Idyllen von heute — die Malerei des Wieners Ernst Huber
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ERNST HUBER—AVI EN
GEMÄLDE »EISLAUFPLATZ«
Reinheit tut not, Kindlichkeit, Gesundheit —
alle diese ein wenig mißachteten Dinge, und
der posthume Erfolg des liebenswerten Zöllner-
Malers Henri Rousseau war das erste Zeichen
der Umkehr. Aber nicht ungestraft leben wir
im Zeitalter der Bewußtheit, seine Wirkung
blieb auf intellektuelle Nachahmung beschränkt,
also letzten Endes unfruchtbar.
So etwas muß von selber kommen, ist uner-
lernbar, ist nur menschlich bedingt. Aber wenn
es da ist, spürt man es sofort, wie einen frischen
Lufthauch in der Wüste.
Da war ein junger Lehrling in Wien in einer
Druckerei, der zeichnete und malte von je und
war der Stolz des Fachlehrers in der Fortbil-
dungsschule. Dort entdeckte ihn der Besitzer
eines großen Unternehmens buchgewerblicher
Art und nahm ihn in seinen Betrieb herüber. In
seiner freien Zeit malte er weiter, was ihm ge-
rade einfiel, und eines Tages brachte seine Mutter
heimlich Bilder von ihm in die Ausstellung der
damals j ung en „ Kunstgemeinschaft": alle wurden
genommen und sogar verkauft — es war wie in
einem Märchen von Andersen! Auf einmal war
der (so anspruchslose) Name Ernst Huber die
Marke für eine Kunst, mit der man rechnete.
Josef Hoffmann stellte den 25 jährigen Autodi-
dakten 1920 in der „Kunstschau" aus, der er
seitdem als Mitglied angehört. — Einige Reisen
nach dem Süden, teilweise im Auftrage des Lloyd
Triestino, nach Italien, Dalmatien, Istrien, nach
der Levante, Ägypten, ein längerer Aufenthalt
in Palästina sind die wichtigen Ereignisse in dem
sonst sehr stillen Leben des Malers gewesen,
der den ganzen Krieg an exponiertestem Posten
mitgemacht hatte, ohne daß die brutalen Vor-
gänge der Außenwelt ihn irgendwie aus dem
seelischen Gleichgewicht gebracht hätten.
Er ist ein glücklicher Mensch. Ein Talent von
schöner Leichtigkeit ermöglicht ihm, auszu-
drücken, was er erlebt, und seine Ausbildung
als Handwerker hat in ihm den Sinn für Technik
und Material entwickelt, den keine Akademie
ihren Schülern mitgibt. Ganz unverbildet, ganz
naiv ist er an die Kunst herangegangen, und er
brachte gerade das mit, was ihr vor allem in der
Großstadt so leicht mangelt: Natur. Kindheits-
erinnerungen binden ihn an glückliche Sommer,
die er in einem oberösterreichischen Dorf ver-
bracht hatte: immer wieder tauchen die fröh-
lichen Schnitter und Bauernmädchen, mit denen
er sich als Bub auf den Feldern herumgetrieben
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ERNST HUBER—AVI EN
GEMÄLDE »EISLAUFPLATZ«
Reinheit tut not, Kindlichkeit, Gesundheit —
alle diese ein wenig mißachteten Dinge, und
der posthume Erfolg des liebenswerten Zöllner-
Malers Henri Rousseau war das erste Zeichen
der Umkehr. Aber nicht ungestraft leben wir
im Zeitalter der Bewußtheit, seine Wirkung
blieb auf intellektuelle Nachahmung beschränkt,
also letzten Endes unfruchtbar.
So etwas muß von selber kommen, ist uner-
lernbar, ist nur menschlich bedingt. Aber wenn
es da ist, spürt man es sofort, wie einen frischen
Lufthauch in der Wüste.
Da war ein junger Lehrling in Wien in einer
Druckerei, der zeichnete und malte von je und
war der Stolz des Fachlehrers in der Fortbil-
dungsschule. Dort entdeckte ihn der Besitzer
eines großen Unternehmens buchgewerblicher
Art und nahm ihn in seinen Betrieb herüber. In
seiner freien Zeit malte er weiter, was ihm ge-
rade einfiel, und eines Tages brachte seine Mutter
heimlich Bilder von ihm in die Ausstellung der
damals j ung en „ Kunstgemeinschaft": alle wurden
genommen und sogar verkauft — es war wie in
einem Märchen von Andersen! Auf einmal war
der (so anspruchslose) Name Ernst Huber die
Marke für eine Kunst, mit der man rechnete.
Josef Hoffmann stellte den 25 jährigen Autodi-
dakten 1920 in der „Kunstschau" aus, der er
seitdem als Mitglied angehört. — Einige Reisen
nach dem Süden, teilweise im Auftrage des Lloyd
Triestino, nach Italien, Dalmatien, Istrien, nach
der Levante, Ägypten, ein längerer Aufenthalt
in Palästina sind die wichtigen Ereignisse in dem
sonst sehr stillen Leben des Malers gewesen,
der den ganzen Krieg an exponiertestem Posten
mitgemacht hatte, ohne daß die brutalen Vor-
gänge der Außenwelt ihn irgendwie aus dem
seelischen Gleichgewicht gebracht hätten.
Er ist ein glücklicher Mensch. Ein Talent von
schöner Leichtigkeit ermöglicht ihm, auszu-
drücken, was er erlebt, und seine Ausbildung
als Handwerker hat in ihm den Sinn für Technik
und Material entwickelt, den keine Akademie
ihren Schülern mitgibt. Ganz unverbildet, ganz
naiv ist er an die Kunst herangegangen, und er
brachte gerade das mit, was ihr vor allem in der
Großstadt so leicht mangelt: Natur. Kindheits-
erinnerungen binden ihn an glückliche Sommer,
die er in einem oberösterreichischen Dorf ver-
bracht hatte: immer wieder tauchen die fröh-
lichen Schnitter und Bauernmädchen, mit denen
er sich als Bub auf den Feldern herumgetrieben