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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Bredt, Ernst Wilhelm: Chauvinismus und Landschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0229

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a

seitige Bereicherung der Völker, Zeiten, ] ,and-
^ Schäften und Menschen ausscheiden wollte? Wie
q herrlich tönt uns ordentlich aus allen Ländern
B« und Landschaften die Bejahung des Willens
□ zu gegenseitiger Bereicherung entgegen. Man
■ überdenke nur kurz die Weltgeschichte der
, Kultur — und konstruiere sich als Farce
q danach das Zerrbild eines Kulturvolkes ohne
B« fremde Einflüsse. Oder man gehe vom Kleinen
o aus. Man schaue sich im eigenen Zimmer um,

ob alles deutschem Boden entwachsen. Soll ich
Ji hartes, fremdes Holz nie für Möbel verwenden,
q auch wenn sie mir vielfach dünnere Konstruk-

tionen erlauben? Soll ich die seidenen Be-
*J züge zerreißen, weil auch hier fremde Tiere
q —■ also fremde Naturen — Erzeuger waren?
■■

□«•D.'D.-a.-o.'a.'D.'o.'a.'D.'a.'o.'a

1909. X i.

a
a

Und dann befrage man doch die deut-
schesten der deutschen Künstler, wie die sich

gestellt zum Fremden? Was dankt doch Dürer g
italienischer Kunst und Natur. — Was für

fremde Einflüsse haben Rembrandt angeregt, q

groß gemacht. — Oder sollen wir unsere ■

Großen nicht lieben und verehren so wie sie «

geworden sind? Wollen wir vielleicht auch q
da rekonstruieren ? Wollen wir vielleicht auch

aus den alten Bildern unserer großen Meister o
fremde Bäume — man denke an den Genter

Altar oder an Schongauer — wegmalen? «

Ich denke, was die Völker groß gemacht q
und die besten Geister zu Vorbildern der

Menschheit, das wird auch uns nicht schaden 1

— sondern ganz gehörig nützen. Und wir q

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