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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 44.1919

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Storck, Willi Friedrich: Hans Thomas Zeichnungen: anlässlich des 80. Geburtstags des Künstlers am 2. Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.9120#0319

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HANS THOMA 1880.

AQUARELL »BEI TIVOLI«

HANS THOMAS ZEICHNUNGEN.

(ANLÄSSLICH ]>ES 80. GEBURTSTAGS DES KÜNSTLERS AM 2. OKTOBER.)

Zeichnungen sind unmittelbare Äußerungen
des Künstlers, ohne bewußte Wirkung auf
den Beschauer entstanden, darum der persön-
lichste Ausdruck künstlerischen Wesens. Sie
haben die Fülle des unbetasteten Blütenstaubes
und die intime Verhaltenheit alles Knospenden.
Sie atmen lebendigen Hauch der Künstlerseele
und offenbaren wahrhaft Herz und Hand ihres
Schöpfers. So tragen sie sehr wesentlich zum
Verständnis seiner Gesamtpersönlichkeit bei,
und sind darüber hinaus zur Klärung und Deu-
tung einzelner Züge und Werke förderlich
und erhellend.

Die Zeichnungen Hans Thomas machen einen
großen, der Allgemeinheit fast noch unbekannten
Teil seines reichen und umfassenden Lebens-
werkes aus. Geradezu unerschöpflich scheint
die Fülle aller dieser Kunstäußerungen, die in
zahllosen Skizzenblättern und isolierten Zeich-

nungen niedergelegt sind. Der Künstler vor-
enthielt sie lange Jahre den neugierigen Augen
der Kunstfreunde und Kunsthistoriker. Ge-
legentlich schenkte er Freunden dieses oder
jenes Blatt. Erst in den letzten Jahren trennte
er sich — nur zögernd, heftigstem Drängen der
Kunsthändler und Museumsleute folgend —
von Teilen seines sorgsam gehüteten Schatzes;
so gelangten einige Dutzend Blätter in den Be-
sitz der Berliner Nationalgalerie, nachdem der
Künstler eine prächtige Auslese bedeutender
Blätter der ihm unterstellten Karlsruher Kunst-
halle gestiftet hatte. Aber die Zeit wird erst
noch kommen, wo diese Blätter in ihrer vollen
Bedeutung erkannt werden, wo sie nicht nur
gleichwertig, sondern — wie bei so manchem
der großen Deutschen — nicht selten überlegen
neben seinen Bildern stehen. Des Künstlers
eigene Zurückhaltung war nicht zuletzt der

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