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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Osborn, Max: Ludwig v. Hofmann - Weimar
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0029

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Ludwig v. Hofmann.

Deutschen Theater nur einige Anregungen
daraus entnehmen konnte, während daneben
Hofmanns Dekorationsskizzen nun ihr eigenes
Dasein weiterleben. Zur selben Zeit erschien
auf der Winter - Ausstellung der Berliner
Sezession der Entwurf Hofmanns für sein
Wandgemälde im Senatssaal von Theodor
Fischers neuem Universitätsgebäude in Jena,
und man erkannte mit Bewunderung, wie der
Meister tanzender Heiterkeit auch für die
gehaltene Stimmung, die in einem Hause
ernster Wissenschaft allein am Platze war, den
rechten Ausdruck fand. In diesem Saal hat
Theodor Fischer, schon bevor er den Entwurf
des Frieses kannte, mit feinem Verständnis für
des Künstlers Art in der Ausstattung von
Wand und Decke ein diskretes Motiv an-
gebracht, in dem gleichsam Hofmanns
persönlicher Stil auf die einfachste Formel
reduziert erscheint: er ließ dort über die farb-
lose Reinheit der Stuckfläche sanfte Wellen-
linien in zartem Relief hinziehen, in denen,
wenn das Werk erst vollendet ist, der eigen-
tümliche Rhythmus der Hofmannschen Malerei
verklingen wird, während sich die Akkorde

seiner Farben in das farblose Weiß auflösen.
— Vor einigen Jahren wollte es eine Zeitlang
scheinen, als sei ein Stillstand in Ludwig von
Hofmanns Kunst eingetreten. Jetzt zeigt es
sich, daß es nichts war als gleichsam ein
Atemholen. Und mit neuer, beflügelter
Schöpfungskraft ist eraus dieser kurzen Periode
des Ausruhens hervorgegangen, um uns frei-
gebiger als je zuvor Werk auf Werk zu schenken.

DR- MAX OSEORN BERLIN.

Die Kunst übernimmt nicht mit der Natur,
in ihrer Breite und Tiefe, zu wetteifern, sie
hält sich an die Oberfläche der natürlichen
Erscheinungen; aber sie hat ihre eigene Tiefe,
ihre eigene Gewalt; sie fixiert die höchsten
Momente dieser oberflächlichen Erscheinungen,
indem sie das Gesetzliche darin anerkennt,
die Vollkommenheit der zweckmäßigen Pro-
portion, den Gipfel der Schönheit, die Würde
der Bedeutung, die Höhe der Leidenschaft.

Die Natur scheint um ihrer selbst willen
zu wirken; der Künstler wirkt als Mensch,
um der Menschen willen. Goethe.
 
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