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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Schaefer, Carl: Neues aus Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0049

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Neues aus Bremen.

JANSEN & MEEUSSEN

BREMEN.

Krälte, über die das heutige Bremen verfügt,
ist der Glasmaler Georg K. Rohde. Die
Zeit, da man die bunte Pracht der Glas-
malerei um ihrer selbst willen liebte, ist vor-
über. Der Raumgedanke der Gegenwart ver-
langt gebieterisch — und mit Recht — daß
sich das Fenster einordne in den gesamten
Sinn von Wand und Decke; und in diesem
Zusammenwirken lügt sich das farbenprunkende,
meist sehr anspruchsvolle Glasgemälde der
Zeit, wie es um 1890 üblich war, schlechter-
dings nicht mehr. Seine Anwendung ver-
langt heute viel mehr taktvolle Vorsicht, seine
Farben, sein Material, seine Linien müssen
sehr viel stärker aus dem gesamten Organis-
mus der Wand, ihrer Gliederung und Farben-
Haltung entwickelt werden. Und dafür gerade
hat Rohde eine sichere Begabung an den
Tag gelegt. Die als Darstellung der fünf
Sinne gedachten Putten, von denen wir drei
hier wiedergeben, sind als farbige Mittel-
punkte in die farblosen Scheiben der hohen

Speise-Zimmer im Hause Suhren.

Ausführung: Heinrich Bremer-Bremen.

Sprossenfenster eingefügt, die vom Speise-
zimmer des Hauses Strauch nach dem Garten
führen. Für die Ratskellerfenster, das aus
nächster Nähe und mit Muße betrachtet zu
werden bestimmt ist, hat der Künstler lustige
alte und neue Motive bald farbig satt, bald
nur wie eine vergilbte Handzeichnung wirkend
und wie zufällig zwischen die alten Scheiben
gesetzt zu einem sehr amüsanten Bilderbogen
vereinigt. Sein größter Vorzug — ein Vor-
zug, der sich freilich aus den Abbildungen
kaum erkennen läßt — ist die sparsame und
höchst wirkungsvolle Auswahl und Ausnutzung
des Materials-, mit ganz wenigen Farbtönen
doch reiche Wirkungen zu erzielen, die Schön-
heit und Leuchtkraft des Farbenglases ganz
herauszuholen und die festen großen Linien
der Bleikonturen in ihrer dekorativen Wirkung
zu beherrschen, das ist das Wesentliche dieses
vornehmen Materialstils.

Als Graphiker und Zeichner von streng
aufgebauten wohldisziplinierten Arbeiten des

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