Vom Wesen der Keramik
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ausfuhrung: prof. m. laeuger
bis zu mehreren Millimetern dick sein kann.
Ebenso ist auch die Beschaffenheit der Ober-
fläche der Glasur von größter Bedeutung, ab-
gesehen von der unterschiedlichen Stärke des
Glanzes (Matt bis Hochglanz).
Ganz wesentlich ist es auch, ob die Farben
unter der Glasur, in der Glasur selbst, oder
auf der Glasur eingebrannt, oder nachträglich
bei niederem Feuer aufgebrannt, oder auf
kaltem Weg aufgemalt werden.
Die keramischen Gebilde können wie Metall-
und Holzgegenstände durch Gebrauch (durch
Abnützung der Oberfläche), durch jahrhunderte-
lange Berührung mit dem Leben, durch mit der
Zeit entstandene chemische Veränderungen der
Glasur an Reiz sehr gewinnen und im Ausdruck
wertvoller werden. Diese Reize können auch
teilweise künstlich erzeugt werden auf kaltem
Weg durch Übermalen mit Wachsfarbe, Ein-
graben u. dergl. (Fälschungen von Antiquitäten).
Es ist jedoch unmöglich eine hochwertige
keramische Arbeit genau zu kopieren. Je min-
derwertiger aber eine Keramik, desto leichter
kann sie nachgemacht werden, sogar in andern
Stoffen. Manche keramische Arbeiten sind von
lackiertem Blech kaum zu unterscheiden.
In der Keramik ist es möglich, und das ist
eine Eigenschaft, die von allen Werkstoffen nur
»plastik« keramik. 45 cm br.
der keramische besitzt, den Reichtum und das
Leben im Stoffe so zu steigern, und zwar im
Feuerprozeß, daß eine Wirkung entsteht, wie
sie bei keinem andern Kunstgebiet erreicht wird.
Es herrscht leider in keinem andern Kunst-
zweig mehr Unklarheit über das Wesen des
Werkstoffes als in der Keramik. Man meint
viel davon zu verstehen, wenn man über Ge-
schichte und Technik der Keramik unterrichtet
ist und Steinzeug von Steingut unterscheiden
kann. Es ist ja bekannt, was die zahllosen
Sammler an ihren Stücken eigentlich schätzen,
und daß die wenigsten unter ihnen wissen, was
gut und was schlecht, wohl aber was teuer und
selten ist.
Überhaupt geben die Sammlungen über das
Wesen der Keramik und die volle beabsichtigte
künstlerische Wirkung schon deswegen keinen
rechten Aufschluß, weil die künstlerische Wir-
kung der verschiedenen Keramiken abhängig
ist von der Umgebung, in die sie gehören und
für die sie ursprünglich auch bestimmt waren.
Zum Beispiel ist eine alte persische Fliese
im Innenraum am besten untergebracht, wenn
sie in eine weißgetünchte Wand eingemauert
ist; es ist durchaus nicht einerlei, ob diese Wand
rauh verputzt ist, oder gefärbten Kalkanstrich
hat, oder geschliffenen Putz, oder Ölfarbanstrich.
50
ausfuhrung: prof. m. laeuger
bis zu mehreren Millimetern dick sein kann.
Ebenso ist auch die Beschaffenheit der Ober-
fläche der Glasur von größter Bedeutung, ab-
gesehen von der unterschiedlichen Stärke des
Glanzes (Matt bis Hochglanz).
Ganz wesentlich ist es auch, ob die Farben
unter der Glasur, in der Glasur selbst, oder
auf der Glasur eingebrannt, oder nachträglich
bei niederem Feuer aufgebrannt, oder auf
kaltem Weg aufgemalt werden.
Die keramischen Gebilde können wie Metall-
und Holzgegenstände durch Gebrauch (durch
Abnützung der Oberfläche), durch jahrhunderte-
lange Berührung mit dem Leben, durch mit der
Zeit entstandene chemische Veränderungen der
Glasur an Reiz sehr gewinnen und im Ausdruck
wertvoller werden. Diese Reize können auch
teilweise künstlich erzeugt werden auf kaltem
Weg durch Übermalen mit Wachsfarbe, Ein-
graben u. dergl. (Fälschungen von Antiquitäten).
Es ist jedoch unmöglich eine hochwertige
keramische Arbeit genau zu kopieren. Je min-
derwertiger aber eine Keramik, desto leichter
kann sie nachgemacht werden, sogar in andern
Stoffen. Manche keramische Arbeiten sind von
lackiertem Blech kaum zu unterscheiden.
In der Keramik ist es möglich, und das ist
eine Eigenschaft, die von allen Werkstoffen nur
»plastik« keramik. 45 cm br.
der keramische besitzt, den Reichtum und das
Leben im Stoffe so zu steigern, und zwar im
Feuerprozeß, daß eine Wirkung entsteht, wie
sie bei keinem andern Kunstgebiet erreicht wird.
Es herrscht leider in keinem andern Kunst-
zweig mehr Unklarheit über das Wesen des
Werkstoffes als in der Keramik. Man meint
viel davon zu verstehen, wenn man über Ge-
schichte und Technik der Keramik unterrichtet
ist und Steinzeug von Steingut unterscheiden
kann. Es ist ja bekannt, was die zahllosen
Sammler an ihren Stücken eigentlich schätzen,
und daß die wenigsten unter ihnen wissen, was
gut und was schlecht, wohl aber was teuer und
selten ist.
Überhaupt geben die Sammlungen über das
Wesen der Keramik und die volle beabsichtigte
künstlerische Wirkung schon deswegen keinen
rechten Aufschluß, weil die künstlerische Wir-
kung der verschiedenen Keramiken abhängig
ist von der Umgebung, in die sie gehören und
für die sie ursprünglich auch bestimmt waren.
Zum Beispiel ist eine alte persische Fliese
im Innenraum am besten untergebracht, wenn
sie in eine weißgetünchte Wand eingemauert
ist; es ist durchaus nicht einerlei, ob diese Wand
rauh verputzt ist, oder gefärbten Kalkanstrich
hat, oder geschliffenen Putz, oder Ölfarbanstrich.