Oskar Zwintscher—Klotzsche-Dresden.
meinsames, das stärker ist als alle
abenteuerliche Vielgestaltigkeit. Wir
spüren ihm nach, und da sagen
wir uns: wie fest, wie geradeaus
muß der Blick der Menschen ge-
wesen sein, die in solchen unzwei-
deutigen Farben und Linien die
Welt einst sahen! Frundsberg-
Figuren: die Vorstellung drängt sich
immer wieder auf. Diese Menschen
standen nicht nur fest auf beiden
Beinen und griffen nicht nur derb
zu: auch ihr Blick war voller Kraft
und Selbstbewußtsein. Ein wunder-
bar reines Geschlecht, eine noch
unverdorbene, unvermischte Rasse
germanischer, nordischer Zucht. —■
Was das ist, deutsche Malerei? Es
ist ganz kurz die Malerei des festen
Blickes. Und was das ist, die
fremde Malerei, die zu unserer Art
Gottlob nicht paßt? Es ist die
Malerei des Blickes, der die Stetig-
keit verlor, der blinzelt oder äugt
anstatt zu sehen. In der hastigen
Bewegung nur sucht der den Pariser
Ateliergängern genehme Impressio-
nist das Leben zu erhaschen, seine
Beobachtung ist zu einem unsteten
Lauern geworden. Wenn wir in
Deutschland dieser ahasverischen
Malerei erst alle herzlich müde
wurden — und lange kann das
nicht mehr dauern — dann werden
wir doppelt die wenigen Künstler
zu schätzen wissen, die in den
Tagen der größten Hast bereits
nicht Maler des ewigen Werdens
waren, sondern Maler des übrigen
Seins. Und zu ihnen gehört unter
den Jüngeren vor allen anderen der
Meißener Störenfried, der 1898
zum erstenmal den Kennern ein so
ärgerlicher Einwand war. — Seit
jener Zeit hat Oskar Zwintscher eine
reiche Entwicklung durchgemacht.
Die Bilder dieses Heftes, alle nach
Werken aus den letzten Jahren, sind
dessen Beweis. Leider ist es nicht
möglich, von der Farbe eine zu-
reichende Vorstellung zu vermitteln.
Das Bildnis eines jungen Mädchens
(Seite 340), das auf den Ton weiß-
licher Astern, das Frauenbildnis
(Seite 341), das auf ein helles Grau
gestimmt ist, sind Beispiele pracht-
OSKAR ZWINTSCHER DRESDEN.
BILDNIS IN GRAUER TOILETTE.
341
meinsames, das stärker ist als alle
abenteuerliche Vielgestaltigkeit. Wir
spüren ihm nach, und da sagen
wir uns: wie fest, wie geradeaus
muß der Blick der Menschen ge-
wesen sein, die in solchen unzwei-
deutigen Farben und Linien die
Welt einst sahen! Frundsberg-
Figuren: die Vorstellung drängt sich
immer wieder auf. Diese Menschen
standen nicht nur fest auf beiden
Beinen und griffen nicht nur derb
zu: auch ihr Blick war voller Kraft
und Selbstbewußtsein. Ein wunder-
bar reines Geschlecht, eine noch
unverdorbene, unvermischte Rasse
germanischer, nordischer Zucht. —■
Was das ist, deutsche Malerei? Es
ist ganz kurz die Malerei des festen
Blickes. Und was das ist, die
fremde Malerei, die zu unserer Art
Gottlob nicht paßt? Es ist die
Malerei des Blickes, der die Stetig-
keit verlor, der blinzelt oder äugt
anstatt zu sehen. In der hastigen
Bewegung nur sucht der den Pariser
Ateliergängern genehme Impressio-
nist das Leben zu erhaschen, seine
Beobachtung ist zu einem unsteten
Lauern geworden. Wenn wir in
Deutschland dieser ahasverischen
Malerei erst alle herzlich müde
wurden — und lange kann das
nicht mehr dauern — dann werden
wir doppelt die wenigen Künstler
zu schätzen wissen, die in den
Tagen der größten Hast bereits
nicht Maler des ewigen Werdens
waren, sondern Maler des übrigen
Seins. Und zu ihnen gehört unter
den Jüngeren vor allen anderen der
Meißener Störenfried, der 1898
zum erstenmal den Kennern ein so
ärgerlicher Einwand war. — Seit
jener Zeit hat Oskar Zwintscher eine
reiche Entwicklung durchgemacht.
Die Bilder dieses Heftes, alle nach
Werken aus den letzten Jahren, sind
dessen Beweis. Leider ist es nicht
möglich, von der Farbe eine zu-
reichende Vorstellung zu vermitteln.
Das Bildnis eines jungen Mädchens
(Seite 340), das auf den Ton weiß-
licher Astern, das Frauenbildnis
(Seite 341), das auf ein helles Grau
gestimmt ist, sind Beispiele pracht-
OSKAR ZWINTSCHER DRESDEN.
BILDNIS IN GRAUER TOILETTE.
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