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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Breuhaus de Groot, Fritz August: Menschen und Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0075

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FRITZ AUG.
I BREUHAUS-
DÜSSKLDORF

MENSCHEN UND BAUTEN

Menschen und Bauten entwachsen dem Cha-
rakter ihrer heimatlichen Erde, atmen die
Luft ihrer Ebenen, Täler oder Berge. In den
Grundrissen der Bauten tastet ihr Lebensstan-
dard, ihr Beruf, Kultur. Und die Gesichte des
Hauses grüßen die Landschaft, still und beschei-
den, sind da und doch nicht da, verbunden mit
allem, geformt nach Gedanken und Zweck der
Räume, Sonne und Schatten, Bäumen, Wiesen,
Wassern und der Landschaft Silhouette.

Und das ist die Lust zu bauen: hier und dort
für neue Menschen in neuen Gedanken, weit
verstreut, bald hoch im sonnenarmen Norden,
oder im glutheißen Süden, in den Ebenen, in
den Bergen, an Städte geschmiegt oder ängst-
lich in stillen Straßen großer Städte, wo die
Gärten sich streicheln. Das ist Lust, Jubel des
Schaffenden, taufrisches Schöpfen. Kinder des
Künstlers, und alle stehen fest auf dem Boden
väterlicher Pflanzung. Der „Cour du peintre",
das Heim eines bekannten Malers, soll im Tessin,
dort wo die Berge in die lombardische Tiefebene
ausklingen, erstehen. Der Maler ein herber,
ernster Mann, seine Bilder verraten stärkste Per-
sönlichkeit, die Dame des Hauses heiteren Sin-
nes, glücklichsten Gegensatzes. Das Haus um-
wohnt den Hof, den Hof mit Stauden u. Schwimm-
bassin, den Hof, der eigenes Reich, Geschlossen-
heit, abgeschiedene Geborgenheit verbürgt.

Eine geräumige Vorhalle mit anschließender
Garderobe. Die Halle mit Kamin und sitztiefer
Fensternische eröffnet, mit dem Atelier verbun-
den, weiteste Perspektiven. Fünf große Türen
verbinden Halle und Hof. Die Empore mit Blick
in Halle und Atelier gewährt dem Maler Distanz
zu seinen Bildern, trennt die Halle der Freude
vom Räume der Arbeit. Aus dem Atelier führt
eine Treppe zum Bilder-Abstellraum und zu
einem gedeckten Brückengang zum Schlafraum
des Künstlers. Unter dem Brückengang verbin-
den sich freier Garten und Hof, lassen ihn atmen,
verbinden Innen- und Außenwelt. Ein kleiner
Wohnraum zum Hof als Auftakt zu dem ovalen
Speisezimmer mit hohen Türen. Die Anrichte
schließt sich an, von der Küche — leider —
durch Gang getrennt. Küche u. Mädchenzimmer,
den Keller von der Anrichte erreichbar. Vom
Gang eine Treppe zu den Zimmern der Gäste.
— Spielraum und Kinderzimmer liegen neben
dem Schlafraum der Dame. Diesen trennt der
komfortable Baderaum vom Schlafzimmer des
Herrn. — Das ist der Hof des Malers, wie ich
ihn erdachte für ihn, nachdem ich seine Ge-
dankenwelt erkannte. Nach den Köstlichkeiten
der Projektierung eines Grundrisses entstanden
mit gleicher Freude die Außenansichten, und
nun wartet das Werden und Wachsen, die Voll-
endung und letzter Genuß. fr. auo. breuhaus.
 
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