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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 22.1908

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Vogt, Adolf: Das Landhaus Schimmelpfeng in Zehlendorf: erbaut von Campbell & Pullich
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https://doi.org/10.11588/diglit.7006#0268

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Das Landhaus Schimmelpfewg.

Der Hausgarten bildet den Übergang von der
strengen Architektur des Hauses zur freien
Natur. Zu abstrakter Geometrie sollte man
ihn deshalb nicht mißbrauchen.

Der Garten des Hauses Schimmelpfeng
ist nichts weiter als dieser Übergang von
Hausarchitektur zu freier Natur in konzen-
trierter Form. Von den eben erwähnten
Terrassen steigt man über eine Steintreppe
hinab zu einem gepflasterten Karree mit Blumen-
beeten um einen Springbrunnen: Hier waltet
strengste Architektur, ebenso auch in den
geraden Wegen, die kreuzförmig von seinen
Seiten ausgehen. Der eine führt rechts zwischen
Bäumen bis zur Straßenmauer und nach einer
Wendung zu einem erhöhten Sitzplatz. Auf
dem Wege links gelangen wir zum Gemüse-
garten. Und geradeaus führt ein Weg durch
eine lange schattige Pergola bis zu dem stroh-
gedeckten romantischen Gartenhäuschen mit
dem weißen Pfau auf dem First, das wir auf
Seite 247 sehen. Zeigt nun schon diese
Hütte eine ziemlich bäuerliche Architektur,
so soll rechts und links der Pergola reine
»Wildnis« herrschen. Zwischen den Pfeilern

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der Pergola (in den Zwischenräumen sind
Blumenbeete angelegt), werden sich dann,
wenn einmal alles belaubt und zugewachsen
ist, wechselnde Ausblicke in diesen Teil frei-
waltender Natur bieten.

Eigentlich ist der Garten durch eine Mauer
in zwei Teile geschieden (hie Kunst-, hie
Naturgarten !) und die Pergola unternimmt nur
einen Vorstoß der Architektur in die Wildnis
lünein. Die Mauer ist zudem teilweise durch-
brochen, sodaß auch hier eine Art Kommuni-
kation entsteht.

Von dem Gartenhäuschen bis zu den
Terrassen zieht sich in schnurgerader Richtung
die Hauptachse des Gartens, die auch am
meisten ausgestattet ist. Auf der einen Seite
liegen vorwiegend Rasen und freier Sträucher-
und Baumbestand, auf der andern sind Obst-
und Gemüsegärten und anschließend daran
ein Kinderspielplatz und ein Trockenplatz
vorgesehen. Wie der Bau und die einzelnen
Räume ist also auch das gesamte Anwesen,
obwohl seine Anlage so einfach und natürlich
erscheint, doch mit feinster Überlegung dis-
poniert. ADOLF VOGT.
 
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