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9. Die Skandinaven in Düsseldorf

Stoffkreis der norwegischen Landschaftskunst erweiterte er durch die
Darstellung der See, die er in seinen Fjord- und Hafenbildern gern von
einer milden Sonne durchstrahlt und von lustiger Brise bewegt malte.
Das Schicksal der skandinavisch-Düsseldorfer Schule ist es ge-
worden, daß in ihr die Persönlichkeiten ausblieben, die den Anstoß
dieser ersten Meister hätten aufnehmen und die Bewegung in neue
Bahnen lenken können. Sie steht im ganzen im Zeichen der min-
deren, der Durchschnittstalente. Die Norweger wandten sich zu-
meist der Landschaftsmalerei zu. Der Romantiker dieser Gruppe
ist der jungverstorbene Hermann August Cappelen (1827—52), der
mit dramatischem Pathos die Tragödie eines sterbenden Urwalds
oder die düstere Verlassenheit eines einsamen Waldteichs schil-
derte. Auf ihn hat wohl C. F. Lessing Einfluß ausgeübt, doch sind
ihm seine Landsleute auf diesem Wege nicht gefolgt, sondern mehr
und mehr zu der sich allmählich durcharbeitenden realistischen
Stimmungslandschaft übergegangen. Voran schritt Johann Fredrik
Eckersberg (1822—70), in dessen ernstem Naturgefühle und tüch-
tigem Naturstudium man etwas von Dahls Geiste erkennen darf.
Cappelen und Eckersberg studierten noch bei Schirmer; der Lehrer
der späteren Ankömmlinge wurde Gude. Unter seinen Schülern
hat sich Morten Müller (1828—1904) als Maler des nordischen
Föhrenwaldes Ruf erworben, Anders Askevold (1839—1900) die
Darstellung der Landschaft mit der des Tierlebens verbunden,
Sophus Jacobsen (1833—1912) hauptsächlich das Winterbild ge-
pflegt, das bald im Norden ein beliebter Vorwurf werden sollte.
Man spezialisierte sich gern, blieb aber der norwegischen Natur treu,
der man dabei immer neue Motive abgewann. Eine Ausnahme bil-
dete jedoch in dieser Beziehung gerade das feinste Talent unter den
norwegischen Landschaftern, der bereits einer jüngeren Generation
angehörige Ludwig Munthe (1841—98), der durch Reisen in Holland
seinen Blick für atmosphärische Wirkungen schärfte und besonders
trübfeuchte, aus grauen Grundtönen entwickelte Herbst- und
Winterstimmungen sehr zart zu nüancieren wußte. Tidemands
erfolgreichster Nachfolger in der Schilderung des Bauernlebens
wurde der selbst dem Bauerntume entstammende Knud Bergslien
(1827—1908); übrigens fand Tidemand und überhaupt die Figuren-
 
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