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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 44.1919

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Gleichen-Rußwurm, Alexander von: Bilderbuch und Illustration: ein Wort zur Anregung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9120#0098

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Bilderbuch und Blustration.

GRÖNING—HAMBURG.

FEDERZEICHNUNG »STADT«

BILDERBUCH UND ILLUSTRATION.

EIN WORT ZUR ANREGUNG. VON ALEXANDER V. GLEICHEN-RUSSWURM.

Jüngst habe ich die Behauptung gewagt, daß
nichts gefährlicher für Schönheit und Behag-
lichkeit eines Wohnraums sei, als wahllose Ver-
wendung des Staffeleibildes. Des weiteren
möchte ich behaupten, es sei nichts so gefähr-
lich für das Buch, wie eine wahllose Verwen-
dung von Buchschmuck und Illustration. Für
manchen Leser, der zum Beispiel eine Dichtung
ganz und voll erfaßt, ist deren Illustration nur
eine Störung, den Reden eines aufdringlichen
Museumsdieners gleich, der uns in einer Bilder-
galerie mit seinen Erklärungen verfolgt. —

Allein es gibt eine Menge Leute, die sich
solche banale Führerweisheit gern gefallen
lassen. Wir haben nicht das Recht, sie ohne

weiteres zu verurteilen, denn dieser Umstand
hat tiefe psychologische Berechtigung. Eine
naive Vorliebe für „Bilderbücher" bleibt den
meisten Erwachsenen wie den Kindern treu, ja
das Bild ist das ursprünglich Wichtige, Interes-
sante an der Sache und erst allmählich lernte
man so weit davon zu abstrahieren, daß unser
Interesse allein am Wort haftete.

Die Freude am Bild entspricht der ursprüng-
lichsten Operation des Denkvermögens; das
Kind und der Wilde können sich nur bildliche
Vorstellungen machen und auch der Erwach-
sene, der Gebildete geht nur langsam zu rein
begrifflicher Auffassung über. Je ausschließ-
licher das abstrahierende Vermögen beim Den-
 
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