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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 44.1919

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Servaes, Franz: Haus Waltrud: eine Schöpfung von Bruno Paul
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https://doi.org/10.11588/diglit.9120#0054

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Haus Waltrud.

wie ins Weitere sanft hinausführen. So liegt
das Haus, mit einer nach Osten gerichteten
Gartenfront, in angenehmer Weise über die
Seefläche erhöht da, halbfrei und halbversteckt,
zu seinen Füßen den zum Wasserspiegel sich
senkenden, ein paar Morgen großen Garten.
Eine breitausladende Rampe mit bequemen
Sitzgelegenheiten ladet zum Eintritt in die Natur
und zum Genuß der still und freundlich sich
dem Auge darbietenden Gegend ein. Auf der
entgegengesetzten Seite befindet sich dann die
schleifenförmig über die Inselmitte gezogene
Zufahrtstraße, jenseit deren sich ein eigenes
Stall- und Remisengebäude, zugleich mit Wohn-
gelegenheiten für die verheirateten Angestellten,
gemächlich ausbreitet.

Dies ist die allgemeine Lage vonHaus Waltrud.
Sie verdiente darum eingehender geschildert
zu werden, weil sie für den künstlerischen Ge-
samteindruck vor allem mitbestimmend ist und
weil es überhaupt nicht gleichgültig sein kann,
wie weit ein Architekt sich darauf versteht,
Haus und Landschaft zusammen zu sehen, als
eine unzerreißbare Einheit und Harmonie. Im
allgemeinen wird dies immer noch zu wenig

beachtet, sowohl seitens der Künstler selbst ■
wie auch der Schriftsteller, die über derlei
Themen schreiben. Es ist aber viel weniger
wichtig, ob bei einer architektonischen Schöp-
fung, zumal einer für den Privatbedarf, jede B
Einzelheit witzig und neuartig herausgebracht
sei und das Genießerauge durch bizarre Einfälle ■
auf sich ziehe, als daß vielmehr das Ganze aus \
einem Gusse entstanden ist und gleichsam fest
in der Erde wurzelt. Es gereicht Bruno Paul ■
zu hohem Lobe, daß er gerade für diesen Teil \
seiner Aufgabe besonderen Takt und hervor-
ragende Feinfühligkeit bewiesen hat, wodurch
Haus Waltrud so sehr als geschlossene Schöp- a
fung wirkt.

Damit soll nicht gesagt sein, daß es nicht s
auch eine Betrachtung bis in die Einzelheiten ?
hinein vertrage. Diese wird vielmehr dadurch
noch gehoben, daß die Einzelheiten überall ■
aufs Ganze bezogen werden können und hier- ■
durchden CharaktervonZufälligkeitenverlieren. ■
Das Äußere des Baus wird durch den Eindruck ■
gediegener, unauffälliger Behäbigkeit bestimmt. m
Die Grundformen des in zwei Flügeln fächer-
förmig nach dem Garten zu auseinandergeschla- ■
 
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