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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 44.1919

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Haas, Walther: Der Maler Wolf Röhricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.9120#0132

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Der Mahr Wolf Röhricht.

Dame in ihrer körperlichen Gebrechlichkeit und
mit ihrer Güte des Alters sind wir alle schon
irgendwo begegnet. Aber wie stark unterstrichen
wirkt das alles bei diesem Künstler und durch
welch' einfache Mittel ist es erreicht! Die
geradezu monumentale Größe des roten Stuhles
ist es, die diese greisenhafte Zusammengesunken-
heit umrahmend betont. Das „Bildnis des Frei-
herrn von Z." zeigt einen typischen Vertreter
der Aristokratie. Aber nur ein Mann von
Welt kann dieser, Mischung von sportlicher
Trainiertheit, lässiger Haltung und innerer
Müdigkeit so überzeugend Ausdruck geben.
Die „Häkelnde alte Dame" erinnert in Technik
und Charakteristik an alte Meister. Die Kinder-
bildnisse Röhrichts, denen man gelegentlich
begegnete, vereinigen einen leichten Zug von
Melancholie mit einer gewinnenden Lieblichkeit.

Starken Eindruck machen seit jeher Röhrichts
Stilleben und Landschaften. Er versteht da
dekorative Wirkung und ein inniges Natur-
gefühl so zu verbinden, daß man sich die Bilder

in jedem kultivierten Raum vorstellen kann.
Auch das könnte für andere Maler höchst be-
denklich erscheinen; für Röhricht nicht. Er
malt eben, wie er ist. Eines seiner schönsten
Stilleben ist das hier abgebildete mit den Orchi-
deen, wo das fahle Gelb der Blumen in reiz-
voller Weise mit den Farben der orientalischen
Keramik harmoniert.

Von Röhrichts Landschaften wird man noch
sprechen, wenn vieles von der heutigen Malerei
längst vergessen ist, denn sie zeigen am leben-
digsten, wie ein naturbegeisterter Maler ihr
stets gleich empfänglich gegenübertritt. Die
Silhouette seiner Bäume läßt häufig durch ihre
Charakteristik erkennen,-daß seine Aufmerk-
samkeit dabei nicht geringer ist, als wenn er
z. B. das Porträt einer alten Dame malt. Be-
trachten wir den Baum im Vordergrunde links
des „Landhauses im Schnee". Er wirkt wie
ein lebendiges Wesen und ist ein besonders
glückliches Zeugnis dafür, wie stark beseelt
Röhricht die Natur empfindet. In sommerlichen

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