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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 44.1919

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W. F.: Ein Mappenwerk jugendlicher Künstlerinnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9120#0356

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MARIA KRAUSS • 7.WEYBRÜCK-SCHULE.

»SAMMELMAPPE MIT MALEREI«

EIN MAPPENWERK JUGENDLICHER KÜNSTLERINNEN.

Zehn Arbeiten des Jugendkurses der Schule
Emmy Zweybrück wurden hier in einer
Mappe vereinigt, als Dedikation für den Heraus-
geber der Zeitschrift. Emmy Zweybrück ist den
Freunden unserer Publikationen längst bekannt.
Ihre Stickereien haben den Charme des Wiener
Geschmackes, das Feinnervige, Klingende, Sen-
sible und Bewußte, das sehr Aparte und sehr
Gekonnte der hochentwickelten Neu-Wiener
Nadelkünste. Wie dieser Geist, diese Tradition
sich auf jüngere Geschlechter weiter vererbt,
darin lassen diese Arbeiten des Jugendkurses
ihrer Schule einen Blick tun. Sie werden dem
Kenner in einer doppelten Weise interessant
sein: einmal in ihrer absoluten Bedeutung, als
künstlerische Deutungen der verschiedensten
Phantasie- und Anschauungswelten; mehr viel-
leicht noch in ihrer pädagogischen Bedeutung,
indem sie zeigen, wie dem jugendlichen Där-
stellungsbedürfnis gewissermaßen die geistigen
und materiellen Organe zur Betätigung an die
Hand gegeben werden, wie hier gelernt wird,
ein Darstellungsproblem stilistisch , räumlich,

zeichnerisch, farbig zu umgrenzen und abzu-
fangen , daß schließlich aus dem Innerlichen ein
Äußeres und objektiv Gültiges wird. Grund-
operation alles Kunstschaffens, auf einer reiz-
voll frühen Stufe dargelegt. Begabungen in der
Entwicklung, die gerade eben Hände und psy-
chische Fähigkeit zur Selbstdarstellung bekom-
men haben. Die Frage, ob es sich hier um
dauerhafte künstlerische Talente handelt, die
sich später noch bedeutend in die Breite und
Tiefe entwickeln werden, kann füglich außer
Betracht bleiben. Das jugendliche Alter hat
so viel konstitutionelle Genialität, daß in ihm
fast jeder Mensch bei geeigneter Anleitung
ästhetisch Belangreiches hervorzubringen ver-
mag. Glücklich die Jugend, die man in dieser
Weise weckt und anspornt! Unschuld jugend-
lichen Welterfassens begegnet sich hier in fes-
selnder Weise mit feinnerviger Schulung. Man
sieht: es ist schon Manches gelernt in der Hand-
habung der Farbe, in der Anlage der Kompo-
sition, im Bildausschnitt, in der zeichnerischen
Wiedergabe der Form. Gewisse äußerliche

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