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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 24.1909

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Bethge, Hans: Zeichnende Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.7005#0170

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Dr. Hans Bethge:

ED. MÜNCH KOPENHAGEN.

Lithographie.

hingegriffelten Strichen, daß sie auch Brüder
im Geiste sind. Der Stil des einen wie des
andern weist eine sehr persönliche, zarte,
zierlich-naive und nicht selten etwas karikatu-
ristische Note auf. Etwas Traumhaftes blüht
aus den Versen und den Radierungen hervor.
Eine stille Melancholie in den Stuben und
in der Landschaft. Resigniert wandelt der
Dichter, die Hände in den Hosentaschen,
durch die Büsche des nebeligen Feldes oder
lümmelt sich an einem sonnenlosen Tage zu
Haus auf dem Sofa.

Von dem jüngst verstorbenen Rudolf
Wilke sah man eine große Kollektion seiner
für den »Simplizissimus« gezeichneten Blätter.
Am besten sind ihm immer die Säufer, Penn-
brüder und Landstreicher gelungen. Er hatte
eine eigentümlich kriselige Art die Feder zu

führen, er verstand es Typen zu individuali-
sieren , wie wenige unserer Karikaturisten,
und man konnte in dieser Ausstellung gut
erkennen, wie weit er über seine Kameraden
Thoeny und Reznicek herausragte, von denen
man auch eine Reihe Blätter beisammen sah, —
einigermaßen oberflächlich empfundene Blätter.

Die allzu stofflichen Arbeiten von Hans
Baluschek wissen wenig zu interessieren.
Auch Marcus Behmer, der freilich ganz
anderen Zielen zustrebt, wirkt wenig erfreulich:
kalt und epigonenhaft. Die Pastelle, die
Ludwig von Hoffmann geschickt hatte,
erinnerten an den Charme der früheren Pastelle
dieses Künstlers, aber ohne ihn zu erreichen.
Von Emil Rudolf Weiß sah man reizende
kleine Holzschnitte und eine vorzügliche
Radierung: den wilden Akt einer Frau• dieser

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