Grundloser Optimismus.
f. a. pecht-eberle.
l1thogr. »uberlingen«
vertrauen, amor fati; er ruht auf Religion und
auf einer geistigen Riesenperspektive der Zu-
versicht, für die unser eigenes Leben und Ge-
deihen keineswegs endgültige Ziele sind, son-
dern nur unwesentliche Zwischenstationen.
Möge immerhin mein eigenes Leben bedroht
sein; wer will mich hindern, selbst diese Mög-
lichkeit optimistisch einzureihen? Wenn ich
die köstliche Gabe besitze, in allem Geschehen
Liebe und Aufstieg zu sehen, wer will mich
zwingen, Haß und demiurgische Benachteiligung
zu sehen? Optimismus und Pessimismus —■
beide sind religiöser Art. Sie sind Weisen der
Weltbewertung, menschlich-geistige Verfahren,
das Rätselhafte des Geschehens zu ordnen;
mithin der vernunftmäßigen Beweisbarkeit ent-
rückt und im Tiefsten der Seele verankert,
dort, wo sich entscheidet, ob deine Kräfte dich
zu den Höhen schwingen oder ob deine Schwere
dich in den Abgrund zieht.
Aber wir brauchen als Deutsche nicht ein-
mal so weit zu gehen. Unser „grundloser Op-
timismus" rechtfertigt sich schon früher durch
das Antäische des deutschen Wesens, durch
das geistige Welteroberertum, das durch den
Abschluß von der materiellen Welt nichts von
seiner Kraft verloren hat. Man tötet den
Deutschen nicht dadurch, daß man ihn mit
mechanischer Gewalt auf seine Innerlichkeit
verweist oder daß man ihm, dem Gestürzten,
die „Wehr von den Schultern" raubt. Wir wer-
den mutigen Schrittes nach innen gehen und
werden wieder, gleich Dante am Ende seiner
Unterweltfahrt, die ewigen Sterne über uns
sehen. Wer uns höhnisch entgegenhält: das sei
ja gerade die Absicht der politischen Gegner,
uns zu dem zu machen, was für die Römer die
dichtenden, musizierenden, geistig verfeinerten
„Graeculi" waren, dem kann gesagt werden,
daß das Volk der Reformation kein Talent zum
amüsanten Griechlein hat und daß von der
Seite des Geistigen her die Welt stets entschei-
dender erschüttert ward als von den materiellen
Kräften. Die Mission des Deutschtums ist nicht
etwa zu Ende; sie beginnt. Wer dies als Deut-
scher heute nicht in allen Fingerspitzen fühlt,
gehört innerlich nicht zu uns. Uns gilt als Rich-
tungspunkt das Bild, das Hölderlin entwarf:
Germania, die Unbedürftige, zu deren Feier-
tagen die anderen als Gäste kommen und die
„wehrlos Rat gibt rings den Königen und den
Völkern"...............wilhelm michel.
Ä
Wenn nichts geschieht, um die heutige Vergöt-
terung von Tatsachen auszurotten oder sie doch
einzudämmen, dann wird die Kunst welken und die
Schönheit von uns gehn........ oscar wilde.
f. a. pecht-eberle.
l1thogr. »uberlingen«
vertrauen, amor fati; er ruht auf Religion und
auf einer geistigen Riesenperspektive der Zu-
versicht, für die unser eigenes Leben und Ge-
deihen keineswegs endgültige Ziele sind, son-
dern nur unwesentliche Zwischenstationen.
Möge immerhin mein eigenes Leben bedroht
sein; wer will mich hindern, selbst diese Mög-
lichkeit optimistisch einzureihen? Wenn ich
die köstliche Gabe besitze, in allem Geschehen
Liebe und Aufstieg zu sehen, wer will mich
zwingen, Haß und demiurgische Benachteiligung
zu sehen? Optimismus und Pessimismus —■
beide sind religiöser Art. Sie sind Weisen der
Weltbewertung, menschlich-geistige Verfahren,
das Rätselhafte des Geschehens zu ordnen;
mithin der vernunftmäßigen Beweisbarkeit ent-
rückt und im Tiefsten der Seele verankert,
dort, wo sich entscheidet, ob deine Kräfte dich
zu den Höhen schwingen oder ob deine Schwere
dich in den Abgrund zieht.
Aber wir brauchen als Deutsche nicht ein-
mal so weit zu gehen. Unser „grundloser Op-
timismus" rechtfertigt sich schon früher durch
das Antäische des deutschen Wesens, durch
das geistige Welteroberertum, das durch den
Abschluß von der materiellen Welt nichts von
seiner Kraft verloren hat. Man tötet den
Deutschen nicht dadurch, daß man ihn mit
mechanischer Gewalt auf seine Innerlichkeit
verweist oder daß man ihm, dem Gestürzten,
die „Wehr von den Schultern" raubt. Wir wer-
den mutigen Schrittes nach innen gehen und
werden wieder, gleich Dante am Ende seiner
Unterweltfahrt, die ewigen Sterne über uns
sehen. Wer uns höhnisch entgegenhält: das sei
ja gerade die Absicht der politischen Gegner,
uns zu dem zu machen, was für die Römer die
dichtenden, musizierenden, geistig verfeinerten
„Graeculi" waren, dem kann gesagt werden,
daß das Volk der Reformation kein Talent zum
amüsanten Griechlein hat und daß von der
Seite des Geistigen her die Welt stets entschei-
dender erschüttert ward als von den materiellen
Kräften. Die Mission des Deutschtums ist nicht
etwa zu Ende; sie beginnt. Wer dies als Deut-
scher heute nicht in allen Fingerspitzen fühlt,
gehört innerlich nicht zu uns. Uns gilt als Rich-
tungspunkt das Bild, das Hölderlin entwarf:
Germania, die Unbedürftige, zu deren Feier-
tagen die anderen als Gäste kommen und die
„wehrlos Rat gibt rings den Königen und den
Völkern"...............wilhelm michel.
Ä
Wenn nichts geschieht, um die heutige Vergöt-
terung von Tatsachen auszurotten oder sie doch
einzudämmen, dann wird die Kunst welken und die
Schönheit von uns gehn........ oscar wilde.