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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 44.1919

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Weinmayer: Die Malerei von heute
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https://doi.org/10.11588/diglit.9120#0134

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DIE MALEREI VON HEUTE. Die Alten —
die Neuen von 1880 — in einer Sackgasse,
aus der es trotz aller glänzender Steigerungen,
kein Entrinnen mehr gibt. Viele markige Ge-
stalten darunter, deren Taten, wie Stucks Haus,
niemals untergehen werden. Und viele Jünger
um sie her, die den Todeskeim nicht ahnend
das Alte fortspinnen werden, weit in das Neue
hinein. Aber auch viele Überläufer aus dem alten
Lager in das neue, ehrliche und unehrliche. Die
letzteren nicht immer in der Minderzahl. Alte
Gecken, die die „Mode" reizt, die gerne mit
Perücken und frischen Farben gehen. Das
sind die Parasiten jeder neuen Kunst. —

Die Neuen — ihre reine Existenzberechtigung
tastet heute wohl niemand mehr an — ewig
suchend; und neben den beiden in herrlichster
Blüte der ewige Kitsch. Aus allen Zeiten steh-
lend, glatt und süß und billig und doch so furcht-

bar teuer und eben darum so gesucht beim
Publikum und darum wiederum wirtschaftlich
am stärksten.............dr. weinmayer.

Ä

Die Malerei wählt ebenso wie die Dichtkunst in
dem Universum das, was sie für ihre Zwecke am
geeignetsten findet. Sie vereinigt, sie konzentriert
in einer einzigen phantastischen Figur Umstände
und Charaktere, die die Natur zerstreut in verschie-
denen Individuen bietet. Dank dieser weisen und
erfinderischen Kombination erwirbt der Künstler den
Titel eines Erfinders und hört auf, ein untergeord-
neter Kopist zu sein...............GOYA.

Die Welt liegt vor dem Künstler, möchf ich sagen,
wie vor ihrem Schöpfer, der in dem Augenblick,
da er sich des Geschaffenen freut, auch alle die Har-
monien genießt, durch die er sie hervorbrachte und
in denen sie besteht. Und das ist es, was immer durch
die Seele des Künstlers webt, was in ihm nach und nach
sich zum verstandensten Ausdruck drängt, ohne durch
die Erkenntniskraft durchgegangen zu sein. Goethe.

WOLF RÖHRICHT-MÜNCHEN. »STILLEBEN MIT FROSCH«
 
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