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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Hausenstein, Wilhelm: Wandlungen der Kritik
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0248

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Wandlungen der Kritik

238

J ULIUS
HESS
»JUNGES
MÄDCHEN«

nach dem „Was" und nach dem „Wie". Nach
mehr kann sie nicht fragen. Aber sie kann
nach Beidem nachdrücklicher, einläßlicher
fragen. Dies ist die kritische Leistung des 19.
und des beginnenden 20. Jahrhunderts.

Während des 19. Jahrhunderts geschieht im
Bereich des Künstlerisch-Tatsächlichen dies
Merkwürdige, dies sehr Besondere: das „Wie"
der Kunst, das Bewußtsein der Kunst von ihren
eigenen Formen nimmt zu. Und mehr; dies
„Wie", dies Bewußtsein vom „Wie" wird etwas
Spezielles, etwas vom unbefangenen und
allgemeingültigen Dasein der Kunst Abgelöstes.
Um es roh zu sagen: mehr als je wird nun die
Kunst ein „Fach". Dies geschieht auf der Bahn

der Entwicklung von der malerischen Romantik
über den malerischen Realismus zur malerischen
Programmatik des Impressionismus. In dieser
aufs „Malerische" gerichteten Entwicklung ge-
schieht eine Durchzüchtung des Mittels, nämlich
des malerischen Mittels, auch eine Durchzüch-
tung der kritischen Begriffe vom malerischen
Mittel, wie sie vorher nie erlebt worden war.
Wir alle wissen: in dem Verhältnis, in dem diese
Durchzüchtung der malerischen Formalien zu-
nahm, ja in dem die Durchzüchtung der male-
rischen Formalien eigentlich Thema der Kunst
wurde, jawohl, Thema, Gegenstand — in diesem
Verhältnis nahm das Gewicht des Inhaltlichen
ab. Des Inhaltlichen — das heißt: der Stoffe
 
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