Widerstreit der Generationen
174
max
weber
»bildnis-
kopf«
die jeweils neuesten Lehren in der Praxis zu
verwerten, an ihrer inneren Unzulänglichkeit
scheitern. Und so stellt sich eben wieder ein-
mal heraus, daß Kunstgesetze, gleich Gesetzen
des natürlichen Lebens, nur den Rahmen bilden
können, innerhalb dessen die Schöpferkraft sich
tätig bewegt, bewegen kann, bewegen muß;
stellt sich heraus, daß selbst die größte Summe
technischer Errungenschaften und theoretischer
Kenntnisse, niemals gnadenhaft empfangene,
individuelle Schöpferkraft zu ersetzen vermag.
Diese aus leidvollem Erleben gewonnene
Erfahrung stimmt denn auch schon die von
ernsthafter Gesinnung und lauterem Wollen
erfüllten jungen Revolutionäre nachdenklicher
und ruhiger. Sie erkennen allmählich, daß sie
nicht nur irgend wohin wollen, daß sie auch
irgendwoher kommen; daß einer, weder als
Mensch noch als Künstler, ohne Vorfahren ist,
sein kann; daß Vorzüge oder Schwächen einer
Anschauung, einer Ausdrucksart, einerTechnik,
mit dem Begriff künstlerischer Schöpferkraft,
genialer Gestaltungsfähigkeit keineswegs gleich-
bedeutend sind. Und damit findet die junge
Generation ihren Weg, ohne ihn klar bewußt
gesucht zu haben, gleichsam von selbst, a. r.
174
max
weber
»bildnis-
kopf«
die jeweils neuesten Lehren in der Praxis zu
verwerten, an ihrer inneren Unzulänglichkeit
scheitern. Und so stellt sich eben wieder ein-
mal heraus, daß Kunstgesetze, gleich Gesetzen
des natürlichen Lebens, nur den Rahmen bilden
können, innerhalb dessen die Schöpferkraft sich
tätig bewegt, bewegen kann, bewegen muß;
stellt sich heraus, daß selbst die größte Summe
technischer Errungenschaften und theoretischer
Kenntnisse, niemals gnadenhaft empfangene,
individuelle Schöpferkraft zu ersetzen vermag.
Diese aus leidvollem Erleben gewonnene
Erfahrung stimmt denn auch schon die von
ernsthafter Gesinnung und lauterem Wollen
erfüllten jungen Revolutionäre nachdenklicher
und ruhiger. Sie erkennen allmählich, daß sie
nicht nur irgend wohin wollen, daß sie auch
irgendwoher kommen; daß einer, weder als
Mensch noch als Künstler, ohne Vorfahren ist,
sein kann; daß Vorzüge oder Schwächen einer
Anschauung, einer Ausdrucksart, einerTechnik,
mit dem Begriff künstlerischer Schöpferkraft,
genialer Gestaltungsfähigkeit keineswegs gleich-
bedeutend sind. Und damit findet die junge
Generation ihren Weg, ohne ihn klar bewußt
gesucht zu haben, gleichsam von selbst, a. r.