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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 21.1907

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Klein, Rudolf: Zur Kunst-Ausstellung in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.6700#0030

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Zur Kunst-Ausstellung in Köln.

OSKAR ZWINTSCHER—DRESDEN.

»Bildnis eines blonden Kindes«.

schwere zu überwinden. Daß eine Dame ihre
Kleider hochrafft, um ihre Dessous bis zur
Hüfte zu zeigen, ist nicht unbedingt ein künst-
lerischer Vorwurf; der Vorgang kann aber,
etwa unter dem Geist und Pinsel eines Fra-
gonard oder Beardsley, in einen solchen
gesteigert werden: bleibt aber bei Corinth im
Plumpsinnlichen der Herrenpikanterie stecken,
so daß die malerischen Qualitäten und der
Gegenstand nicht Eins werden.

Und neben diesen beiden gibt es eine
ganze Reihe begabter Palettenkünstler im
heutigen Berlin, deren Werke in geschickter
Wahl mit dazu beitragen, der Kölner Aus-
stellung ihr Niveau zu sichern. Da ist der
erst jüngst nach dort übergesiedelte vorzüg-
liche Stillebenmaler E. R. Weiß, ein impres-
sionistisch-dekoratives Talent, wie die jüngsten
Franzosen Vuillard und Bonnard, da ist der
gut pointillierende Kurt Herrmann, und der
das gleiche Prinzip geistlos handhabende
Paul Baum , da ist der bescheidene aber solide
porträtist v. Kardorff, die Porträtmalerin Dora

Hitzund Julie Wolfthorn, daistLeistikow,
im Malerischen nicht selten dünn, als Stim-
mungslyriker aber wohl der konzentrierteste
deutsche Landschafter der Gegenwart, und
Reinhold Lepsius, der das Porträt zum Vor-
wand für distinguierte Farbendichtungen
nimmt; wie man sieht, eine ganze stattliche
Schar von Künstlern, die dafür zeugen, daß
Leben und Bewegung im deutschen Kunst-
schaffen walten. Nicht zu vergessen, den
japanisierenden Orlik, der uns häufig, gerade
wegen seines allzu geschickten Imitations-
talentes weniger, dann aber auch wieder, so
er schlicht bleibt, wie im »Porträt einer
Wienerin« mehr gefällt.

Denken wir, mit einem Rückblick auf
unsere Wanderung und an das, was wir sahen,
an den Ausgangspunkt dieser durch die Um-
stände gezwungen kurzen Betrachtung, an
die drei auf engem Raum gedrängten und
so verschiedenartigen Ausstellungen: Crefeld,
Düsseldorf, Köln; wir kommen zur Erkennt-
nis, daß das systemlose Anhäufen von Bildern,

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