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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Schürer, Oskar: Suzanne Valadon und Utter
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0016

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Suzanne Valadou und Utter

andre utter—paris

überbleiben konnte, die in dieser Frau steckte.
— Später die Verbindung mit Utter, dem Freund
des Sohnes. Als suchte sie in dem stämmigen
Sohn des Landes neue Lebenskräfte, neuen
Vitalismus, um weiter tragen zu können.

Das Köstlichste bietet die Valadon in ihren
Zeichnungen. Da sind Blätter von so faszinie-
rendem Reiz, von so sicherem Griff und so
traumhafter Durchleuchtung des Lebens, wie
wir sie nur selten finden. Die Bilder sind wich-
tige Entwicklungszeiger der modernen franzö-
sischen Kunst, die Zeichnungen fügen sich dem
Schatz des Bleibenden ein.

Und Utter, ihr Mann. Wir berührten schon,
wie er zu dem Wesen der Valadon steht: die
gesunde Kraft, die ungebrochene Jugend, der
reine, nie gefährdete Naturton des französischen
Landes. Ich weiß: er ist in Paris geboren (1886).
Aber das ist ja das Faszinierende dieser Stadt,
daß sie Land und Natur in sich aufhebt, durch
immer neuen Zuzug von draußen speist und

gemälde » landschaft «

hält. Wie sein ehemaliger Freund und jetziger
Stiefsohn Utrillo hat auch er nie eine Kunst-
schule besucht. Seine wichtigsten Anregungen
zog er aus dem Freundeskreis Utrillo, Picasso,
Max Jakob, Salmon, Raynal, Apollinaire, vor
allem aber aus seiner Verbindung mit Suzanne
Valadon, die sein einfaches Wesen mit Tiefen-
tönen grundierte. Ganz zu Anfang seiner Lauf-
bahn als Maler war er in einer Werkstätte für
dekorative Malerei (Theaterkulissen) beschäf-
tigt. Heute marschiert er unter der Avantgarde
der jungen französischen Malerei.

Bei ihm wie bei Suzanne Valadon verspürt
man den Hauch des Genies Utrillo. Die Aus-
einandersetzung mit diesem faszinierenden
Schauen aus solch perspektivenloser Nähe der
Familienbeziehung — die durch Utrillos Leiden
natürlich wesentlich intensiviert wird —, mag
oft unendlich schwer sein. Daß sie beiden zur
Ausprägung der eigenen Persönlichkeit gelingt,
beweist ihr schönes Künstlertum. dr. o. schürer.
 
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