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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Fels, Florent: Der Maler Per Krohg
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0363

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PER KROHG—PARIS

»DER SOHN DES KUNSTLERS«

DER MALER PER KROHG

VON FLORENT FELS

Per Krohg, ein junger Skandinavier franzö-
sischer Kultur, nimmt in der gegenwärtigen
Pariser Malerei einen hervorragenden Platz ein.

In einem Dorf am Ufer des Fjords von Oslo
geboren, hat er in Frankreich, wo sein Vater,
der Maler Christian Krohg, wohnhaft war, seine
Studienjahre verlebt. Norwegen kennt er nur
von kurzen Sommerreisen her. Am häufigsten
weilte er mit seiner Familie in der Bretagne, wo
die Landschaft an nordische Natur anklingt. Oft
waren dort auch die Freunde Georg Brandes,
FritzThaulow und Rodin zu Gast. DieseFreunde
fand man dann in Paris wieder, bei Abendge-
sellschaften, zu denen auch Strindberg erschien.

Als Per erwachsen war, nahm ihn sein Vater
häufig in die kleine Bar „Calisaya" mit, wo an
schönen Spätnachmittagen endlose Gespräche
zwischen Fritz Thaulow, Lord Douglas und
Oskar Wilde hin und her gingen; und man kann
wohl sagen, daß diese drei Männer annähernd
die höchste und subtilste Vervollkommnung des
internationalen Kunstgeistes darstellten.....

Per Krohg lag tagsüber seinen Studien ob,
am Abend zeichnete er Akt in der Akademie
Colarossi. Einmal unterbrach er seinen künst-
lerischen Lehrgang, um an der Universität
Christiania ein Examen abzulegen. Aber rasch
kehrte er nach Paris und zur Malerei zurück.

Um 1909 finden wir ihn in der Akademie
Matisse, wo Rudolf Levy das Szepter führte,
wo Revold und Sörensen, die Norweger, ferner
Guinde, Dubreuil und Jean Heiberg, Matisses
Lieblingsschüler, studierten.

Matisse verabscheute es, wenn man ihn nach-
ahmte. Er suchte Liebe zur Zeichnung zu er-
wecken, er trieb seine Schüler an, Spiel und
Gleichgewicht der Formen durch die Aneinander-
reihung konvexer Elemente zu erzielen. Er
haßte außerdem jede Übertreibung und jede
Verzerrung. Darin berührte er sich mit Krohgs
erstem Lehrer, seinem Vater; denn dieser schon
hatte sich bestrebt, dem Lernenden feste Grund-
lagen zu geben, die späterhin der Entfaltung
einer sehr ergiebigen Originalität dienen sollten.

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XI. September la28. 2
 
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