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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Friedeberger, Hans: Kopenhagener Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0135

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GERHARD
HENNING
»MÄRCHEN«
KOPENHAGEN

KOPENHAGENER PORZELLAN

A uf der Pariser Centenar-Ausstellung gab es
XV in der keramischen Abteilung eine große
Überraschung: Die Kgl. Porzellanfabrik Kopen-
hagen trat mit neuen Arbeiten auf, die so über
alles bisherige hinausragten, daß sie die ganze
Porzellankunst aus dem Geleise brachten. Selbst
die Konservativsten der alten Manufakturen,
Sevres und Meißen, ließen sich herauslocken,
und die kleine Kopenhagener Fabrik hatte über
Nacht Weltruf gewonnen.

Das war 1900. Und nun feiert sie mit einer
Ausstellung im Berliner Kunstgewerbemuseum
ihr 150 jähr. Bestehen. 150 Jahre schon? Was
in aller Welt hat denn die Kopenhagener Kgl.
Fabrik in den 125 Jahren von ihrer Gründung bis
zur Pariser Centenar-Ausstellung getrieben, daß
man so gar nichts von ihr wußte, und weil man
schon beim Fragen ist, fragt man gleich weiter:
hat sie ihre Weltgeltung behaupten können?

Um es gleich zu sagen: mit jenen erstaunlichen
Arbeiten aus der Zeit um 1900 hält man sich
auf dieser Ausstellung nicht lange auf. Sie sind
da, übrigens nicht übermäßig ausgebreitet, man
grüßt sie mit einem freudigen Lächeln des
Wiedererkennens, und sie haben nichts von
ihrer Schönheit, ihrer zarten Grazie und ihrer
virtuosen, nur von dem Fachmann ganz zu er-
schließenden technischen Vollendung verloren.
Aber man wird schnell wieder von ihnen weg-
gelockt, rückwärts zu den Anfängen der Fabrik,
und vorwärts zu den neuen Arbeiten.

Die frühen Arbeiten sind anfangs nicht besser,
als das, was die anderen älteren europäischen
Manufakturen auch machten, kaum anders.
Aber dann entsteht um 1800, als Geschenk für
die Zarin Katharina II. von Rußland, also zu
demselben Zwecke, der auch die Manufaktur
Friedrichs des Großen zu einer besonderen Lei-

125

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