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Tannenbaum, Herbert: Das Badische Land im Bild
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9120#0107
RUDOLF SIECK-PRIEN-PINSWANG.
GEMÄLDE »AM UNTERSEE«
DAS BADISCHE LAND IM BILD.
Es will uns bedünken, daß in diesen Tagen,
da so viel von Volkswohlfahrt und Volks-
beglückung geredet wird, der förderlichste
Dienst dem Volke dadurch erwiesen wird, daß
man es im Zusammenbruch aller äußeren, bis-
her hochgeschätzten Werte mit Nachdruck auf
das hinweist, was immer höchste Geltung be-
halten wird, auch dann, oder erst recht dann,
wenn alles übrige in Trümmer geht: auf die
innerlichen, erhebenden Spenden der Kunst
und des Geistes. Die Form, in der auf dem
Gebiete der bildenden Kunst dieser Hinweis
auch dem naivenBeschauer eindringlich gemacht
werden kann, ist nicht immer leicht zu finden.
Die Absicht, bei einer Kunstausstellung zu-
erst das sachliche Interesse am dargestellten
Objekt zu erwecken, war einer der Hauptgründe
für die Ausstellung „Das badische Land im
Bild" in der Kunsthalle zu Mannheim, wo zum
ersten Mal eine große Kunstschau nach land-
schaftlichen Gesichtspunkten aufgebaut war.
Dadurch, daß ihr Schöpfer, Dr. F. W. Storck,
mit einem gewaltigen Material von etwa 2000
meist graphischen Kunstwerken das badische
Land so in die Erscheinung treten ließ, wie es
in den Kunstwerken der Vergangenheit und der
Gegenwart sich widerspiegelt, wandte er sich
zuerst an die Liebe zur heimatlichen Land-
schaft, wie sie in allen Volksschichten lebendig
ist. Von da aus führte dann eine leise Hand
auch den ungeschulten Betrachter, ihm unbe-
wußt, ohne aufdringliche Lehrhaftigkeit zum
Erfühlen des rein Künstlerischen, durch das die
Darstellung des Objektes von seiner einmaligen
Zufälligkeit erlöst und in das abstrakt Typische
und Ewige erhoben wird.
Waren so die kunsterzieherischen Werte
dieser Ausstellung bedeutend und nachahmens-
wert, so bot sie weiterhin in ihren kunstwissen-
schaftlichen Ergebnissen eine überraschend
"XII. Juni lQig. i
GEMÄLDE »AM UNTERSEE«
DAS BADISCHE LAND IM BILD.
Es will uns bedünken, daß in diesen Tagen,
da so viel von Volkswohlfahrt und Volks-
beglückung geredet wird, der förderlichste
Dienst dem Volke dadurch erwiesen wird, daß
man es im Zusammenbruch aller äußeren, bis-
her hochgeschätzten Werte mit Nachdruck auf
das hinweist, was immer höchste Geltung be-
halten wird, auch dann, oder erst recht dann,
wenn alles übrige in Trümmer geht: auf die
innerlichen, erhebenden Spenden der Kunst
und des Geistes. Die Form, in der auf dem
Gebiete der bildenden Kunst dieser Hinweis
auch dem naivenBeschauer eindringlich gemacht
werden kann, ist nicht immer leicht zu finden.
Die Absicht, bei einer Kunstausstellung zu-
erst das sachliche Interesse am dargestellten
Objekt zu erwecken, war einer der Hauptgründe
für die Ausstellung „Das badische Land im
Bild" in der Kunsthalle zu Mannheim, wo zum
ersten Mal eine große Kunstschau nach land-
schaftlichen Gesichtspunkten aufgebaut war.
Dadurch, daß ihr Schöpfer, Dr. F. W. Storck,
mit einem gewaltigen Material von etwa 2000
meist graphischen Kunstwerken das badische
Land so in die Erscheinung treten ließ, wie es
in den Kunstwerken der Vergangenheit und der
Gegenwart sich widerspiegelt, wandte er sich
zuerst an die Liebe zur heimatlichen Land-
schaft, wie sie in allen Volksschichten lebendig
ist. Von da aus führte dann eine leise Hand
auch den ungeschulten Betrachter, ihm unbe-
wußt, ohne aufdringliche Lehrhaftigkeit zum
Erfühlen des rein Künstlerischen, durch das die
Darstellung des Objektes von seiner einmaligen
Zufälligkeit erlöst und in das abstrakt Typische
und Ewige erhoben wird.
Waren so die kunsterzieherischen Werte
dieser Ausstellung bedeutend und nachahmens-
wert, so bot sie weiterhin in ihren kunstwissen-
schaftlichen Ergebnissen eine überraschend
"XII. Juni lQig. i