In memoriam Egon Schiele.
stumpfsinnig sind, gern und rasch zur Auf-
opferung bereit, d. h. zu dem, was sie oft von
Irrtümern umfangen, darunter zu verstehen
wähnen, während sie sich nur schwer dazu ent-
schließen, auf Einbildungen Verzicht zu leisten.
Nun muß man aber nicht nur dazu bereit sein,
der Idee, die einen beseeligend erfüllt, sein
Leben zu opfern — es ist das nicht das schwerste
Opfer, daher auch das größte nicht — sondern
muß entschlossen sein zum Verzicht auf die
Eitelkeit, auf all das, was einem in der Gegen-
wart und Zukunft als bequem, angenehm und
sonstwie verheißungsvoll gilt, und gewillt sein,
hindernisreiche Wege emporzusteigen und
dabei schwere Last zu tragen. Schiele leistete
diesen Verzicht und war erfüllt von diesem
seltenen Willen. Als Zeichner der Erbe Klimts,
hat Schiele seinem Meister nie die Dankes-
schuld verleugnet, sich aber bald über seinen
Meister erhoben, ihm — was man durch die
letzten Bildwerke Klimts bestätigt findet —
mit Zinsen rückerstattet, was er einstens von
ihm entliehen, und sich in rastlosem Bemühen
eine durchaus eigene zeichnerische, formale und
farbige Ausdrucksart geschaffen. Schon seit
Jahren war Schiele nicht mehr in der künst-
lerischen Schuld Klimts, aber er liebte den ihm
vorangegangenen Künstler, und zwar den Men-
schen mehr noch als den Meister; und Klimt
vergalt ihm die Liebe mit väterlicher Zuneigung,
denn es blieb von ihm nicht unbemerkt, daß es
bis in die leibliche Erscheinungsform reichende
Ähnlichkeiten zwischen ihnen beiden gab, wo-
durch der ältere Hagestolz, in dem so viel Liebe
stumpfsinnig sind, gern und rasch zur Auf-
opferung bereit, d. h. zu dem, was sie oft von
Irrtümern umfangen, darunter zu verstehen
wähnen, während sie sich nur schwer dazu ent-
schließen, auf Einbildungen Verzicht zu leisten.
Nun muß man aber nicht nur dazu bereit sein,
der Idee, die einen beseeligend erfüllt, sein
Leben zu opfern — es ist das nicht das schwerste
Opfer, daher auch das größte nicht — sondern
muß entschlossen sein zum Verzicht auf die
Eitelkeit, auf all das, was einem in der Gegen-
wart und Zukunft als bequem, angenehm und
sonstwie verheißungsvoll gilt, und gewillt sein,
hindernisreiche Wege emporzusteigen und
dabei schwere Last zu tragen. Schiele leistete
diesen Verzicht und war erfüllt von diesem
seltenen Willen. Als Zeichner der Erbe Klimts,
hat Schiele seinem Meister nie die Dankes-
schuld verleugnet, sich aber bald über seinen
Meister erhoben, ihm — was man durch die
letzten Bildwerke Klimts bestätigt findet —
mit Zinsen rückerstattet, was er einstens von
ihm entliehen, und sich in rastlosem Bemühen
eine durchaus eigene zeichnerische, formale und
farbige Ausdrucksart geschaffen. Schon seit
Jahren war Schiele nicht mehr in der künst-
lerischen Schuld Klimts, aber er liebte den ihm
vorangegangenen Künstler, und zwar den Men-
schen mehr noch als den Meister; und Klimt
vergalt ihm die Liebe mit väterlicher Zuneigung,
denn es blieb von ihm nicht unbemerkt, daß es
bis in die leibliche Erscheinungsform reichende
Ähnlichkeiten zwischen ihnen beiden gab, wo-
durch der ältere Hagestolz, in dem so viel Liebe