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2. Die Kunst der schwedischen Großmachtszeit
Wrangel, der sich dabei, wie August Hahr wahrscheinlich gemacht
hat, mehr noch als an das Aschaffenburger Schloß an ostdeutsche
und osteuropäische Bauten, die er in seinen Kriegsjahren kennen
gelernt hatte, angelehnt zu haben scheint.
In großem Maßstabe konnte Tessin seine Ideen in Drottningholm
durchführen. Hier hat er den Baukörper weit und bequem in
Flügel- und Pavillonbauten ausgebreitet; die Formen sind den
größeren Verhältnissen entsprechend voller und mannigfaltiger; der
im französischen Stile angelegte Park übernimmt die Architektur
in die Landschaft, in deren geräumigen Horizontalismus das
Schloß leicht und organisch eingeht. Für das Innere hat die Pracht
der französischen Königsschlösser das Vorbild gegeben. Durch einen
monumental ausgebildeten Doppeltreppenbau von ungewöhnlichen
Maßstäben hat Tessin, der den Treppenhäusern in seinen Bauten
überhaupt eine besondere Vorliebe zuwandte, die Eingangshalle
mit Raumfülle und Raumbewegung belebt, und diesen pompösen
Auftakt nehmen die plastisch und malerisch üppig dekorierten
Repräsentationsräume auf, unter denen Hedwig Eleonoras Schlaf-
zimmer ein Prunkstück nach Versailler Art ist. Ein ganzer Stab
von Künstlern war neben und unter Tessin an den Schloßarbeiten
tätig. Die Skulpturen führten der Antwerpener Verhulstschüler
Nikolaus Millich, ein nüchternes, doch formalgefälliges Talent, und
der weiterhin noch zu erwähnende Burkard Precht aus. Unter den
Stukkateuren waren die Brüder Carove aus Italien die vorzüg-
lichsten; an den Malereien aber fiel David Klöcker von Ehrenstrahl
(1629—98) der Hauptanteil zu.
Bis dahin war die Malerei in Schweden nur von gastierenden
Ausländern geübt worden. So hatte Christine den van Dyck-
schüler David Beck und den Franzosen Sebastian Bourdon berufen,
so Hedwig Eleonora aus ihrer holsteinischen Heimat ihren Lands-
mann Jurian Ovens mitgebracht. Klöcker war der erste Maler von
Persönlichkeit, der im Lande einwurzelte. Er war ein geborener
Hamburger, hatte bei Jurian Jacobs in Amsterdam gelernt und
dann durch seine Anstellung bei der schwedischen Kanzlei in
Deutschland Verbindungen gewonnen, die ihn 1651 zur Übersiede-
lung nach Stockholm veranlaßten. Es war wohl Maria Eleonora,
2. Die Kunst der schwedischen Großmachtszeit
Wrangel, der sich dabei, wie August Hahr wahrscheinlich gemacht
hat, mehr noch als an das Aschaffenburger Schloß an ostdeutsche
und osteuropäische Bauten, die er in seinen Kriegsjahren kennen
gelernt hatte, angelehnt zu haben scheint.
In großem Maßstabe konnte Tessin seine Ideen in Drottningholm
durchführen. Hier hat er den Baukörper weit und bequem in
Flügel- und Pavillonbauten ausgebreitet; die Formen sind den
größeren Verhältnissen entsprechend voller und mannigfaltiger; der
im französischen Stile angelegte Park übernimmt die Architektur
in die Landschaft, in deren geräumigen Horizontalismus das
Schloß leicht und organisch eingeht. Für das Innere hat die Pracht
der französischen Königsschlösser das Vorbild gegeben. Durch einen
monumental ausgebildeten Doppeltreppenbau von ungewöhnlichen
Maßstäben hat Tessin, der den Treppenhäusern in seinen Bauten
überhaupt eine besondere Vorliebe zuwandte, die Eingangshalle
mit Raumfülle und Raumbewegung belebt, und diesen pompösen
Auftakt nehmen die plastisch und malerisch üppig dekorierten
Repräsentationsräume auf, unter denen Hedwig Eleonoras Schlaf-
zimmer ein Prunkstück nach Versailler Art ist. Ein ganzer Stab
von Künstlern war neben und unter Tessin an den Schloßarbeiten
tätig. Die Skulpturen führten der Antwerpener Verhulstschüler
Nikolaus Millich, ein nüchternes, doch formalgefälliges Talent, und
der weiterhin noch zu erwähnende Burkard Precht aus. Unter den
Stukkateuren waren die Brüder Carove aus Italien die vorzüg-
lichsten; an den Malereien aber fiel David Klöcker von Ehrenstrahl
(1629—98) der Hauptanteil zu.
Bis dahin war die Malerei in Schweden nur von gastierenden
Ausländern geübt worden. So hatte Christine den van Dyck-
schüler David Beck und den Franzosen Sebastian Bourdon berufen,
so Hedwig Eleonora aus ihrer holsteinischen Heimat ihren Lands-
mann Jurian Ovens mitgebracht. Klöcker war der erste Maler von
Persönlichkeit, der im Lande einwurzelte. Er war ein geborener
Hamburger, hatte bei Jurian Jacobs in Amsterdam gelernt und
dann durch seine Anstellung bei der schwedischen Kanzlei in
Deutschland Verbindungen gewonnen, die ihn 1651 zur Übersiede-
lung nach Stockholm veranlaßten. Es war wohl Maria Eleonora,