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Born, Wolfgang: Der Pariser Architekt Rob Mallet-Stevens
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0401
ARCHITEKT ROß MALLET-STEVENS
HAUSER DER MALLET-STEVENS-STR.
DER PARISER ARCHITEKT ROß MALLET-STEVENS
VON WOLFGANG BORN
Architektur als Sache der Gesinnung: das
^ ist — mit einem Worte — das Programm
dieses Baumeisters, dessen Erscheinung einen
neuen Typus kosmopolitischer Kultur verkör-
pert. Im Jahre 1886 in Paris geboren, ist er nur
zur Hälfte Franzose; mütterlicherseits stammt
er aus der belgischen Familie Stevens, deren
Name durch den Maler des Manet-Kreises be-
kannt geworden ist. Auf dem schlanken Kör-
per des „Sportsman" ein Kopf von eleganter
Kantigkeit, mit unbestechlichen Augen und
schmalen Lippen, um die es sarkastisch zuckt.
Man könnte ihn sich gut als Helden eines der
dialektischen Stücke Bernard Shaws vorstellen,
als einen jener humorvollen Revolutionäre etwa
. . . und wirklich, wenn er spricht oder schreibt
(und er liebt es, seine Ideen literarisch zu ver-
treten), sprüht er von aphoristischen und para-
doxen Einfällen, die höchst suggestiv verdeut-
lichen, was ihm vorschwebt. Das aber ist die
Architektur für den modernen Menschen, für
Leute seines Schlages, die sich unbedenklich
zum Geist der Gegenwart bekennen, die körper-
lich durchgebildet, auf Luft und Sonne schwören
und der Romantik die Hygiene entgegensetzen.
Aus dieser Einstellung ergeben sich folge-
richtig die Prinzipien seines Stiles. Als augen-
fälliges Charakteristikum prägt sich zunächst die
terrassenförmige Schichtung der Baumasse ein.
Die Vermeidung alles ornamentalen Schmuckes,
die Anwendung des Eisenbetons in Verbindung
mit Hohlziegeln als Hauptmaterial, die Bevor-
zugung von Schiebefenstern, automatischen Tür-
verschlüssen und anderen mechanischen Be-
helfen findet sich auch bei gleichzeitigen Bestre-
bungen in anderen Ländern. Was sein Werk
391
XXXI. September 1928. 6-
HAUSER DER MALLET-STEVENS-STR.
DER PARISER ARCHITEKT ROß MALLET-STEVENS
VON WOLFGANG BORN
Architektur als Sache der Gesinnung: das
^ ist — mit einem Worte — das Programm
dieses Baumeisters, dessen Erscheinung einen
neuen Typus kosmopolitischer Kultur verkör-
pert. Im Jahre 1886 in Paris geboren, ist er nur
zur Hälfte Franzose; mütterlicherseits stammt
er aus der belgischen Familie Stevens, deren
Name durch den Maler des Manet-Kreises be-
kannt geworden ist. Auf dem schlanken Kör-
per des „Sportsman" ein Kopf von eleganter
Kantigkeit, mit unbestechlichen Augen und
schmalen Lippen, um die es sarkastisch zuckt.
Man könnte ihn sich gut als Helden eines der
dialektischen Stücke Bernard Shaws vorstellen,
als einen jener humorvollen Revolutionäre etwa
. . . und wirklich, wenn er spricht oder schreibt
(und er liebt es, seine Ideen literarisch zu ver-
treten), sprüht er von aphoristischen und para-
doxen Einfällen, die höchst suggestiv verdeut-
lichen, was ihm vorschwebt. Das aber ist die
Architektur für den modernen Menschen, für
Leute seines Schlages, die sich unbedenklich
zum Geist der Gegenwart bekennen, die körper-
lich durchgebildet, auf Luft und Sonne schwören
und der Romantik die Hygiene entgegensetzen.
Aus dieser Einstellung ergeben sich folge-
richtig die Prinzipien seines Stiles. Als augen-
fälliges Charakteristikum prägt sich zunächst die
terrassenförmige Schichtung der Baumasse ein.
Die Vermeidung alles ornamentalen Schmuckes,
die Anwendung des Eisenbetons in Verbindung
mit Hohlziegeln als Hauptmaterial, die Bevor-
zugung von Schiebefenstern, automatischen Tür-
verschlüssen und anderen mechanischen Be-
helfen findet sich auch bei gleichzeitigen Bestre-
bungen in anderen Ländern. Was sein Werk
391
XXXI. September 1928. 6-