahr der
Illustration: sich auszugeben, zu verkrümmein,
überwunden hatten, floß ihnen der Segen
erhöhter, umfassenderer Kraft zu. Auf dieser
Linie steht in seiner Art auch Ernst Lieber-
mann. Weil er, wie ich höre, immer noch