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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 44.1919

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Koch, Alexander: Eine Deutsche und Deutsch-Österreichische Kunstgewerbe-Ausstellung 1922: ein Aufruf!
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https://doi.org/10.11588/diglit.9120#0240

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Eine deutsche und deutsch-österreichische Kunstgewerbe-Ausstellung ig22.

hin alles für regste Teilnahme an der großen
Sache, die ich hier zur Erörterung stelle. Ent-
scheidender Nationalbesitz wirtschaftlicher und
kultureller Art ist bedroht: was wollen dagegen
die innerpolitischen Divergenzen bedeuten, so
gefährlich sie auch klaffen? Sozialisierung oder
nicht, gleichviel: solange eine staatlich abge-
schlossene Wirtschaft besteht — und die Gegner
zeigen uns derb ihren Willen, diesen Begriff
aufrechtzuerhalten — solange besteht auch das
Interesse jedes Einzelnen an ihrer Förderung.

Es wäre verfrüht, Rahmen und Ausdehnung
dieser Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung
1922 schon jetzt bestimmen zu wollen. Darüber
können erst die nächsten Monate einige Klar-
heit bringen. Nur soviel: die Ziele sind
weit zu stecken! Mitwirkung der Archi-
tektur und der freien Künste ist selbstver-
ständlich. Technisches, Hygienisches, Soziales
hat mitzusprechen, vielleicht auch die neuen
Nöte der Zeit, Wohnungsnot, Siedelungsbedürf-
nis. Als Ausstellungsort — wenn dieser Punkt
uuvorgreiflich beiührt werden darf — kommt
meinem Empfinden nach weder Berlin noch
München in Frage, sosehr jede dieser beiden
Großstädte auch geeignet wäre. Größere An-
ziehungskraft, besonders auf das Ausland, hätte

zur Zeit vielleicht Südwest-Deutschland, Main
oder Neckar, wo zugleich etwas Kernhaftes an
deutscher Landschaft und altem deutschem
Städtebild gezeigt werden könnte. Oberstes Ge-
bot: Nichts Halbes! Keine Aufmachung
mit fragwürdigen Mitteln, keine faden-
scheinige Repräsentation, kein Ab-
klatsch der Wirklichkeit, sondern die
Wirklichkeit selbst! Energische Heraus-
stellung deutscher Gesinnung und deutschen
Könnens. Beschränkung auf die Gebiete, auf
denen uns Rohstoffmangel und sonstige Er-
schwerungen nicht hindern, den bewährten
Geist unserer Zweckkünste zu offenbaren. Vor
allem keine Ausstellung, die irgendwie
nach dem fremden Besucher schielt,
sondern Formen, Gegenstände, Gesin-
nungen, die unserer Lage, unseren Mitteln
ungezwungen entsprechen.

Keine Sorge, die Welt wird zu uns kommen.
Sie hat sich — unsere Exportziffern vor dem
Kriege beweisen es — gewöhnt, Deutschland
alsWiegeundHort neuen kunstgewerblichen
Schaffens zu betrachten. Zeigen wir, daß
es dies noch in weit höherem Maße
ist und daß es darum kämpft, es mehr
denn je zu bleiben...... Alexander koch.

LUDWIG GIES—BERLIN. »PLAKETTE«

■■HUI
 
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