W. RÖHRICHT-
MÜNCHEN.
GEMÄLDE
»ALTE DAMEc
DER MALER WOLF RÖHRICHT.
VON WALTHER HAAS.
Aus dem Kreise der jüngeren Berliner Maler
Ix. tritt Wolf Röhricht als vielseitiges Talent
hervor. Er ist von Geburt Schlesier, 32 Jahre
alt und trieb seine Studien in München, Paris
und Berlin. — Der erste und unmittelbare Ein-
druck seiner Bilder ist: Hier spricht einKünstler,
der viel gute, klassische Kunst gesehen hat, ein
Mensch, in dem unsere ganze Kultur lebendig
geworden ist. Zwei Seelen wohnen in seiner
Brust. Die eine erzählt von echt deutscher Ehr-
lichkeit und tiefer Gründlichkeit, die andere ist
voll starken Verständnisses für die Bildform.
Gerade diese Begabung für das Formale, die in
Deutschland nicht oft angetroffen wird, birgt ein
Glück für den jungen Maler in sich: sie schließt
Geschmacklosigkeiten ohne weiteres aus.
Röhricht ist bisher, abgesehen von den Ber-
liner Sezessions-Ausstellungen, wenig vor die
Öffentlichkeit getreten. Erst im Herbst des
letzten Jahres gab eine Kollektiv-Ausstellung
im Kunstsalon Ferdinand Möller in Berlin einen
Überblick über seine Entwicklung mit dem Er-
folg, daß sich private Sammler und öffentliche
Kunstinstitute für ihn zu interessieren begannen.
Ein Hauptmerkmal von Röhrichts Schaffen
besteht darin, daß er sich in keiner Weise spe-
zialisiert hat. Er wagt sich an die verschieden-
artigsten Probleme heran: Einmal versucht er
eine so enorm schwierige Aufgabe auszuformen,
wie sie ein modernes Hüttenwerk bietet, dann
malt er Porträts, wir sehen Stilleben von ihm,
und er liebt nicht zuletzt Landschaften. Und
gerade als Landschafter empfinden wir bei ihm
das am stärksten, was ihn zu seinem größten
Vorteile von vielen zeitgenössischen Malern
trennt: Röhricht versucht niemals die Natur
brutal seinem künstlerischen Willen zu unter-
werfen. Dazu liebt er sie viel zu sehr. Und so
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XXII. Juni 1919. 3
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MÜNCHEN.
GEMÄLDE
»ALTE DAMEc
DER MALER WOLF RÖHRICHT.
VON WALTHER HAAS.
Aus dem Kreise der jüngeren Berliner Maler
Ix. tritt Wolf Röhricht als vielseitiges Talent
hervor. Er ist von Geburt Schlesier, 32 Jahre
alt und trieb seine Studien in München, Paris
und Berlin. — Der erste und unmittelbare Ein-
druck seiner Bilder ist: Hier spricht einKünstler,
der viel gute, klassische Kunst gesehen hat, ein
Mensch, in dem unsere ganze Kultur lebendig
geworden ist. Zwei Seelen wohnen in seiner
Brust. Die eine erzählt von echt deutscher Ehr-
lichkeit und tiefer Gründlichkeit, die andere ist
voll starken Verständnisses für die Bildform.
Gerade diese Begabung für das Formale, die in
Deutschland nicht oft angetroffen wird, birgt ein
Glück für den jungen Maler in sich: sie schließt
Geschmacklosigkeiten ohne weiteres aus.
Röhricht ist bisher, abgesehen von den Ber-
liner Sezessions-Ausstellungen, wenig vor die
Öffentlichkeit getreten. Erst im Herbst des
letzten Jahres gab eine Kollektiv-Ausstellung
im Kunstsalon Ferdinand Möller in Berlin einen
Überblick über seine Entwicklung mit dem Er-
folg, daß sich private Sammler und öffentliche
Kunstinstitute für ihn zu interessieren begannen.
Ein Hauptmerkmal von Röhrichts Schaffen
besteht darin, daß er sich in keiner Weise spe-
zialisiert hat. Er wagt sich an die verschieden-
artigsten Probleme heran: Einmal versucht er
eine so enorm schwierige Aufgabe auszuformen,
wie sie ein modernes Hüttenwerk bietet, dann
malt er Porträts, wir sehen Stilleben von ihm,
und er liebt nicht zuletzt Landschaften. Und
gerade als Landschafter empfinden wir bei ihm
das am stärksten, was ihn zu seinem größten
Vorteile von vielen zeitgenössischen Malern
trennt: Röhricht versucht niemals die Natur
brutal seinem künstlerischen Willen zu unter-
werfen. Dazu liebt er sie viel zu sehr. Und so
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