3. Nikodemus Tessin d. J.
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die Umgebung des Schlosses zu einer Art Forum ausgebildet worden,
das der Königsbau auf der Höhe gekrönt hätte. Sie sind unaus-
geführt geblieben; der Meister hat nur die Vollendung des Nord-
flügels und eben noch die Wiederaufnahme der Bauarbeiten erlebt,
deren Leitung nach seinem Tode an seinen Sohn, den Grafen Karl
Gustav Tessin, überging. Der war kein zünftiger Baumeister mehr,
sondern ein vornehmer und hochgebildeter Baudilettant und Kunst-
freund, der 1741 seine Stellung aufgab, um sich ganz der Politik
zu widmen. Oberintendant wurde nun Karl Härleman (1700—1753),
der 1742 den Außenbau vollendete. Die weitere Jahrzehnte in An-
spruch nehmende Innenausstattung wurde unter Karl Johann Cron-
stedt (1709—79) und Carl Fredrik Adelcrantz (1716—96) fertiggestellt.
War Härleman beim Aufbau des Schlosses an Tessins Pläne ge-
bunden, so konnte er bei der Innengestaltung selbständig vorgehen,
und hier vollzog er den Übergang zum französischen Stile.
Die Tage des heroischen Pathos waren mit der Großmachtszeit
vorüber. Der veränderte Zeitgeschmack fand in der koketten In-
timität und dem verfeinerten Formenspiele des Rokokos Befriedi-
gung, und Paris wurde das Licht, dem die schwedische Kunst ihr
Gesicht zuwandte. Von dort holte sich Härleman eine Anzahl von
Künstlern, darunter den Maler Guillaume Thomas Taraval und den
Bildhauer Jacques Philippe Bouchardon, einen Bruder des be-
rühmteren Edme, nach dessen Tode (1753) Pierre Hubert Larche-
vgque als sein Nachfolger berufen wurde: es war die letzte größere
ausländische Blutzufuhr, die dem schwedischen Künstlerstande zu-
teil wurde. Übrigens faßte man von Anfang an den Ersatz der
fremden durch einheimische Kräfte ins Auge, und es erfolgte zu
diesem Zwecke 1735 die Begründung der bereits vom jüngeren
Tessin geplanten „Kgl. Zeichenakademie“, der ersten ihrer Art
im Norden.
So trat die schwedische Kunst ins Zeichen des Rokokos. Königin
Luise Ulrike, die Schwester Friedrichs des Großen, und der als
Gesandter in Paris wirkende Graf Tessin waren große Freunde und
Förderer des neuen Stils. Die französischen Meister und ihre schwe-
dischen Zöglinge hüllten die Innenräume des Schlosses in sein Fest-
kleid. Was aber seine Verbreitung besonders begünstigte, das war
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die Umgebung des Schlosses zu einer Art Forum ausgebildet worden,
das der Königsbau auf der Höhe gekrönt hätte. Sie sind unaus-
geführt geblieben; der Meister hat nur die Vollendung des Nord-
flügels und eben noch die Wiederaufnahme der Bauarbeiten erlebt,
deren Leitung nach seinem Tode an seinen Sohn, den Grafen Karl
Gustav Tessin, überging. Der war kein zünftiger Baumeister mehr,
sondern ein vornehmer und hochgebildeter Baudilettant und Kunst-
freund, der 1741 seine Stellung aufgab, um sich ganz der Politik
zu widmen. Oberintendant wurde nun Karl Härleman (1700—1753),
der 1742 den Außenbau vollendete. Die weitere Jahrzehnte in An-
spruch nehmende Innenausstattung wurde unter Karl Johann Cron-
stedt (1709—79) und Carl Fredrik Adelcrantz (1716—96) fertiggestellt.
War Härleman beim Aufbau des Schlosses an Tessins Pläne ge-
bunden, so konnte er bei der Innengestaltung selbständig vorgehen,
und hier vollzog er den Übergang zum französischen Stile.
Die Tage des heroischen Pathos waren mit der Großmachtszeit
vorüber. Der veränderte Zeitgeschmack fand in der koketten In-
timität und dem verfeinerten Formenspiele des Rokokos Befriedi-
gung, und Paris wurde das Licht, dem die schwedische Kunst ihr
Gesicht zuwandte. Von dort holte sich Härleman eine Anzahl von
Künstlern, darunter den Maler Guillaume Thomas Taraval und den
Bildhauer Jacques Philippe Bouchardon, einen Bruder des be-
rühmteren Edme, nach dessen Tode (1753) Pierre Hubert Larche-
vgque als sein Nachfolger berufen wurde: es war die letzte größere
ausländische Blutzufuhr, die dem schwedischen Künstlerstande zu-
teil wurde. Übrigens faßte man von Anfang an den Ersatz der
fremden durch einheimische Kräfte ins Auge, und es erfolgte zu
diesem Zwecke 1735 die Begründung der bereits vom jüngeren
Tessin geplanten „Kgl. Zeichenakademie“, der ersten ihrer Art
im Norden.
So trat die schwedische Kunst ins Zeichen des Rokokos. Königin
Luise Ulrike, die Schwester Friedrichs des Großen, und der als
Gesandter in Paris wirkende Graf Tessin waren große Freunde und
Förderer des neuen Stils. Die französischen Meister und ihre schwe-
dischen Zöglinge hüllten die Innenräume des Schlosses in sein Fest-
kleid. Was aber seine Verbreitung besonders begünstigte, das war