Deutsche Kunst Düsseldorf ig 28
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H.HOERLE
— K Dm.
•MELAU-
C HOLIE «
weit jenseits ihrer wie Dix diesseits ihrer steht.
Nur den impertinent eindringlichen Strich haben
sie mit einander gemein. Und jene Pressung der
tatsächlichen Dingzustände, die schon etwas
Metaphysisches aus ihnen aufspringen läßt. Das
hat man sonst bei Richard Müller nie gespürt.
Die Perversität seiner bildnerischen Empfindung,
die eine besondere Note von Kitsch ergab, ließ
es nie durchscheinen. Diesmal hängen Stücke
(die er selbst für schlecht findet!), die aufschauen
machen. Von Dix ist da ein kleines Familien-
bild, das vom alten Dix wenig übrig läßt, dafür
aber Anleihen bei der altdeutschen Malerei
macht und einen Grünewaldkopf sorglos und
akademisch brav ins Bild aufnimmt. Die Far-
bigkeit bleibt amüsant. — Interessant dürfen
hier noch die Versuche Ehmsens (München)
um ein farbig gesehenes Bild genannt werden.
Nun — die „Neue Sachlichkeit" hat aus-
gespielt. Eine ganz andere Sehnsucht setzt in
breiter Linie ein: die nach satter, in sich ge-
stufter Farbigkeit. Das reicht von impressio-
nistischen Anwandlungen bis zu substanz-ge-
schwellten Dingreferaten. Das macht auch die
Einheitlichkeit dieser Ausstellung aus und läßt
Erscheinungen wie Liebermann, Slevogt
(schlecht vertreten), Graf Kalckreuth und Leo
von König doch noch zusammengehen mit
neuesten Pechsteins, mit einem Radziwill
oder Kohler. (Zu den letzteren sei gleich hier
bemerkt: daß Radziwills schweres Substanz-
treiben im Raum unbedingt überzeugt, während
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H.HOERLE
— K Dm.
•MELAU-
C HOLIE «
weit jenseits ihrer wie Dix diesseits ihrer steht.
Nur den impertinent eindringlichen Strich haben
sie mit einander gemein. Und jene Pressung der
tatsächlichen Dingzustände, die schon etwas
Metaphysisches aus ihnen aufspringen läßt. Das
hat man sonst bei Richard Müller nie gespürt.
Die Perversität seiner bildnerischen Empfindung,
die eine besondere Note von Kitsch ergab, ließ
es nie durchscheinen. Diesmal hängen Stücke
(die er selbst für schlecht findet!), die aufschauen
machen. Von Dix ist da ein kleines Familien-
bild, das vom alten Dix wenig übrig läßt, dafür
aber Anleihen bei der altdeutschen Malerei
macht und einen Grünewaldkopf sorglos und
akademisch brav ins Bild aufnimmt. Die Far-
bigkeit bleibt amüsant. — Interessant dürfen
hier noch die Versuche Ehmsens (München)
um ein farbig gesehenes Bild genannt werden.
Nun — die „Neue Sachlichkeit" hat aus-
gespielt. Eine ganz andere Sehnsucht setzt in
breiter Linie ein: die nach satter, in sich ge-
stufter Farbigkeit. Das reicht von impressio-
nistischen Anwandlungen bis zu substanz-ge-
schwellten Dingreferaten. Das macht auch die
Einheitlichkeit dieser Ausstellung aus und läßt
Erscheinungen wie Liebermann, Slevogt
(schlecht vertreten), Graf Kalckreuth und Leo
von König doch noch zusammengehen mit
neuesten Pechsteins, mit einem Radziwill
oder Kohler. (Zu den letzteren sei gleich hier
bemerkt: daß Radziwills schweres Substanz-
treiben im Raum unbedingt überzeugt, während