Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (44.1919)

An die junge Kumt.

hart verfehmt. Dein Kampf ist aus. Laß sie-
gender Gebärde allen Dingen tausendmal ihr
Recht. 0 gib die Schönheit, gib Sinnenschön-
heit, ohne Dich zu schämen, gib die Freude. —
0 Daseinsmöglichkeit, o Daseinsfreude! — Laß,
Trauernde, die Schleier sinken. Erbarmen Du !
Laß wieder Lust das Leben sein. Der Sehn-
sucht Ruf nach Mangel ist erfüllt; grausam an
Gnade uns erfüllt. Wer so gelitten, so ver-
krampft, verbost, verzweifelt in sich selbst zer-
rissen, ein Schrei, Fanal und loderndes Gebot
— der braucht die schale Angst vor biedrem,
selbstgenügsamen Behagen, vor träger Freude,
vor flacher Heiterkeit nicht mehr zu fürchten.
Geläutert und gereinigt beuge Dich zur Erde,

zur Schönheit und zum Leben nieder.......

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Der dies schrieb, weiß wohl was es heißt:

noch unter Tränen und Krampf die befreiende

Erlösung reiner Freude zu bieten. Um so größer
wird und muß der Dank der Beschenkten sein.
Kein Postulat, heißes Erflehen schwererkannter
Dürftigkeit, Gebet um Luft, zu leben, wollen
diese Zeilen sein!........... v. c h.

Ä

SCHÖNHEIT. Frage eine Kröte, was Schönheit,
wirkliche Schönheit ist. Sie wird dir entgegnen:
Mein Weibchen mit zwei großen runden Augen,
die an ihrem kleinen Schädel hervorstehen, einer
breiten flachen Brust, einem gelben Bauch und einem
braunen Kücken. Frage den Teufel, und er wird dir
sagen: Schön sind ein paar Hörner, vier Klauen und
ein Schwanz. Frage schließlich die Philosophen. Sie
werden dir verworrenes Zeug antworten. Sie ver-
langen, daß etwas »dem Urbild des hauptsächlich

Schönen gleichförmig sei«..........Voltaire.

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Ein Ding kann nur schön sein, wenn es wahr ist. Außer-
halb der Wahrheit gibt es keine Schönheit, rodin.