Die Wiedererweckung des Wandbildes.
GINO VON FINETTI.
WANDBILD »ERLOSUNG«
bolen mitteilen. Zugleich gewinnt das Gefühl
für die Einheit der Künste neue Macht: die
Architektur will wieder als ihre Fürstin und
Führerin gelten, und die Malerei sieht im Wand-
bilde ein gegebenes Mittel, sich dem großen
Komplex einzufügen. Und bedeutsam wirft der
soziale Geist, der früher unbewußt, wie aus
dumpfer Vorahnung in der heraufsteigenden
Generation waltete, heute mit vollem, frohem
Bewußtsein als Bundesgenosse begrüßt, seine
gewichtige Stimme in die Wagschale.
Die Berliner Sezession wollte die Probe aufs
Exempel machen. Sie nahm ihren stattlichen
Hauptsaal, teilte seine Wände in große Felder
von vielen Quadratmetern, wählte dreizehn
Künstler aus ihren Mitgliedern und sagte: bitte,
bedient Euch! macht mit diesen Flächen, was
Ihr wollt. Und die Maler gingen an die Arbeit.
Sie bauten Gerüste und pinselten mit Hingabe
und Leidenschaft drauf los, jeder ganz auf eigne
Faust, unabhängig von den Nachbarn, in wech-
selnden Schichten bei Tag und bei Nacht. Und
als die Zeit erfüllet war — die hier nach Wochen
rechnete, nicht wie in früheren Kunstperioden
nach Monaten oder nach Jahren —, zog sich
ein hoher Fries rings um die Wände, elf Riesen-
gemälde, verbunden durch eine Türumrahmung
und eine Supraporte. Ein Ausstellungsbild war
entstanden, für das es bisher kaum ein Beispiel
gegeben hat.
Von einem zusammenhängenden Plane sah
man mit Überlegung ab. Niemand sollte sich
beengt fühlen, jeder seiner Lust fröhnen. Auf
eine einheitliche Wirkung des Saales verzichtete
man also. Aber dadurch wurde gerade der
Charakter des Ausstellungsmäßigen gewahrt
GINO VON FINETTI.
WANDBILD »ERLOSUNG«
bolen mitteilen. Zugleich gewinnt das Gefühl
für die Einheit der Künste neue Macht: die
Architektur will wieder als ihre Fürstin und
Führerin gelten, und die Malerei sieht im Wand-
bilde ein gegebenes Mittel, sich dem großen
Komplex einzufügen. Und bedeutsam wirft der
soziale Geist, der früher unbewußt, wie aus
dumpfer Vorahnung in der heraufsteigenden
Generation waltete, heute mit vollem, frohem
Bewußtsein als Bundesgenosse begrüßt, seine
gewichtige Stimme in die Wagschale.
Die Berliner Sezession wollte die Probe aufs
Exempel machen. Sie nahm ihren stattlichen
Hauptsaal, teilte seine Wände in große Felder
von vielen Quadratmetern, wählte dreizehn
Künstler aus ihren Mitgliedern und sagte: bitte,
bedient Euch! macht mit diesen Flächen, was
Ihr wollt. Und die Maler gingen an die Arbeit.
Sie bauten Gerüste und pinselten mit Hingabe
und Leidenschaft drauf los, jeder ganz auf eigne
Faust, unabhängig von den Nachbarn, in wech-
selnden Schichten bei Tag und bei Nacht. Und
als die Zeit erfüllet war — die hier nach Wochen
rechnete, nicht wie in früheren Kunstperioden
nach Monaten oder nach Jahren —, zog sich
ein hoher Fries rings um die Wände, elf Riesen-
gemälde, verbunden durch eine Türumrahmung
und eine Supraporte. Ein Ausstellungsbild war
entstanden, für das es bisher kaum ein Beispiel
gegeben hat.
Von einem zusammenhängenden Plane sah
man mit Überlegung ab. Niemand sollte sich
beengt fühlen, jeder seiner Lust fröhnen. Auf
eine einheitliche Wirkung des Saales verzichtete
man also. Aber dadurch wurde gerade der
Charakter des Ausstellungsmäßigen gewahrt