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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 44.1919

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Styx, Eugen: Moriz Melzer im Bekenntnis zur Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9120#0301

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Moriz Melzer im Bekenntnis zur Kunst.

M. MELZER.
FARBENDRUCK
>MUTTKR
UND SOHNc

die jetzt viel bewegtere, ins Monumental-De-
korative gerichtete Haltung. Der tiefe Ernst
seiner lebensinneren Formgewißheit, sich be-
wußt im Blutrausch einer nie rastenden Phan-
tasie, steht im seltsamen Gegensatz zu den
Prinzipien der Kunst, wie sie war, und wie sie
sich heute auslebt in den verschiedensten Rich-
tungen der Moderne. Es ist der Ernst einer
zwar noch reifenden aber rein künstlerischen
Persönlichkeit, die in wesentlich anderem Sinne
nach der Seite des Schönen orientiert ist, als
dies im Sinne bewußter Schaustellung üblich war.

Was uns aber rein malerisch an den Farb-
schnitten Melzers auffällt, däs ist die wirkungs-
volle Technik des breiten Aussparens der
Lichter unter gleichzeitig starker Einschränkung

der Palette. Dem entspricht ein vom Künstler
erfundenes und eben nur dieser Bildkunst
dienendes Verfahren: das Linoleum wird ge-
schnitten wie der Holzstock für die Graphik.
Hinzu aber kommt, daß jeder Abzug neuen
Ölfärbenauftrag bedingt, der, vom Künstler
stets neu empfunden, Unterschiede der Auf-
fassung aufweist, und dadurch jedem Abzug
Individualwert gibt. In diesem Sinne ist jeder
Abzug desselben Bildes wiederum: Original.
— Der heute 40 jährige Künstler, dessen Ge-
burtshaus am Riesengebirge steht, war Schüler
bei v. Hoffmann-Weimar, lebte dann freien
Studien in Paris, Florenz und zuletzt in Nord-
böhmen, von wo er mit Abbruch des Krieges
nach seinem lieben Berlin zurückkehrte, e. st.

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