CARL SCHWALB ACH—MÜNCHEN.
GEMÄLDE »LIEBESPAAR« 1916;
NEUE GEMÄLDE VON CARL SCHWALBACH.
VON WILHELM MICHEL - DARMSTADT.
Der Weg, den dieser Künstler zurückgelegt
hat, die Ergebnisse, die er in einer Zeit
der Umwälzung hinzustellen wußte, verdienen
Aufmerksamkeit. Andererseits werden diese
Ergebnisse durch ihr formal sicheres Auftreten
wieder problematisch. So ist eingehende Prüf-
ung am Platze, Sonderung der Elemente, aus
denen diese nicht einfache Kunst sich aufbaut.
Schwalbachs Werk gliedert sich in mehrere,
deutlich von einander abgehobene Schichten.
Ausgangspunkt war ihm der gemäßigte Impres-
sionismus Münchnerischer Prägung: Natur-
studie, reiner Sensualismus, mit den späteren
Abschnitten seines Schaffens vielleicht nur ver-
bunden durch eine merkliche Bewußtheit der
Linie und eine stärkere Betonung der Kontur
als Sonderwert. Auch die früh auftretendeVor-
liebe für das Gelb, das einige Zeit hindurch seine
Tonalität fast ausschließlich beherrscht hat, mag
als ein solches Bindeglied genommen werden.
Schwalbach war noch wenig festgelegt, als
vor etwa acht Jahren die neuen Elemente in
deutsche Kunst eindrangen, die letzten Bastio-
nen des Impressionismus zu Fall bringend und
Wege in unabsehbare Provinzen Neuland frei-
legend. Unter diesen neuen Elementen hat
Schwalbach bei allem frischen Zugriff eine vor-
sichtige Auswahl getroffen. Es ist der Punkt,
an dem sich sein künstlerischer Charakter ent-
scheidet. Es stellt sich die Problematik heraus,
daß Schwalbachs Wesen erst durch diese neuen
Elemente definitiv bestimmt wird, daß er sich
aber trotzdem ihnen gegenüber zweifelnd, zö-
gernd und auswählend verhält. Eine Steigerung,
eine Präzisierung seiner Ausdrucksmittel ist
unverkennbar. Der menschliche Körper wird
XXII. April-Mai 1919. 1
GEMÄLDE »LIEBESPAAR« 1916;
NEUE GEMÄLDE VON CARL SCHWALBACH.
VON WILHELM MICHEL - DARMSTADT.
Der Weg, den dieser Künstler zurückgelegt
hat, die Ergebnisse, die er in einer Zeit
der Umwälzung hinzustellen wußte, verdienen
Aufmerksamkeit. Andererseits werden diese
Ergebnisse durch ihr formal sicheres Auftreten
wieder problematisch. So ist eingehende Prüf-
ung am Platze, Sonderung der Elemente, aus
denen diese nicht einfache Kunst sich aufbaut.
Schwalbachs Werk gliedert sich in mehrere,
deutlich von einander abgehobene Schichten.
Ausgangspunkt war ihm der gemäßigte Impres-
sionismus Münchnerischer Prägung: Natur-
studie, reiner Sensualismus, mit den späteren
Abschnitten seines Schaffens vielleicht nur ver-
bunden durch eine merkliche Bewußtheit der
Linie und eine stärkere Betonung der Kontur
als Sonderwert. Auch die früh auftretendeVor-
liebe für das Gelb, das einige Zeit hindurch seine
Tonalität fast ausschließlich beherrscht hat, mag
als ein solches Bindeglied genommen werden.
Schwalbach war noch wenig festgelegt, als
vor etwa acht Jahren die neuen Elemente in
deutsche Kunst eindrangen, die letzten Bastio-
nen des Impressionismus zu Fall bringend und
Wege in unabsehbare Provinzen Neuland frei-
legend. Unter diesen neuen Elementen hat
Schwalbach bei allem frischen Zugriff eine vor-
sichtige Auswahl getroffen. Es ist der Punkt,
an dem sich sein künstlerischer Charakter ent-
scheidet. Es stellt sich die Problematik heraus,
daß Schwalbachs Wesen erst durch diese neuen
Elemente definitiv bestimmt wird, daß er sich
aber trotzdem ihnen gegenüber zweifelnd, zö-
gernd und auswählend verhält. Eine Steigerung,
eine Präzisierung seiner Ausdrucksmittel ist
unverkennbar. Der menschliche Körper wird
XXII. April-Mai 1919. 1